Molekular Harmonik

In der Lichtphysik gibt es gleichfalls eine Art Harmonik: Wenn ein chemisches Element angeregt wird, so sendet es Licht in spezifischen Wellenlängen aus, die sich durch charakterische Linien auszeichnen, wenn man das ausgesendete Licht in sein Spektrum aufspaltet. 

File:Visible spectrum of hydrogen.jpg
Wasserstoffspektrum mit Emissionsliniene im sichtbaren Bereich (Balmer Serie). Hier wird deutlich, wie die 'Intervalle' zwischen den Emissionslinien immer kleiner werden. (image: Jan Homann / Wikimedia Commons).

Ende des 19. Jahrhunderts untersuchte Johannes Rydberg näher diese Emissionslinien von Wasserstoff und entdeckte dabei, daß die Linien nicht in einem linearen Verhältnis zueinander stehen, sondern mit einer Quadratfunktion beschrieben werden können. Bereits 2014 zur Premiere in Rom greift das Heaven’s Carousel dies auf und überträgt diese Schwingungsverhältnisse von Wasserstoff mit Linienserien im infraroten, sichtbaren und ultravioletten Spektralbereich in hörbare Frequenzen. Aufgrund der Quadratfunktion bekommen die daraus resultierende „Wasserstoffskala“ einen mikrotonalen Charakter, da die Tonabstände entsprechend immer kleiner werden.
Die Zusammensetzung und Intensität der Spektrallinien verändern sich in Abhängigkeit von physikalischen Umgebungsbedingungen, wie Druck, Dichte und Temperatur. In den Orion-Variationen, die anläßlich der Cold Harmonies 2021 in Köln erstmals präsentiert wurden, verarbeitet Tim Otto Roth bei einem "Flug" durch den kalten Orion-Nebel kompositorisch die sich verändernden spektralen Emissionen von sechs verschiedenen Molekülen. Mehr...


Aus der originalen Handschrift, die die Rydberg Formel darlegt (image: Wikimedia Commons).