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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

How we can save our theatres . Britain’s powerhouse cultural sector needs investment, not charity

by Sam Mendes (05 Jun 2020)
Original source: Financial Times

Im Hinblick auf die ernste Situation der Theater im Vereinigten Königreich glaubt Sir Sam Mendes einen Plan zu haben, wie dieser reichen Kultur zum Überleben verholfen werden kann. Der britische Film- und Bühnenregisseur unterstreicht den Wirtschaftsfaktor für das Vereinigte Königreichs als kulturelle »soft super power«: Hier generiert das Live-Theater nicht nur Karteneinnahmen, sondern bringt auch neue Talente für die Filmindustrie hervor. Um den "facettenreichen Organismus" des Live-Theaters zu retten, schlägt er eine Mixtur verschiedener Rezepte vor. Zunächst einmal plädiert er dafür, die Belegschaft zu erhalten. Vor allem schlägt er eine von 20 Prozent auf 50 Prozent erhöhte Steuererleichterung für die nächsten drei Jahre vor. Schließlich bringt er ein neues Modell für eine staatliche Unterstützung ins Spiel:  Er schlägt vor, dass der Staat als "Engel" fungiert, ähnlich wie ein privater Investor, der neue Programme mitproduziert. Die Regierung gewährt also keine Subventionen, sondern fungiert als öffentlicher Investor, der im Falle einer erfolgreichen Produktion auch einen Anteil an den Einnahmen erhält.

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tag Theater Sam Mendes Steuererleichterung Kulturförderung
Darstellende Kunst Statement

Das Eine-Milliarde-Euro-Baby

by Dirk Peitz (05 Jun 2020)
Original source: Zeit

Dirk Peitz geht der Frage nach, wie die Krise der Kultur in Deutschland genau zu beschreiben ist und wer aktuell die Kosten trägt, die in der Kulturbranche entstehen.
In den ersten Monaten der Krise hat die öffentliche Hand mit Soforthilfen Solo-Selbständigen und bislang nicht subventionierten Einrichtungen über die Krise hinweggeholfen. Im Kulturpaket sind nun Hilfen für Kultureinrichtungen vorgesehen. Eine Milliarde wird aber nicht ausreichen, um die Kulturszene und das Kulturangebot wie wir es aus Vor-Corona-Zeiten kennen, aufrecht zu erha lten.
Aber: Der Bund kann nicht alle Verluste von Privatunternehmen auffangen – zumal Länder und Kommunen die zentralen Kulturförderer in Deutschland sind. So sind die Gelder aus dem Kulturpaket vor allem für Kosten für die Einhaltung von Hygieneregeln, Privattheater, Kinos und Filmproduktion vorgesehen.
Die entscheidende Frage: Was kann man und was will man erhalten, wurde bislang nicht gestellt. Beantwortet werden kann sie erst, wenn absehbar ist, wie langanhaltend die Wirtschaftskrise die öffentlichen Kassen beeinträchtigen wird. Da die Kulturbranche in Unterschied zur Lufthansa keine überragende strategische Bedeutung hat, wird sie nie solch hohe Fördersummen erhalten, wie sie anderen Branchen und Unternehmen zugestanden wird.
Die »latent fehlende Systemrelevanz« wird nun zum Problem, kann die Kultur doch nicht nachweisen, dass sie als »Lebensmittel« oder »Wirtschaftsfaktor« von zentraler Bedeutung für unsere Gesellschaft ist. Was aktuell nicht ins Wohnzimmer gestreamt werden kann, spielt keine Rolle. Und so zeigt Peitz auf, warum Kultur nun gerade keine vegetative Grundbedürfnisse befriedigt, ihren Konsument nicht einmal zu einem besseren Staatsbürger macht.
Aber – so erläutert er das Paradox – obwohl die Kultur ein »totales Luxusprodukt« ist, ist sie auch zugleich ein elementares Medium. Sie ermöglicht es dem Gemeinwesen, sich über elementare Werte zu verständigen.
Noch gibt es keine belastbaren Zahlen, wie stark wiedereröffnete Museen, Kinos, Konzerthallen und Clubs nachgefragt sind. Auch bislang waren es nur rund 10 Prozent der Bevölkerung, die mindestens einmal im Monat eine Kultureinrichtung besucht haben. Allerdings zählt die Kulturbranche rund 1,7 Millionen Beschäftigt. Die Zahl findet Dirk Peitz so überzeugend, dass er am Ende doch für eine pragmatische Kulturpolitik plädiert. Die schiere Menge scheint auch zu gewährleisten, dass ab und an gute Kunst entstehen kann. Noch stehen die Karten gut, dass die Kulturbranche weiterhin unterstützt wird – wenn der Druck der Wirtschaftskrise zu groß wird, könnte es aber durchaus sein, dass die Karten neu gemischt werden….
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tag Monika Grütters Konjunkturpaket Kulturförderung Systemrelevanz
Alle Sparten Analyse

Warum wir das Kino brauchen

by Edgar Reitz (04 Jun 2020)
Original source: Die Zeit

Im digitalen Zeitalter hat sich das Verhältnis von Privatheit und Öffentlichkeit radikal geändert. Sind wir auch in den privatesten Räumen jederzeit erreichbar, so sind Theater, Museen, Bibliotheken und Kinos zu den wenigen Orten geworden, an denen wir offline sind. Während der Corona-Krise war man daher den Datenströmen schutzlos ausgeliefert. Dennoch bleibt die körperliche Erfahrung zentral für das Menschsein, zu der auch die Sterblichkeit gehört. In der arbeitsteiligen Gesellschaft gibt es nun zunehmend Bereiche, in denen k örperliche Produktionsprozesse keine Rolle mehr spielen. Diese benennt Reitz als Teil von Regierungs- und Herrschaftsinstrumenten. Zentrale Bedeutung für unser Menschsein weist er aber den Bereichen zu, in denen konkrete Tätigkeiten ausgeübt werden - im gemeinsamen Essen, dem Umgang mit Kindern oder eben in den Künsten. 
Auf der Basis dieser Überlegungen reflektiert Reitz die Bedeutung des Kinos in der Gegenwart: Wie wenige andere Orte bieten die Kinos in der Gegenwart einen Offline-Raum, in dem wir ganz bei uns selbst sind. Trotz des Filmerlebens in der Gemeinschaft fühlen wir uns hier als Individuum. Diese Chance muss das Medium Kino ergreifen, die Räume entsprechend gestalten und mit den übrigen Kulturangeboten in einer Stadt vernetzen. So können neue Veranstaltungskonzepte entstehen, die beispielsweise Künstler, Ausstellungen, Festivals, etc. mit einbinden. Dabei muss berücksichtigt werden, dass es nicht die Technik ist, die das Erleben beeinflusst, sondern der gesellschaftliche Rahmen. Die Zeit des Lockdowns, die für Kinos unter Umständen noch lange andauern kann, sollte genutzt werden, um solche Ideen reifen zu lassen und das Kino auf seine neue Aufgabe vorzubereiten. 

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tag Kino Offline-Raum Lebendigsein
Darstellende Kunst Gastbeitrag

Schauspielerin Stephanie Lexer über Art ist relevant . Wie wichtig ist Kunst?

by Stephanie Lexer (31 May 2020)
Original source: Nachrichten München

Kunst und Kultur ist in unserem Alltag ständig präsent. Ob es die Musik ist, die wir im Radio hören, die Serie, die wir am Abend sehen oder das Buch, das wir lesen. In der Corona-Krise haben sich viele der Akteur*innen nicht wahrgenommen gefühlt. Nicht nur wurde Kunst und Kultur nicht als systemrelevant eingeschätzt, auch der einzelne hatte das Gefühl, dass seine Arbeit nicht geschätzt wird. Die Initiative »Art ist relevant« sieht darin ein Symptom unserer Zeit, dass durch die Corona-Krise verstärkt wird. Die Wertsch&au ml;tzung für Kunst und Kultur sinkt in der Gegenwart immer mehr. Das muss sich ändern! Gleichzeitig muss sich aber auch die Branche bewusst werden, dass sie das Denken und Handeln der Gesellschaft maßgeblich prägt und damit auch die Verantwortung hat, sich Gedanken zu machen, wie unsere Welt aussehen soll.
Die Schauspielerin Stephanie Lexer ist Mitinitiatorin der Initiative »Art ist relevant«, die sich aber nicht als reine Corona-Initiative verstehen möchte, sondern sich auch darüber hinaus für die Belange von Kunst und Kultur einsetzen wird. Ein Beispiel ist hier die kritische Hinterfragung von Onlineangebote. Oft entsteht der Eindruck, dass die Arbeit von Künstler*innen aller Sparten als Hobby verstanden wird, das problemlos online zur Verfügung gestellt werden kann. Dabei handelt es sich auch hier um einen Beruf, mit dem der Lebensunterhalt verdient werden muss.
Im Interview berichtet Lexer auch, über ihre Erfahrungen während des Lockdowns. Als Schauspielerin ist sie viel unterwegs und trifft Menschen. Der fehlende Austausch, das befruchtende Gespräch hat sie am meisten vermisst. Darüber hinaus ging die Phase des Lockdowns weit über die Planungsunsicherheit hinaus, mit der Künstler*innen in ihrem Alltag umgehen müssen. Dadurch dass kein Ende absehbar war, war die Akquise neuer Aufträge unmöglich. Auch aktuell können die Produktionsfirmen nur schwer planen und Termine werden immer wieder verschoben. Hinzu kommt, dass das zwischenmenschliche Zusammenleben dauerhafter gestört zu sein scheint: Die energetische Distanz zwischen den Menschen ist auch im persönlichen Kontakt spürbar.
Zum Abschluss des Gesprächs verweist Lexer auf die Notwendigkeit Kunst und Kultur in der Krise zu unterstützen: Viele Initiativen wurden in den letzten Monaten gestartet, um die Existenz von Kulturanbieter wie Kinos und Theatern vor Ort zu sichern Hierzu gehört auch, nicht alles im kostenlosen Onlinestreaming in Anspruch zu nehmen, sondern auch die Bereitschaft zu zeigen, für Angebote im Internet zu bezahlen. Vor allem die Einrichtungen, die nicht staatliche gefördert sind, sind auf diese Form der Unterstützung dringend angewiesen.

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tag Systemrelevanz Wertschätzung Onlineangebote Filmproduktion Stephanie Lexer Kulturförderung
Alle Sparten Video-Interview

Kein »Zurück auf Los« für die Kultur

by Gero Schließ (30 May 2020)
Original source: Deutsche Welle

Neben der Luftfahrt, dem Tourismus und der Gastronomie hat die Pandemie vor allem die Kultur hart getroffen. Noch wartet die Kultur- und Kreativwirtschaft auf das rettende Konjunkturpaket, das die Folgen  ausgleicht und die Infrastruktur erhalten soll. Denn was bereits jetzt schon absehbar ist: der Schaden in der Branche ist gigantisch und er wird Langzeitwirkung haben. 
Dabei bringt die Krise Zutage, was den Insidern der Branche lange bewusst war:Im Land der Dichter und Denker wird das »Wahre und Schöne wird oft unter prekären Bedin gungen hergestellt«. Da alleine rund 340.000 Beschäftigte mit einem Jahreseinkommen von weniger als 17.500 Euro im Jahr als sogenannte Mini-Selbständige tätig sind, waren die Rücklagen schnell aufgebraucht. Die Soforthilfe der Länder waren da lediglich Erste-Hilfe-Maßnahmen, die nun durch eine langfristige Perspektive abgelöst werden muss. 
Erst wenn diese Aufgabe bewältigt ist, sollte auch die Systemfrage gestellt werden: Was sind uns Kunst- und Kulturschaffende wert? Wie werden Veranstaltungen in Zukunft aussehen? Wird man auf Großveranstaltungen verzichten und stattdesen wieder mehr auf regionale Events setzen? Denn der Wesenskern der Branche - so viel ist gewiss - wird auch nach der Krise in der Begegnung, dem Dialog bestehen. Darauf dürfen wir nicht verzichten. 

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tag Konjunkturpaket Mini-Jobs prekäre Lebenslage kulturelle Infrastruktur
Alle Sparten Kommentar

In Zeiten der Abstandsästhetik . Theater unter Corona-Bedingungen

by Stefan Grund (26 May 2020)
Original source: Welt

Auch für die Theater im Land gelten unterschiedliche Regelungen. Während in Rheinland-Pfalz die ersten Häuser Ende Mai wieder öffnen durften, bleiben die Bühnen in Hamburg is Ende Juni geschlossen. Damit werden die ersten Aufführungen erst mit Beginn der neuen Spielzeit zu sehen sein. Die Proben hierfür haben sowohl am Deutschen Schauspielhaus als auch am Thalia Theater wieder begonnen. Hierfür hat sich einiges verändert. Abstandsregeln werden eingehalten, Handschuhe und Desinfektionsmittel sind jederzeit verfügbar, es wird regelmäßig gelüftet und die Einhaltung der Hygieneregeln wird von Bühnenmeistern überwacht. Am Schauspielhaus wurde die Spielfläche um die Hinterbühne erweitert, das technische Team sitzt hinter Plexiglas und die Schauspieler halten Abstand. Im Thalia Theater wird die Mediensatire „Network“ eingeübt. Das Bühnenbild zeigt ein Fernsehstudio, das corona-bedingt in kleine Räume geteilt ist. Meist bleiben die Schauspieler in ihren Räumen, nur in wenigen Szenen sind sie gemeinsam in einem Raum zu sehen. So lassen sich Abstandsregeln gut umsetzen. Da auch die Schauspieler*innen durch die Krise verunsichert sind und einige von ihnen zur Risikogruppe zählen, gibt die Einhaltung der Hygieneregeln allen ein Gefühl der Sicherheit. 
Die nicht selbst gewählte Verfremdung, die durch die Einhaltung der Hygieneregel in der einen oder anderen Szene entsteht, stört Regisseur Jan Bosse nicht. Er macht während der Proben die Erfahrung, dass die Phantasie auf eine ganz eigene Weise angeregt wird und so Regieeinfälle entwickelt werden, auf die man vor Corona nicht gekommen wäre. Andererseits versteht er »Corona eine kollektive Erzählung«, die einen gemeinsamen Erfahrungshorizont der Zuschauer eröffnet. Auf diesen kann man auf ganz verschiedene Weise zugreifen, ohne befürchten zu müssen, dass eine Anspielung nicht verstanden wird. Auf Dauer kann er sich die corona-bedingte Spielweise nicht vorstellen, da er davon ausgeht, dass sich schnell Langeweile ausbreitet. Aktuelle Aufführungen dürfen aber den Riss in sich tragen, den die Gegenwart mit sich bringt. 

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tag Theater Probenbetrieb Hygieneregeln Hamburg Jan Bosse
Darstellende Kunst Bericht

Corona und Kultur in Berlin . Im ganz falschen Film

by Bert Schulz (23 May 2020)
Original source: taz

Wo ließe sich im Moment besser Kultur genießen als unter freiem Himmel? Der Virus mag das Sommerwetter nicht, die Ansteckungsgefahr im Freien ist daher gering. Während Kosmetikstudios und Shoppingmalls wieder öffnen, haben aber nicht einmal die zehn Freiluftkinos in Berlin eine Perspektive, wann sie wieder spielen dürfen. Dabei sind die Kinobetreiber vorbereitet: Im Freiluftkino Friedrichshain beispielsweise sind nicht nur Bänke abgebaut, um Raum zu schaffen, sondern die Betreiber haben auch ein platzgenaues Onlinebuchungssystem eingerichtet. Damit würde der Betreiber von sich aus auf rund ein drei Viertel seiner Plätze verzichten, um seine Besucher*innen zu schützen. Nur ein Supersommer würde es ihm so ermöglichen wirtschaftlich zu arbeiten. Die Vorstellung, wie unter solchen Bedingungen in geschlossene Häusern gespielt werden könnte, ist ernüchternd. Umso mehr verwundert es, dass der Berliner Senat kein grünes Licht für die Freiluftkinos gibt und so nicht nur den Betreibern zu Einnahmen verhilft, sondern auch den Berliner*innen ein kleines Stückchen Kultur zurückgibt.

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tag Film Freiluftkino Open Air
Darstellende Kunst Kommentar

»Das ist eine neue Kunstgattung«

by Christian Riethmüller (22 May 2020)
Original source: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Am Freitag, den 22.05., feiert ein neues Format des Live-Entertainment in Frankfurt Premiere: Mit der Stage-Drive-Kulturbühne hat die Kulturbühne an der Jahrhunderthalle ein an das Autokino angelehntes Format entwickelt, das wieder ein Kulturprogramm mit Comedy und Kabarett, Musik, Literatur und Film möglich macht. Die Bühne wird flankiert von zwei je 50 Quadratmeter großen LED-Screens, die das Geschehen für die Besucher*innen sichtbar machen. Diese sitzen auf dem Parkplatz verteilt auf 300 der Größe nach sortierten Fahrzeugen. & Uuml;ber eine eigene UKW-Frequenz wird der Ton auf die Autoradios übertragen. Tickets werden pro Auto verkauft. Außerhalb der Fahrzeuge gelten die üblichen Hygieneregeln. Ob das Format funktioniert, wenn beispielsweise ein Kabarettist das Lachen seines Publikums nicht hört, wird sich hier ab Freitag zeigen. Moritz Jaeschke, Geschäftsführer der Jahrhunderthalle, hat das neue Bühnenformat in enger Abstimmung mit der Wirtschaftsinitiative Frankfurt/Rhein-Main entwickelt, die das Projekt auch finanziell unterstützt. Als wichtigen Standortfaktor in der Region darf die Kultur nicht vernachlässigt werden, ist man bei der Wirtschaftsinitiative überzeugt. Die Bühne könnte zudem auch andere Verwendungszwecke finden wie zum Beispiel für Präsentationen von Firmen. Erst einmal ist aber ein vielfältiges Kulturprogramm geplant, das über die Homepage der Jahrhunderthalle abrufbar ist.

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tag Stage-Drive-Kulturbühne Frankfurt Wirtschaftsfaktor
Darstellende Kunst Bericht

Hygieneregeln . Dem Publikum stehen keine leichten Zeiten bevor

by Jörg Häntzschel (19 May 2020)
Original source: Süddeutsche Zeitung

Jörg Häntzschel setzt sich in der Süddeutschen Zeitung kritisch mit den Hygieneregeln auseinander, die die Kultusminister der Länder gemeinsam mit der Kulturstaatsministerin Monika Grütters für Theater, Opernhäuser und Konzertsäle erarbeitet haben. Die vielen Eingriffe und Vorgaben für den Betrieb der Häuser führen vor Augen, dass auch die Wiedereröffnung mit schweren finanziellen Einbussen verbunden sein wird, wenn die Abstandregel von 1,50 Meter Distanz umgesetzt werden muss. Darüber hinaus muss nicht nur die Klimatechnik angepasst werden, sondern auch die Gesundheit der Besucher*innen im Blick behalten und der Abstand der Mitarbeiter*innen – sprich der künstlerischen Akteure auf der Bühne und bei Proben – im Blick behalten werden. Nur ein kleiner Lichtblick bleibt hier, dass die Regelungen für ganz Deutschland gelten soll und nicht jedes Bundesland seine eigenen Regeln auf den Weg bringt. Was Häntzschel allerdings mehr umtreibt als die konkreten Hygieneregeln ist die Art und Weise, wie aktuell mit Künstler*innen im politischen Diskurs umgegangen wird. Wird Kunst einerseits zu einer Art »säkularer Universalreligion« verklärt, die »Therapeutikum gegen Einsamkeit, Waffe gegen Populismus und Humus der Demokratie« sein soll, so werden die Künstler*innen selbst nüchtern-fiskalisch als Solo-Selbständige oder Kleinstbetriebe geführt, die zudem hinter Baumärkten und Autohäusern zurückstehen müssen. In den sehr detaillierten Empfehlungen, wie die Häuser die Zeit bis zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs füllen sollen, sieht der Autor eine Form »kultureller Kriegswirtschaft«. Zeigt doch das Papier wenig Vertrauen in die Kreativität der Branche, die von ministerieller Seite nicht nur den Marschbefehl, sondern auch den Weg vorgegeben bekommt.

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tag Theater Kino Oper Hygieneregeln Universalreligion Monika Grütters kulturelle Kriegswirtschaft
Darstellende Kunst Bericht

»Wie ein Rennauto, das in die Wand fährt« . Erfolgsproduzent Oliver Auspitz über die Film-Branche im Corona-Modus, Ulrike Lunaceks Rücktritt, Kanzler-Hilfe und die ROMY

by Oliver Auspitz, Christoph Silber (16 May 2020)
Original source: Kurier

Die Filmindustrie liegt coronabedingt aktuell weitgehend still. Aufgrund der geltenden Abstandsregeln ist der Dreh kaum möglich. Der Filmproduzent Oliver Auspitz, der die Produktion von »Schnell ermittelt« am Tag vor Drehbeginn stoppen musste, findet drastische Worte: »Eine Film-Produktion umfasst ja zwischen 50 und 100 Personen, die für diese paar Wochen aufgenommen werden. Wenn es dann am Tag vor dem Dreh, der wochenlang vorbereitet wurde, »Stopp« heißt, ist das vergleichbar mit einem Rennauto, das maximal be schleunigt und mit 200 km/h in die Wand fährt. Unvorstellbar.« 
Die Kosten, die für eine coronabedingte Absage entstehen, trägt keine Versicherung. Daher plädiert Auspitz aktuell dafür, nicht auf langfristige Förderung der Filmindustrie zu setzen, sondern mit einer staatlichen Ausfallshaftung die Produktionsfirmen schnell zu unterstützen, damit sie die aktuelle Krise meistern können. Das ist auch insofern wichtig, als bei den Sendern aktuell gespart wird und die Kosten für zukünftige Produktionen steigen werden. Hier erwartet der Produzent vom ORF, dass dieser sich öffentlich zu einem österreichischen Programm bekennt und so die Unterstützung der Politik für heimische Produktionen einfordert. 
Die Umsetzung der Hygieneregeln für die Filmarbeiten ist in vollem Gange. Ob sich mit Corona eine neue Filmsprache entwickeln wird, kann er noch nicht absehen. Grundsätzlich entstehen gute Filme in einer familiären, vertrauensvollen Atmosphäre. Das wird sich auch durch Corona nicht ändern. Ob die Krise sich positive auf die Entwicklung starker Filme auswirkt, müsse man abwarten. Jetzt thematische Coronafilme zu drehen, ist für Auspitz keine Lösung, denn die Krise also solche bestimmt den Alltag und bietet wenig Unterhaltungspotential. 
Den Digitalisierungsschub, den die Krise mit sich brachte, bewertet er nicht negativ. Es sind ja nicht nur Streamingdienste wie Netflix, die von den erhöhten Zugriffszahlen profitieren, sondern auch die Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen sieht er gut aufgestellt. 

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tag Filmproduktion Ausfallfonds ORF
Darstellende Kunst Interview

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The signet of facing arts joining the faces of STORM.

Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

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