Was müsste denn passieren? Sie haben jetzt die Gelegenheit auf den Tisch zu hauen. Jörg Biesler(02.08.2020)
Während Festangestellte Kurzarbeitergeld bekämen, werde der Verdienstausfall von Künstlern "komplett negiert". In vielen Fällen jedenfalls. Karin Finkenzeller(14.06.2020)
Der Lebenschutz ist – im wahrsten Sinne des Wortes – kein Totschlagsargument, um beliebige, grenzenlose Einschränkungen anderer Freiheiten zu legitimieren. Christian Hillgruber(09.12.2020)
Zuschauerinnen und Zuschauer, die dicht an dicht und glühend vor Freude in ein ausverkauftes Haus drängen, wird es erst mal nicht geben, und das liegt nicht an der Qualität des Programms. Nicolas Stemann(11.05.2020)
Ich lege großen Wert darauf, dass ich nicht lebensunlustig werde. Feridun Zaimoglu(06.05.2020)
Jetzt geht es darum, nicht zu jammern, sondern trotzdem Theater in allen Facetten zu bieten - wenn man uns lässt. Im Moment lässt man uns, und jetzt müssen wir bestätigen, dass es zu Recht so ist. Uwe Lohr(13.09.2020)
Ich bilde mir ein, dass diese Zeit, wenn sie überhaupt irgendwann vorbei ist, also wenn wir diese Pandemie überwinden können, werden wir alle traumatisiert daraus hervorgehen. Ich glaube nicht, dass es etwas ist, mit dem man einfach abschließen kann. Lars Eidinger(18.11.2020)
Ich habe echt die Sorge, dass, wenn wir wieder aufmachen, nicht mehr alle da sind, weil Menschen sich entschieden haben, nach dieser langen Strecke etwas anderes zu machen. Carsten Brosda(11.02.2021)
Eine wieder etwas entspanntere Sicht auf das Risiko Leben wünsche ich mir. Wir nehmen ja auch nicht jedem zweiten Autofahrer den Führerschein weg, weil er ein potenzieller Unfallverursacher ist. Matthias Goerne(13.09.2020)
Genau deshalb benötigt unsere Gesellschaft Kultur so dringlich: damit wir eben gerade nicht verblöden, eben gerade nicht nur schwarz und weiß kapieren können, sondern vielmehr in humanistischer Tradition einen differenzierten Blick auf die Welt richten. Cornelius Meister(29.10.2020)
Despite the arts sector being the first and worst hit sector, and likely the last to recover, the budget fails to provide a roadmap for the sector based on bold, strategic vision and long-term recovery. Leya Reid(08.10.2020)
Wir sind auch dafür da, der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten und Diskussionen anzustoßen. Aber wenn sich alle mit Nebenjobs durchschlagen müssen, kann es zukünftig auch keine Gesellschaftskritik mehr geben. Petra Tobies(08.08.2020)
Setzen wir voraus, dass immer mehr Reiche sich mit der Kunst sozialen Status, Ausstrahlung und Wertsteigerung erkaufen wollen, gibt es für die Kunstmärkte keine Absatzsorgen, eher Nachschubprobleme. Christian Herchenröder(17.12.2020)
It’s hard not to feel abandoned by American society as an arts worker. Georgina Pazcoguin(23.09.2020)
Wenn ich mir anschaue, wie es Solokünstlern geht. Da gibt es ganz viele, die keine Einkünfte haben und immer wieder mit kurzfristigen Hilfen leben müssen [...], dann denke ich, wir sollten vielleicht eher mal die Pause nutzen, um so ein bisschen über Zukunft nachzudenken. Amelie Deuflhard(05.11.2020)
Es gibt bisher keine einzige nachgewiesene Infektion in einem Theater [...]. Insofern ist das überhaupt kein Ort, der tauglich ist, um dem steigenden Inzidenzwert zu begegnen. Marc Grandmontagne(15.10.2020)
Was mich tatsächlich besorgt, dass im öffentlichen Diskurs, gerade in den Leitmedien [...] sehr, sehr wenig Kunst und Kultur vorkam. Das meint sowohl die Frage: Wie geht es euch? Wie arbeitet ihr? Als auch: Wie denkt ihr, liebe Künstlerinnen und Künstler, über diese Situation? Was ist euer Beitrag? Stephan Behrmann(02.10.2020)
Dynamische Lage ist jetzt schon mein Unwort des Jahres. Stephan Thanscheidt(17.08.2020)
Dabei ist es an der Zeit, den kleinen, lokalen Veranstaltungen als dem ökologischen Garten vor der intensiven Landwirtschaft, [...] dem Einzelkünstler vor dem Kulturindustrieangestellten den Fokus und die Empathie zukommen zu lassen, die sie schon lange verloren haben. Karl-Werner Joerg(26.12.2020)
Es geht darum, das Bewusstsein zu schärfen, dass die künstlerischen Werte, die geschaffen werden, mehr sind als Ästhetik. Sie sind im Grunde lebenserhaltende Reflexions- und Spielräume der Gesellschaft als Ganzes. Ulrich Khuon(19.04.2020)
Wenn so viele, die im privaten wie öffentlich geförderten Kunstbetrieb arbeiten, derzeit nur noch mit Hilfspaketen überleben können, stimmt an dem gesamten System etwas nicht. Hier muss sich zwingend einiges radikal ändern. Iris Dressler(23.05.2020)
Und so wird quer durch die ganze Republik gedreht, mit teilweise ganz unterschiedlichen Auflagen von ganz streng bis eher lax. Und auch mit zweierlei Maßstäben: Am Set wird penibel auf Abstände geachtet, nach Drehschluss trifft man sich locker ohne Maske im Biergarten. Jörg Seewald(16.07.2020)
Überall hat sich während der Pandemie so viel kreative Energie aufgestaut, die gilt es jetzt zu nutzen! Gerald Mertens(02.02.2021)
Theater, Opern- und Konzerthäuser sind erwiesenermaßen keine Infektionsorte. Deren übermäßige Einschränkung trägt daher nicht zur Eindämmung des Infektionsgeschehens bei, sie ist daher unverhältnismäßig. Deutscher Bühnenverein(27.10.2020)
In den USA gibt es keinerlei Schutz für Arbeitnehmer, weshalb es auch in der Kunstwelt, in Galerien und Museen, zu Massenentlassungen kommt. Vincenzo de Bellis(03.06.2020)
Das ist ein anderer Modus, aber auch eine Chance, den Kunstinteressierten Kunst noch mal ganz anders und zeitgemäß vorzustellen. Wolfgang Ullrich(17.03.2020)
Die Infektionsrate, die wir jetzt nach oben gehen sehen, die hat mit gesitteten Veranstaltungen wie Konzerten, Kabarett, Theater eigentlich nichts zu tun und das macht die Künstler verrückt! Volkmar Halbleib(28.09.2020)
Die Kreativwirtschaft wird schätzungsweise 2,7 Millionen Arbeitsplätze und mehr als 150 Milliarden Dollar an Verkäufen von Waren und Dienstleistungen verlieren, was fast einem Drittel der Arbeitsplätze in der Kreativwirtschaft und fast 10% des Jahresumsatzes entspricht. Richard Florida & Michael Seman(11.08.2020)
On top of all that, the Arts Council’s funding requirements now place “relevance” over “excellence” as the highest goal of British theater. Helen Lewis(12.05.2020)
Künstler verschenken ihre Arbeit kostenlos im Netz. Das verstärkt den Eindruck, dass es sich hier um ein Hobby handelt. Sie tun es ja gern und jeder darf teilhaben. Helmut Mauró(02.05.2020)
Even before Covid, it was high time for a reset. Jane Kallir(22.06.2020)
Kunst ist wie die Luft. Wenn sie da ist und gut ist, dann nehmen wir sie nicht wahr. Wenn sie weg wäre, würde es uns auffallen. Stephanie Lexer(31.05.2020)
Werden die Ticketkontrolleure in Zukunft Besuchern die Temperatur messen? Jörg Häntzschel(19.05.2020)
Aktuell erleben wir alle einen Mangel der großen Filme. Aber vielleicht ist das eine Chance für die europäische Filmindustrie, aber auch für Europa als Ganzes: Eine neue Form der Kommunikation über Filme zu etablieren. Carlo Chatrian(17.09.2020)
»The show must go on, no matter how difficult it is.« It's an overused expression, but I think it's the essence of theater. Hideki Noda(05.03.2020)
Ist es unvorstellbar, Künstlerinnen und Künstler in den Stand zu setzen, die nächsten acht, neun, vielleicht auch zwölf Monate zu überbrücken, ohne in unverschuldetes und unverdientes Elend, in die totale Depression abzugleiten? Anne-Sophie Mutter [u.a.](19.04.2020)
Das Budget 2020 ist so unsicher wie noch kein Budget, das ich jemals erlebt habe. Claudia Rütsche(10.08.2020)
Wir brauchen also mehr angstfreien Diskurs, der im Angesicht von Corona offensichtlich nicht ganz einfach ist. Das ist eine der Lektionen, die wir von #allesdichtmachen lernen sollten. Markus Gabriel(26.04.2021)
Trotzdem ist die Kultur unverzichtbar, und darin liegt ihr Paradox: Sie ist immer zugleich ein totales Luxusprodukt und ein elementares Medium, in dem sich ein Gemeinwesen darüber verständigt, was es gerade für wichtig oder unwichtig hält [...]. Dirk Peitz(05.06.2020)
Im Kulturland Österreich gilt offenbar: Politiker und Kulturbürokratien warten auf Vorschläge, Veranstalter warten auf Vorgaben. Man könnte an dieser Behäbigkeit verzweifeln, gäbe es nicht Volksmusikanten, Kirchenmusiker und Gegenbeispiele. Hedwig Kainberger(02.06.2020)
Wir sind bereits im vierten Monat. Da kann man nicht mehr auf den Goodwill der Immobilienwirtschaft hoffen. Lutz Leichsenring(20.07.2020)
Das digitale Leben, eine Hilfe in Not, wird unser Bedürfnis nach Heimat nicht ersetzen können. Unseren Durst nach Geborgenheit nicht stillen. Carmen-Francesca Banciu(20.11.2020)
Wenn es Ankäufe wären, wäre es gut, wenn es andere Hilfen sind, ist es immerhin begrüßenswert. Ich sehe es positiv und finde auch toll, dass Frau Grütters Geld in Richtung Galerien lenkt. Aber wie gesagt, nachhaltig wären Ankäufe. Rupert Pfab(27.09.2020)
Wenn die Theater aber wirklich daran interessiert sind, als das gesellschaftliche Labor zu fungieren, als das sie sich selbst gerne sehen, dann könnten sie den Pandemiestopp als Denkpause nutzen, um ihre eigene Zukunft zu verhandeln. Björn Bicker(20.07.2020)
Ich glaube, selbst wenn es die Shields im Herbst geben sollte und das Publikum sie sich gutwillig wegdenken wollte, wäre das nicht möglich. Ich sehe ja, was ich sehe. Mit Masken wäre das schon lustig, man sieht den Schauspieler kaum, man hört ihn nicht richtig. Jan Bosse(26.05.2020)
Es fiel schwer, Corona-ferne, gar Corona-lose Themen in den Blick zu bekommen, sehen oder lesen zu können, mit den ersten Lockerungen ändert sich das wieder langsam. Aber jetzt Corona-Literaturschnellschüsse? Gerrit Bartels(06.05.2020)
Es geht der Kanzlerin und den Länderchef*innen offensichtlich darum, es einmal richtig laut knallen zu lassen, damit auch der und die Letzte kapiert, dass der Sommer mit seinen Freiheiten vorbei ist. Die Theater sind da nur eines von mehreren Bauernopfern. Georg Kasch(28.10.2020)
Rentieren wäre der falsche Ausdruck. Aber tatsächlich kommen wir damit längs. Wir erhalten Unterstützung von der Hamburger Kulturbehörde und deshalb halten wir den Kopf über Wasser. Corny Littmann(13.08.2020)
Künstler und Kulturinstitutionen haben keine Lobby und mussten als »weiche Ziele« für Maßnahmen herhalten, die sich Politiker an anderer Stelle nicht durchzusetzen getraut hatten. Nicolas Freund(05.07.2020)
»United We Stream« hilft uns nicht, die Clubs zu retten. Alleine für Berlin sind im Monat für Personal, Mieten, Leasingverträge, usw. 10 Millionen notwendig, um die Orte zu retten. Lutz Leichsenring(28.05.2020)
We were closed with restaurants and bars, but they’ve been open for a while, and it’s actually safer to be in a theater because you keep your mask on. Catherine Russell(26.10.2020)
Die Kultur ist einer der großen Standortfaktoren in der Region. Mit dem Stage-Drive-Angebot können wir der Kulturwirtschaft unter die Arme greifen, in der viele Menschen beschäftigt sind, die derzeit wegen Corona zur Untätigkeit verurteilt sind. Jörg Schaub, Geschäftsführer der Wirtschaftsinitiative Frankfurt/Rhein-Main(22.05.2020)
Die wahre Staatsreligion in diesem Land ist die Festanstellung. So erklären sich die Corona-Sonderregeln und Milliardenhilfen. Bei Selbstständigen tut der Staat, als seien sie selbst schuld an fehlenden Aufträgen. Sascha Lobo(09.12.2020)
Natürlich würde ich mir wünschen, dass [...] wir bald wieder singen dürfen. Aber mir ist auch klar, dass beim Singen, beim Sprechen Aerosolwolken entstehen. Und ich finde es wichtig, dass es jetzt mal wissenschaftlich untersucht wird. Kerstin Rosenfeldt(03.07.2020)
Es ist die ureigene Aufgabe der Leitung eines Staatstheaters, den Spielbetrieb unter Einhaltung aller geltenden Gesetze und Verordnungen zu gewährleisten. Angela Dorn(26.09.2020)
Den Arbeitgeberanteil in der Künstlersozialkasse leisten neben dem Staat die Unternehmen des Kunst- und Kulturbetriebs mit ihren Abgaben. Da der Kulturbetrieb stillsteht, fehlen diese nun, und die Künstlersozialkasse ist in ihrer Existenz gefährdet. Brigitte Werneburg(09.11.2020)
Während der Frankfurter Buchmesse kommt es in Deutschland immer wieder zu so einem rapiden Anstieg des medialen Debattenniveaus - und auch deshalb ist die Stille in dieser Woche so gespenstisch. Felix Stephan(17.10.2020)
Die Krise legt offen, dass viele Selbständige über kein Geschäftsmodell verfügen, das irgendeiner Veränderung eines Normalzustands gewachsen wäre. [...] Die Haltung, dass die Krisen- und Altersvorsorge für die Kreativen ein Problem für später sei, hat keine Zukunft. Dieter Haselbach, Pius Knüsel(27.07.2020)
Statt die jetzige Spielzeit unter politischem Zwang oder in vorauseilendem Gehorsam bereits verloren zu geben, gilt es nämlich, endlich wieder das Heft des Handelns in die Hand zu bekommen. Marco Frei, Christian Wildhagen(01.05.2020)
Im Moment ist meine Aufgabe hier im Theater, mich tatsächlich um das Seelenleben zu kümmern. Nicht um meins, sondern um das der vielen Mitarbeiter, weil es sich doch sehr anders anfühlt, als im März, wo wir in einer Phase des entstehenden Frühlings [...] waren. Karin Beier(29.09.2020)
Ich kenne berühmte Begleitmusiker, die mit den größten deutschen Stars normalerweise auf den größten Bühnen unseres Landes stehen, die jetzt an der Supermarktkasse sitzen. Heinz Rudolf Kunze(17.09.2020)
Der Ton in den sozialen Netzwerken wird zunehmend bitter. Immerhin haben sich private Hilfsinitiativen gebildet. Eva-Maria Magel(22.04.2020)
Ich hatte eigentlich ein anderes Buch geschrieben. Als der Virus kam, hat er sich da relativ schnell reingeschlichen. Dann dachte ich erst, was will der denn hier. Er wollte da rein. Lola Randl(28.08.2020)
Es ist eine kuriose Situation, die wir im Moment haben. Lebe ich z.B. als Künstler in Hamburg, dann habe ich Glück gehabt. Wenn ich ein paar Kilometer weiter weg in Niedersachsen leben, dann habe ich Pech gehabt. Olaf Zimmermann(12.06.2020)
Man kann im vollen Flugzeug fliegen, im Bus unterwegs sein, aber man vertraut uns nicht, dass wir die Regeln einhalten können und stattdessen feiern die Menschen im Park. Erik Kühn(02.10.2020)
Gebt der bayerischen Bevölkerung die Kultur zurück! Leider reagieren Ministerpräsident Söder und Kultur-Wissenschafts-Minister Sibler völlig ignorant und arrogant. Dr. Axel Schertel(07.07.2020)
Das ist das Perverse an der ganzen Geschichte. Wir sind doch keine Schwimmhalle. Es ist nicht so, dass wir an einem Tag schließen können und am 1. Dezember machen wir wieder auf und das Publikum ist wieder da. Louwrens Langevoort(29.10.2020)
Künstlerinnen und Künstler, gerade die, die nicht fest angestellt sind, die müssen permanent improvisieren, müssen Dinge machen, für die sie nicht qualifiziert sind, sie werden alle fast zu Unternehmerinnen und Unternehmern als selbständige Künstler. Julian Nida-Rümelin(18.10.2020)
Ein Zweimannduell im Strafraum ist kaum weniger intim als die Kussszene aus William Shakespeares "Othello". Egbert Tholl, Reinhard J. Brembeck(08.05.2020)
Wenn ich diesen unerbittlich rigorosen Karl Lauterbach höre, dann möchte ich ihm Juli Zehs Roman »Corpus Delicti« empfehlen und im Übrigen ein kleines Quantum von dem Freiheitssinn der Autorin. Arno Orzessek(25.05.2020)
Und dann mache ich mir Sorgen um meine ganzen Kollegen und Freunde, die freiberuflich arbeiten. Keiner weiß, was dann mit denen geschehen soll, wenn Konzerte einfach nicht mehr stattfinden. Geoffry Wharton(12.03.2020)
Eine letzte Steigerung, ein strahlender Schlussakkord – und dann? Kein Jubel. Kein Bravosturm. Nur Totenstille nach einem sensationell guten Konzert, einem starken Plädoyer für die Neue Musik und einem Appell für mehr Musik in einsamen Zeiten. Und ich bin den Tränen nahe. Rattle sagt noch leise „Bless you. Thank you so much.“ – und entlässt einen in die Stille. Jens Lehmann(13.03.2020)
Nicht umarmen, nicht anfassen, mindestens eineinhalb Meter vom Nachbarn abrücken - für Menschen, die jeden Tag ganz bewusst mit dem Körper kommunizieren, ist das eine Höchststrafe. Dorion Weickmann(12.05.2020)
Jetzt sind alle überrascht, dass das große Jubeln über die wieder geöffneten Museen ausbleibt. Viele Besucherinnen und Besucher sind noch skeptisch. Viele Museen haben sich ganz andere Zahlen erhofft, als sie jetzt vorweisen können. Wolfgang Ullrich(14.07.2020)
Die Sorge, dass es wegen weniger Feiern weniger Gelegenheit zum Schenken gibt, ist da. Eine Zuversicht speist sich aber daraus, dass Kunden in Krisen häufiger zum günstigen Geschenk Buch greifen als zu teuren Ski. Michael Wurmitzer(09.11.2020)
Wir sind ein wichtiger Teil des Wirtschaftskreislauf: Wir bezahlen unglaublich viele Summen während des Jahres an Kunstspeditionen, Kunstmessen, Aufbauteams, an die Künstlersozialkasse.... Rupert Pfab, Galerist(28.04.2020)
Es brauche die offenen Räume der Kunst, die Austausch und Reflexion möglich machten – unter anderem auch darüber, wie Corona unsere Gesellschaft verändere. Barbara Mundel(22.10.2020)
So dankbar habe ich das Publikum selten erlebt, alle waren unheimlich froh, dass es wieder Kulturangebote gibt, und es wurde deutlich: Literatur ist ein Lebensmittel. Heike Strecker(19.06.2020)
Die Zeit der schlichten Meinungsäußerungen ist vorüber. Peter Sloterdijk(02.05.2021)
Ist die Furcht vor dem Virus mit Erich Fromm gesprochen längst zu einer »Furcht vor der Freiheit« mutiert? René Schlott(08.02.2021)
Dass jetzige Kapitel der Leipziger Messe: Vorerst zieht in die Hallen ein Impfzentrum ein. Die Hoffnung bleibt: Es kommen auch wieder gute Seiten. Martin Hoferick(29.01.2021)
Singen in geschlossenen Räumen ist verboten und Punkt. Maria Ossowski(29.06.2020)
Doch trotzdem sollten sich Künstlerinnen und Künstler jetzt keinesfalls auf die Rolle des armen Kreativen im stillen Kämmerlein festlegen lassen. Sie sollten ihrem Publikum gelegentlich klar machen, dass gute Kunst ein knappes Gut ist, das etwas kostet. Elke Buhr(08.04.2020)
Wir wissen ja nicht, wie lange die Corona-Zeit noch andauern wird. Sollten ältere Schauspieler systematisch nicht besetzt werden, könnte das auf eine Altersdiskriminierung hinauslaufen. Heinrich Schafmeister(17.06.2020)
Wer, wofür es gute wissenschaftliche Grüne gibt, an Notwendigkeit und Wirksamkeit der autoritären Regierungsmaßnahmen zur Pandemiepekämpfung zweifelt, der wird behandelt, als wolle er Menschen sterben lassen. Andreas Rosenfelder(25.04.2021)
Il nous faut entrer en résistance. Nous allons envahir les églises, les galeries marchandes, les salles de vente… et nous y jouerons des spectacles ! Samuel Churin(15.12.2020)
Es braucht eigentlich parallel ein Instrument zur Kurzarbeit für die Künstlerinnen und Künstler. Heike Herold(04.07.2020)
Es ist schmerzhaft, diese Ungleichbehandlung mit ansehen zu müssen und trotz Bitten und Flehen bei entsprechenden Schaltstellen kein Gehör zu finden. Anne-Sophie Mutter(20.10.2020)
Jetzt, da die Buchmesse dieser Zerreißprobe ausgesetzt ist, wird klar, was diese einmalige, verrückte, alle Sinne strapazierende Veranstaltung stets war: immer zu voll, immer zu laut, immer zu teuer, immer ein Risiko. Aber zugleich auch ein faszinierender Ort des Ausverhandelns von Geist und Ware [...]. Sandra Kegel(04.07.2020)
Das ist eigenartig. Ich war gerade an der Kasse, und die Leute wollen ihre Karten gar nicht zurückgeben, sondern lieber schon den Spielplan für Dezember sehen. Die drängt es ins Theater, und trotzdem glaube ich, dass es auf die Dauer einen Entwöhnungseffekt gibt. Christian Stückl(02.11.2020)
Wir überlegen die ganze Zeit, was können wir tatsächlich tun, um die Situation positiv zu beeinflussen und das ist erschreckend wenig. Farin Urlaub, Die Ärzte(23.10.2020)
Dass ausgerechnet die kritische, zeitgenössische Kunst eine miese Klimabilanz hinterlässt, ist zutiefst widersinnig. Eine neue Museumskultur könnte das Karussell zunächst schon dadurch verlangsamen, dass künftig entweder die Werke reisen oder die Betrachter. Nicht beide. Catrin Lorch(05.07.2020)
Dann aber machte aber vor allen anderen Hessen als föderaler Vorreiter von jetzt auf gleich wieder auf. Freitags verkündet, montags Tatsache. So schnell konnte gar keiner hochfahren. Theater sind Tanker, komplexe, verzahnte Systeme. Manuel Brug(20.05.2020)
[...] perhaps that will be the essence of after-pandemic criticism. More personal, more to the point, more empathetic, more open and less formulaic. Philip Kennicott(29.11.2020)
Das Wahre und Schöne wird oft unter prekären Bedingungen hergestellt. Dafür hat sich bisher kaum jemand interessiert. Dabei müsste das dem Publikum und der Presse die Schamesröte ins Gesicht treiben. Gero Schließ(30.05.2020)
Für alles, was im Bereich der klassischen Musik nicht subventioniert ist, sehen die Aussichten im Moment außerordentlich trübe aus. Karsten Witt(08.05.2020)
Wenn wir ehrlich sind, es geht schon lange nicht mehr um die Frage, was was kostet. [...] Das, was die Bevölkerung im Moment wirklich fertig macht, ist, dass wir bei den sozialen Kontakten diese Einschränkungen haben. Olaf Zimmermann(26.10.2020)
Zweifel ist heute zulässig, geradezu erwünscht und im Grunde auch die Triebkraft freiheitlicher Gesellschaften, durch Infragestellung des Vorgefundenen vorwärtszukommen. Ralf Schuler(25.04.2021)
Da muss doch jetzt niemand mehr mit Ermittlungen kommen, wirklich nicht. Oder? Oder etwa doch? Genau damit? Mit der Ermittlung dessen, was passiert und was bleibt, wenn eine Gemeinschaft einen kollektiven Herzbruch erlebt, ein allgemeines Unglück? Simone Buchholz(28.10.2020)
Es ist so, dass die Veranstaltungswirtschaft als Wirtschaftszweig insgesamt ganz dringende Hilfe, Überlebenshilfe braucht. Die Not ist riesengroß. Tom Koperek(22.06.2020)
Mit wenig Fördergeld ließe sich im Bereich der Freien viel bewegen – doch die Sache hat einen Haken: Damit würde offiziell anerkannt, dass es ein Zwei-Klassen-System in der Klassik gibt. Frederik Hanssen(16.11.2020)
Ich glaube, es ist einfach auch zu rigide, wie Kultur behandelt wird. Gunter Gebauer(24.10.2020)
Niemand ist ganz untergegangen, das Schwimmen gegen den Strom ist anstrengend, aber manchmal gehen einem dabei schlaue Gedanken durch den Kopf. Sabine Seifert(29.07.2020)
Die Hilfen, die angesetzt wurden, sind alle sehr unglücklich, weil sie meistens für das Berufsmodell freier Schauspieler, freier Künstler überhaupt nicht zutreffen. Jochen Schölch(29.12.2020)
Die ganze Diskussion ist vermint. Man kann sich eigentlich nur vertun in dem Moment, wo man versucht, begründet legitime Kritik an den Maßnahmen zu machen. Ulrike Guérot(24.04.2021)
Die Kultur müsse aufpassen, dass sie nicht immer eine Extrawurst brät, hat die Ministerin für Kultur und Wissenschaft in NRW gemahnt. Die Szene dürfe sich Zitat >nicht zu sehr aus dem gesellschaftlichen Konsens herausbewegen.< Was hat die Szene denn da um Himmelswillen verbrochen? Max Moor(08.11.2020)
Es ist deutlich mehr möglich als im Moment in den Köpfen drin ist. Marc Grandmontagne(05.09.2020)
Jetzt im Moment gibt es vor allem Panikreaktionen. Ich sehe noch keine Themen verhandelt. Cornelia Fiedler(22.05.2020)
Wenn wir diese Krise einigermaßen vernünftig für den Kulturbereich überstehen wollen, dann muss es noch zusätzliches Geld für einen spezifischen Kulturtopf geben. Olaf Zimmermann(25.05.2020)
Wenn wir hochfrequenten Kulturnutzende eine politische Partei wären, würden wir bei jeder Wahl an der Fünfprozenthürde scheitern. Peter Grabowski(01.02.2021)
Unser Kulturleben war schon vor der Pandemie nicht in bestem Zustand [...] Ich fürchte, dass ihre Langzeitfolgen uns noch nicht im mindesten klar sind. [...] was wird aus allen spezifischeren, weniger im Mainstream schwimmenden Initiativen, Veranstaltungsorten, Künstlerinnen? Andreas Staier(04.11.2020)
Wenn es jedoch hart auf hart kommt, tut man so, als sei die Selbständigkeit vor allem Selbstverwirklichung gewesen und niemand könne erwarten, dass jetzt die Gesellschaft dafür die Verantwortung übernimmt. Jagoda Marinic(12.06.2020)
Die Entscheidung trifft die Falschen, sie trifft sie ins Mark, sie ist zerstörerisch, denn Kultur ist nicht systemrelevant, dieser Begriff aus der Finanzkrise nervt nur noch. Kultur ist existenzrelevant, sie ist lebensrelevant. Maria Ossowski(29.10.2020)
Sobald man es zur Regel werden lässt, bei jeder neuen Herausforderung in der Verfassung verankerte Grundrechte nach Belieben außer Kraft zu setzen, beschädigt man die Demokratie. Dieter Hallervorden(09.11.2020)
Die Bilanz ist natürlich verheerend. Nach fast sechs Monaten Lockdown, drei Monaten wirklich schlechtem Geschäft, haben wir einen Umsatzeinbruch von 70 Prozent. Christine Berg(20.12.2020)
Dieses Jahr ist völlig zum Abschreiben und wenn das dann so weitergeht, dann kann ich zumindest für mich nicht mehr so als freier Schriftsteller arbeiten, wenn kein Geld über Buchverkäufe und über Lesungen reinkommt, dann habe ich kein Einkommen mehr. Michael Stavarič(25.09.2020)
Ist doch interessant, dass wir den Theater-Repertoire-Betrieb im Blick behalten, wenn wir gerade alle Zeit für ganz andere künstlerische Tätigkeiten und Formate haben. Nicolas Stemann(29.01.2021)
2019 gab es fast 800 Filmstarts, in diesem Jahr kommen wir vielleicht nicht mal auf 200. Noch viel schlimmer ist, dass wir nicht die Filme bekommen, die wir bräuchten, um Publikum zu gewinnen. Michael Pawlowski(05.09.2020)
[...] das Beschlusspaket des Bundes und der Länder vom Mittwoch dagegen schiebt die Kultur in den Anhang, der die weiterhin gültigen Schließungsanordnungen aufführt, zwischen „Gastronomiebetriebe, Bars, Clubs“ und „Prostitutionsstätten“, zwischen Bier und Bordell. Andreas Kilb(18.04.2020)
Nanu. Muss die Kultur plötzlich nicht mehr erklären, dass sie kein Luxus ist, um den man sich erst kümmern muss, wenn das Überleben gesichert ist? Kolja Reichert(25.04.2020)
Der Handel muss hoffen, [...] nicht jetzt schon an den kathartischen Nebenwirkungen der Pandemie einzugehen. Das wäre nicht nur ein ökonomischer, sondern ein kultureller Schaden. Denn die Museen sind nicht allein für die Grundversorgung mit Kunst zuständig. Marcus Woeller(19.04.2020)
Es wird viel diskutiert, wieso diese Seuche jetzt? Welche Logik steckt dahinter, welche Moral? Matteo kommt gegen Ende Ihres Buches und nach der Lektüre von Albert Camus´ »Die Pest« zu dem Schluss, es gäbe keine Moral, die sich aus solchen Seuchen ziehen ließe. Christoph Leibold(19.07.2020)
Das klingt fast nach einer Selbstaufgabe der klassischen Buchkultur. Corona scheint nicht das einzige Virus zu sein, unter dem die Branche zu leiden hat. Wenn am Ende ein Virus namens Angst noch grösseren Schaden anrichtet, dann wäre das schlimm. Paul Jandl(17.07.2020)
Es ist uns unverständlich, warum es möglich ist, Baumärkte, Autohäuser und andere Geschäfte offen zu halten, Museen aber, die über dieselben oder großzügigere Flächen für einen Corona-gerechten Publikumsverkehr verfügen, geschlossen werden. Deutsche Museumsdirektoren(01.11.2020)
Wir erleben in der Corona-Krise einen merkwürdigen Rekurs auf Bilder. Aber Bilder helfen nicht, die Lage aus der Ferne zu verstehen, weder in Bergamo noch in New York. Daniel Kehlmann(06.05.2020)
Alles, was Spaß macht und innovativ ist, wird dann verschwinden. Oder es wird von großen Firmen aufgekauft und solange gestreamlined, bis alle Veranstaltungen gleich aussehen. Julia Gudzent(21.09.2020)
Grönemeyer sieht die Kulturschaffenden als Beamte eines öffentlichen Unternehmens im Auftrag der Daseinsvorsorge der Nation. Rainer Hank(15.11.2020)
2020 hatten wir noch die Einnahmen aus 2019, in dem Corona gar keine Rolle gespielt hat. Das bedeutet aber, dass wir 2021 den vollen Ausfall der GEMA-Ausschüttung haben werden, weil 2020 nur ein Bruchteil der Konzerte gespielt wurden. Christiane Albiez(03.02.2021)
To shape better policies, national and subnational governments need more and better evidence on the economic and social impact of cultural and creative sectors. OECD(07.09.2020)
Man kann sich gar nicht mehr an Zeiten erinnern, als die Kultur hierzulande für so brandgefährlich gehalten wurde, dass man sie gleich insgesamt wegsperren und aus dem öffentlichen Raum verbannen musste. Roman Bucheli(30.12.2020)
Es ist die Kernherausforderung von Verlagen und zugleich der Zauber unserer Arbeit, den Markt und die Kunst zusammenzubringen. Das ist ein zutiefst sozialer Vorgang. Tom Kraushaar(27.03.2020)
In Häusern wie Baden-Baden und der Berliner Philharmonie ist die Klimaanlage genauso gut, die wirtschaftliche Notlage genauso groß. Wenn Flugzeuge voll sein dürfen, dann auch die Konzertsäle. Das erfordert die Gleichbehandlung. Reinhard J. Brembeck(22.05.2020)
Zwar sollen die vielen Millionen [...] auch dazu dienen, „neue Aufträge an freiberuflich Tätige und Soloselbstständige zu vergeben“, wie es im „Neustart“-Programm heißt. Ob diese Maßnahme am Ende wirklich den Löwenanteil ausmachen wird oder doch eher in Plexiglasscheiben für alle investiert wird, bleibt abzuwarten. Ingo Arend(08.07.2020)
Es fehlen die Kriterien zur Bewertung von Kunst im Digitalen. Nur weil irgendetwas digital gemacht wird, ist es nicht gleich der heiße Scheiß. Anika Meier(02.06.2020)
Bei der Musik ist das Publikum Teil der Kommunikation. Das Mitklatschen, das Reagieren, das Mitfühlen ist ein ganz wichtiger Bestandteil eines Liveerlebnisses. Das ist sehr schwierig, das digital über Livestream nachzubauen. Dr. Pop(08.05.2020)
It would be ironic if TV streaming services were to make lockdown millions while the very source of our acting, producing, writing and directing talent pool was allowed to die. Sam Mendes(05.06.2020)
Nie war das Buch, war die Literatur so wertvoll, so wichtig, als Fluchtort, als Rückzugsmöglichkeit, als Quell neuer, anderer Gedanken – und schon lange waren die ökonomischen Krisensymptome nicht mehr so bedrohlich wie 2020. Gerrit Bartels(08.10.2020)
Wie soll die Kunstwelt auf so etwas reagieren können, wenn die Institution so auf Tourismus und große Ausstellungen ausgerichtet ist. Daniel Birnbaum(30.04.2020)
In den Probenräumen läuft gerade ein logistisches Abenteuer ab: Die Leute mit Masken zu den Räumen befördern, dann ohne Masken spielen lassen, aber mit den Abständen, die sie nicht überschreiten dürfen. Michael Schmitz-Aufterbeck(31.05.2020)
Es wird sich bestimmt auch eine neue Wertschätzung dafür bilden, wie kostbar jeder Sitzplatz ist. Denn es gibt dann im Lande weniger Häuser, die spielen, weniger Vorstellungen, weniger Plätze. Theatertickets werden in Berlin der heiße Scheiß sein! Oliver Reese(23.05.2020)
Die prekären Verhältnisse, unter denen so viele Freie im Kulturbetrieb arbeiten, müssen bei der zukünftigen Förderpolitik überdacht werden. Ulrike Groos(07.07.2020)
Ein Generalstreik bis zum Hungerstreik würde zeigen, buchstäblich, wie sehr die Kultur, nämlich die Kulturschaffenden, ausgehungert werden. Peter Weibel(28.04.2020)
Bei uns beiden sind viele Jobs weggebrochen. Also dachten wir: Da draußen liegt ein Thema, wir haben Zeit, wir fahren jetzt los. Thomas Victor(23.05.2020)
Die Coronavirus-Krise hat ganz deutlich gemacht, dass sehr viele Künstler nicht abgesichert sind und es mehr denn je notwendig ist, dass sich Künstler beispielsweise gegen Arbeitslosigkeit versichern können. Caroline Richards(17.06.2020)
Die Leipziger Buchmesse wird in diesem Jahr umso schmerzlicher fehlen, als ein Forum und ein Ort der Selbstverständigung einer Branche, deren Identitätskrise sich immer stärker abzeichnet. Helmut Böttiger(29.01.2021)
Ich verliere einen großen Teil meines potenziellen Publikums. Und als jemand, der noch keine Stammleserschaft hat, ist das nicht so optimal. Jasmin Schreiber(06.04.2020)
Viele Menschen wollen die Situation nicht mehr akzeptieren. Denn hält sie weiter an, drohen kaum zu kalkulierende Konsequenzen für das Zusammenleben der Menschen und für den sozialen Frieden. Alexander Skipis(23.02.2021)
Das Stück, das unsere Bühnen gerade spielen müssen, heißt: »Überlebenskampf« – nicht nur für Künstler*innen, sondern für eine aufgeklärte und offene Gesellschaft [...]. Axel Brüggemann(27.10.2020)
Auf der anderen Seite ist die Buchmesse ein Ort der gelebten Meinungs- und Publikationsfreiheit. Das ist auch ein wichtiges Standbein der Frankfurter Buchmesse und dieses Standbein wird es geben. Alexander Skipis(08.09.2020)
Wir hatten eine Sicherheit, dass Konzerte stattfinden, dass Reisen gemacht werden können, dass Tourneen stattfanden [...]. All das ist wirklich richtig erschüttert, zerrüttet, könnte man sagen. Marie König(15.02.2021)
Die Corona-Krise bleibt die große Kunstverhinderin der klassischen Musik. In den USA liegt bis Januar alles brach. In Paris bricht sowieso alles zusammen. In Deutschland blüht eine Art klassische Kleingartenanlage. Manuel Brug(20.06.2020)
Mir wird zu wenig über die wirtschaftlichen Folgen dieser Schritt-für-Schritt-Entscheidungen nachgedacht. Die gesamte Branche ist verunsichert, gelähmt, es fehlt ein Grundfahrplan, was unter welchen Bedingungen wann wieder möglich ist. Julius Frack(15.05.2020)
Der Frust und bei Selbstständigen auch die Angst sind dennoch verständlich. Aber die Kultur braucht bessere Bilder von sich selbst. Bessere Argumente, wofür sie da ist. Und wofür nicht. Kultur ist zum Beispiel nicht für alle da. Tobi Müller(29.10.2020)
Sie mögen es kitschig nennen oder peinlich-pathetisch: Aber die Seele vieler Menschen braucht in der Vorweihnachtszeit Trost. Trost mit Musik, mit Konzerten, mit Theatern, mit Musicals, mit Kunst. Kultur hilft, die seelisch herausforderndste Zeit des Jahres gut zu überstehen. Maria Ossowski(26.11.2020)
Warum brauchen wir das Kino? [...] Es geht darum, den immer seltener gewordenen geschützten Offline-Raum zu erleben. Irgendwo müssen wir wieder zu uns selbst kommen, unerreichbar sein und uns in unserem Körper, in der Gegenwart des Lebendigseins wieder finden. Edgar Reitz(04.06.2020)
Die Pläne für die nächste Spielzeit mussten in den letzten Wochen völlig neu gedacht und organisiert werden. Aber es ist uns gelungen [...] neue Visionen für diese kommende, außergewöhnliche Saison zu entwickeln. Oliver Reese(19.07.2020)
Es ist nicht neu, dass unser analoges Konzept des Kulturschaffenden rund um das Buch schwieriger geworden ist. Aber Corona beschleunigt hier eine Entwicklung auf ganz dramatische Weise. Das macht uns zu schaffen. Ulrich Wellhöfer(02.04.2020)
If there was ever a time that the world needed artists, it is now. In the aftermath of the virus, when the world is rebuilding itself, the cities have to step up. Hans Ulrich Obrist(05.05.2020)
Die Antwort auf das Virus kann nur sein, dass die Nächstenliebe viral geht. Und wenn das jemandem zu fromm klingen sollte, nennt er es einfach Solidarität, die ansteckend ist. Pastor Sieghard Wilm(01.11.2020)
Wir lassen uns den Herbst nicht nehmen. Bücher sind wichtiger als je zuvor. Joe Lendle(12.05.2020)
Denn während die einen den Impfstoff suchen und andere darüber diskutieren, ob das eigentlich gut ist, stellen wir im Theater immerhin einen Impfstoff gegen Verhärtungen und Verspinnungen im Kopf bereit. Nicolas Stemann(25.05.2020)
Ich könnte mir vorstellen, dass Frankfurt gut daran täte, jetzt gleich schon zu überlegen: Wie kann man diese Messe verändern? Ich glaube, einfach darauf zu setzen, dass es so weitergehen wird, wäre ein Fehler. Elisabeth Ruge(13.10.2020)
Vielleicht hat der kulturelle Shutdown auch sein Gutes, insofern man Benjamins „einmalige Erscheinung einer Ferne, so nah sie sein mag“ neu schätzen lernen kann. Aura lässt sich per definitionem nicht »einfach zuhause« simulieren, Küchenkunst offenbar schon. Richard Kämmerlings(27.04.2020)
»Neustart Kultur« ist unter dem Strich dennoch nur ein kleines Programm, ein Tropfen auf dem heißen Stein, auf dem vor allem gerade private Künstler zu verdursten drohen. Anne Sailer(24.08.2020)
Vielmehr drängt sich uns der bittere Eindruck auf, dass der Stellenwert der Kultur trotz Ihrer Lippenbekenntnisse der vergangenen Monate so gering ist, dass der erste Lösungsansatz gegen steigende Infektionszahlen scheint: »Ist das Kunst? Dann kann das doch weg!« GMD- und Chefdirigent*innenkonferenz(02.11.2020)
Was nichts kostet, ist nichts wert. Georg Scharegg(22.12.2020)
Wenn schon ich die Maßnahmen als inkonsistent, willkürlich und nicht wirksam genug empfinde, wie wird es dann erst den Krawallheinis und Hatern aus dem Netz gehen? Dorothea Marcus(31.10.2020)
Aus meiner Sicht besteht kein kultureller Mangel in Kinderzimmern. Eine Gratislesung von Autoren bringt keinen Mehrwert an Unterhaltung. Salah Naoura(25.03.2020)
Wir haben alle so gehofft, dass das Geschäft im Herbst wieder anläuft, aber jetzt kann niemand aus China oder Amerika kommen. Und auch die spanischen oder französischen Sammler werden wegfallen. Esther Schipper(11.09.2020)
Wir wollen ein Manifest an den Präsidenten verfassen, wir alle, Tausende von Marseillern, um deutlich zu machen, dass es überhaupt keinen Grund gibt, in dieser Situation die Kultur zu opfern. Benoît Payan(30.01.2021)
Allein die Vorstellung, Schulklassen würden monatelang in musealer Ruhe dem Mathematikunterricht folgen, Gesellschaftskunde vor Joseph Beuys erhalten und verteilt im Parkett eines [...] Theatersaals über Geschichte diskutieren - was für ein unerhörter Gewinn. Catrin Lorch(11.11.2020)
Wäre die Zeit nicht günstig für eine Solidaritätssonderzahlung der Vermögendsten in diesem wohl rauen Herbst und einem drohenden Komplett-Lockdown? Herbert Grönemeyer(04.11.2020)
Diese Kreativbranche erreichte zuletzt eine Wertschöpfung von 253 Milliarden Euro und machte damit 4,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes der EU aus. Kurz: Sie sei »ein europäisches Schwergewicht«. Stefan Weiss(26.01.2021)
Veranstaltungen der zehn unterzeichnenden Häuser der Literatur wurden im vergangenen Jahr 2019 bei ca. 1.400 Terminen mit ca. 3.000 Mitwirkenden von rund 70.000 BesucherInnen besucht. Die zehn Häuser der Literatur(11.05.2020)
The pandemic has not only negatively impacted the creative sector in Africa, but it has also exposed its shortcomings. Ribio Nzeza Bunketi Buse(28.12.2020)
Vor Kurzem hat auch noch Jens Spahn vor Veranstaltungen gewarnt. Er meinte zwar private Feiern, aber er sagte: Veranstaltungen. Danach sind unsere Kartenvorverkäufe eingebrochen, weil die Leute dachten, es sei zu gefährlich, ins Theater zu gehen. Wiebke Eymess(23.09.2020)
Die Kombination aus Streamingdiensten und Pandemie stellt tatsächlich eine einzigartige Gefahrenlage dar. Der Börsenkurs von Netflix schoss in die Höhe, während die Filmtheater künstlich beatmet werden. Andreas Busche(28.12.2020)
Die Film-Branche in Österreich steht für eine Wirtschaftsleistung von ca. 1,4 Milliarden. Wir rennen jetzt um unser wirtschaftliches Leben und für dieses Überleben ist eine staatliche Ausfallshaftung, die sich auf Corona bezieht, essentiell. Oliver Auspitz(16.05.2020)
Unsere Arbeit steht für Vielfalt und Meinungsfreiheit, für Wissen und Pluralismus, für emotionalen, intellektuellen und kulturellen Austausch, Innovation im Denken und die geistige Schaffung neuer – und manchmal besserer – Welten. Netzwerk Autorenrechte(05.06.2020)
Was die Bruttowertschöpfung angeht, haben wir eine Wertschöpfung, die nur von der Automobilbranche übertroffen wird. Wir haben mehr als die chemische Industrie, wir haben mehr als die Finanzdienstleiter. Mehr als 100 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung haben wir 2018 als Branche erzielt. Noam Zur(29.05.2020)
Bereits in den knapp sechs Wochen der bislang geltenden Schließungszeit zwischen dem 11. März und dem 19. April werden dem Residenztheater schätzungsweise 650.000Euro Einnahmen entgehen. Tobi Müller(08.04.2020)
Galleries such as Pace, Gagosian (which furloughed its part-time staffers in April), and David Zwirner (which laid off nearly 40 employees this month) all took in between $2 million and $5 million. (07.07.2020)
Wenn wir uns zeigen, sieht man uns nicht. Wenn wir uns nicht zeigen, vermisst man uns nicht. Maren Kroymann(14.05.2020)
Für freiberufliche Musiker*innen hat die Bundesregierung den Weg zum Antrag auf Grundsicherung, auch Hartz IV genannt, deutlich vereinfacht. Aber den Gang zum Jobcenter empfinden viele als entwürdigend. Eva Blaskewitz(02.06.2020)
Ich denke die Dinge nur zu Ende: Ich habe mir von der WHO die Pläne angesehen, von der Bundesregierung. Dann habe ich überall recherchiert und daraus eine Geschichte gemacht und jetzt wird die gerade Wirklichkeit. Klaus-Peter Wolf(06.03.2020)
Ich würde mir nur wünschen, dass der Beitrag, den wir zur Eindämmung von Covid-19 leisten, nicht durch das Offenhalten etwa der Skigebiete wieder hinfällig wird. Nicolas Stemann(22.12.2020)
Absurd. So viel Abstand zueinander wie in der Philharmonie gibt es auf keiner Wiese, in keinem Lokal, in keinem Geschäft, keiner U-Bahn und keinem Kabinett. Egbert Tholl(25.06.2020)
[...] erst das Wirtschaftsleben und danach können wir uns um Sport und Kultur kümmern. Das finde ich einen so rein populistischen Satz, der ja immerhin von einem Ministerpräsident gesagt wird, der zu den Leitfiguren dieser Corona-Krisen-Bewältigung gehört. Das zieht einem dann doch den Stecker. Ulrich Khuon(07.09.2020)
Die kennen nur Unternehmer mit Angestellten und wissen offenbar überhaupt nicht, wie wir arbeiten und was wir brauchen, nachdem wir das Berufsverbot erhalten haben. Nadine M.(07.06.2020)
Für mich wird das das erste Weihnachten seit 20 Jahren ohne Vorstellungen, ohne Kinderlachen und ohne Glühwein mit Kolleginnen und Kollegen. Kerstin Dathe(26.11.2020)
Diese freien Fotografinnen und Fotografen sind neben vielen anderen Freiberufler*innen wohl die ärmsten Schweine in der Coronakrise. Ja, es gäbe viel zu fotografieren. Aber die Aufträge bleiben aus. Steffen Grimberg(07.05.2020)
In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde
in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert.
Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen
versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten
und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung
interaktiv über eine eigene
Tag-Cloud erdkundet werden kann.
»Die Blockbuster haben ausgedient« . Museen nach dem Shutdown
by Hans D. Christ, Iris Dressler (23 May 2020) Original source: Welt
Den Lockdown als eine Chance verstehen, das ist bei den Leitern des Württembergischen Kunstvereins in Stuttgart Iris Dressler und Hans D. Christ nicht nur eine Phrase. Sie wollen mit ihrem Lockdown-Programm ein Zeichen setzen und dazu anregen, den entstehenden Freiraum zu nutzen, um über die Fehler des Kunstbetriebs nachzudenken. Im Gespräch mit der WELT erläutern sie ihre Position.
Viele kulturelle Institutionen waren in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten bei der Gestaltung von Ausstellungen auf ein Massenpublikum fixiert. So kamen Blockbu ster-Ausstellungen zustanden, die weniger an Inhalten orientiert waren. Der Lockdown und die in der Folge geringeren Besucherzahlen sollten dazu führen, dass »mehr Raum und Aufmerksamkeit für Qualität, Intensität und Nachhaltigkeit statt für Spektakel geschaffen« wird. Dabei sind Dressler und Christ überzeugt, können die großen Häuser von den kleineren Institutionen lernen.
Achtsamkeit ist aber nicht nur gegenüber dem Publikum wichtig, sondern auch gegenüber den Künstler*innen. Dass es in der Corona-Krise so viele Solo-Selbständige in der Kulturbranche gibt, sehen die beiden Kuratoren einerseits darin begründet, dass viele Institutionen Aufgaben ausgelagert haben, für die es früher Stellen gab. Andererseits werden Künstler*innen für ihre Arbeit oftmals nicht angemessen entlohnt. Hier bedarf es nicht nur verbindlicher, sondern auch angemessener Honorare. Darin sehen Dressler und Christ keinen Verlust von Freiheit, sondern vielmehr einen Beitrag zur Unabhängigkeit von Künstler*innen.
Voraussetzung hierfür ist aber auch, dass in Politik und Öffentlichkeit darüber diskutiert wird, worin die Aufgabe der Kunstinstitutionen in der Zukunft sein könnte. Die »poetische wie emanzipatorische Kraft« der Kunst sollte dazu genutzt werden zu zeigen, dass Dinge und Verhältnisse auch ganz anders sein könnten. Iris Dressler und Hans D. Christ vertreten hier die These, dass Kunst und vor allem auch öffentlich geförderte Kunstinstitutionen in den verschiedenen Diskursen von Klimakrise, sozialer Ungleichgewichte, digitaler Überwachung bis hin zu wachsendem Nationalismus und Rechtsradikalismus Denk- und Streiträume bereitstellen sollten.Mehr lesenWeniger lesen
Ein struktureller Wandel steht der Klassik-Szene als Folge der Corona-Krise bevor. Wie dieser aussehen wird und welche Chancen die Krise mit sich bringt, darüber spricht Eckhard Roelcke mit dem Musikmanager Karsten Witt. Dieser befürchtet, dass sich nicht nur das Veranstaltungsmanagement für Konzerte nach der Krise radikal ändern wird, sondern prophezeit zudem, dass sich alle Künstler, Ensembles und Orchester, die nicht subventioniert werden, in Zukunft kaum am Markt behaupten können.
Karsten Witt ist Gründer von Karsten Witt Musik Management. Die Konzertvermittler sind von der Krise besonders getroffen, gilt es nun nicht nur ausgefallene Konzerte zu verwalten und Verträge auf die Möglichkeit der Zahlung von Ausfallhonoraren hin zu prüfen, zugleich müssen unter unklaren Bedingungen die kommenden Konzerte geplant werden. Einen Vorteil der Krise sieht der Kulturmanager in der besseren Vernetzung der Szene. So treffen sich nun einmal wöchentlich die Mitglieder der internationalen Artist Managers' Association (IAMA) zu einer Zoom-Konferenz und tauschen sich über aktuelle Fortschritte und Probleme aus. Die Vorteile der direkteren Kommunikation können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das bisherige Geschäftsmodell – Agenturen und Künstler*innen gehen in Vorleistung und werden nach dem Auftritt bezahlt – gescheitert ist. Neben der Diskussion neuer Vertragsmodelle skizziert er im Interview die Auswirkungen der Krise für sein Business: Er geht von einem grundsätzlichen Wandel der Konzertlandschaft sowohl in Deutschland als auch international aus. Wird in naher Zukunft Kammermusik von kleineren Ensembles gespielt werden, so wird sich die Reduktion der Personen auf der Bühne noch viel drastischer in der Minimierung des Publikums spiegeln, wenn nur jeder 6 Platz besetzt werden darf. Private Veranstalter können unter diesen Bedingungen keine Konzertsäle mehr mieten und somit nicht mehr auf dem Markt agieren, was wiederum Auswirkungen auf die Budgetgestaltung der Häuser hat. Zahlungskräftige Sponsoren werden kaum einspringen, so lange die geladenen Gäste nicht im Anschluss an das Konzert zu einem Empfang geladen werden können. Alle Künstler, Ensembles und Orchester, die nicht subventioniert werden, werden sich daher langfristig kaum behaupten können, denn es wird weniger Geld für weniger Konzerte zur Verfügung stehen.
Die Zukunftsaussichten, die Karsten Witt für die klassische Musik in Deutschland, die meist als Solo-Selbständige agierenden Dirigenten und Musiker und die Konzerthäuser sind erschreckend. Was das Interview eindrücklich zeigt: kurzfristige Lösungen sichern zwar vielen Solo-Selbständigen die Zahlungsfähigkeit, viele Aufträge und Arbeitsplätze werden aber langfristig verloren gehen.Mehr lesenWeniger lesen
Der Kieler Schriftsteller Feridun Zaimoglu hat nicht damit gerechnet, dass eine Pandemie, wie er sie bislang nur aus der Science-Fiction-Literatur kannte, Realität werden könnte. »Es ist tatsächlich brutal gewesen bei mir.«, blickt er auf den Beginn der Pandemie zurück. Das Telefon stand kaum still. Eine Veranstaltungsabsage nach er anderen traf ein. Er lebt von Honoraren für Vorträge, Tantieme für Ausführungen – alle diese Veranstaltungen wurden nun abgesagt. Da für Lesungen im Vorfeld selten Verträge g eschlossen werden, sondern diese in der Regel im Nachhinein in Rechnung gestellt werden, hat er auch kaum Anspruch auf Ausfallhonorare. Der Lockdown bedeutete einen Umsatzeinbruch um 100 Prozent. Sein Antrag auf Soforthilfe ist noch immer nicht bewilligt. Hinzu kommt, dass er nicht nur seine eigenen Lebenshaltungskosten nicht aufbringen kann, sondern er bislang auch Familienmitglieder finanziell unter die Arme gegriffen hat, denen er nun nicht weiterhelfen kann. Dennoch möchte er sich nicht unterkriegen lassen. Neben den Veranstaltungsabsagen tun sich aber auch in der Krise neue Möglichkeiten auf, wenn er zum Beispiel als Ersatz für eine Lesung um einen Essay gebeten wird. »In diesen Tagen« heißt seine Reflexion über das Leben in der Pandemie, die in der Zeitung »Der Nordschleswiger« erschienen ist. Zaimoglu berichtet darin von einer Dichterin, die sich aus Angst vor Corona das Leben nahm. Vor der Ohnmacht angesichts der Pandemie flüchtete sie in den Selbstmord. Das viele Künstler*innen sich von der Politik alleingelassen fühlen, erstaunt ihn nicht. Künstler sind doch in erster Linie Unterhalter und dafür steht im Moment wenig Geld zur Verfügung. Produktiv ist er dennoch. Gemeinsam mit Günther Senke arbeitet er an einer Neuadaption von Lessings Theaterstück »Nathan der Weise«. In seiner Version bereiten Apokalyptiker aller Lager den Weltuntergang vor. Zaimoglu hat keine Computer mit Internetanschluss. Er hört kein Radio und schaltet den Fernseher selten an. Sich selbst bezeichnet er deshalb als »Aufschnapper«, der im Alltag Informationen durch Zuhören sammelt.Mehr lesenWeniger lesen
New New Deal . Toward a New Era of Social Imagination
by Hans Ulrich Obrist (05 May 2020) Original source: artnet news
In diesem Essay erinnert Kurator Hans Ulrich Obrist an Gespräche mit der Fotografin und Filmemacherin Helen Levitt (1913-2009) und reflektiert öffentliche Programme zur Unterstützung von Künstlern in den USA, die wenige Jahre nach der Großen Depression 1929 im Zusammenhang mit Präsident Roosevelts New Deal ins Leben gerufen wurden. Interessanterweise führt er auch ein frühes mexikanisches Programm aus dem Jahr 1926 an, bei dem Künstler von der Regierung für Wandgemälde an öffentlichen Gebäuden bezahlt wurd en. Eine ähnliche Ausrichtung hatte in den USA das Bundesprogramm Public Works of Art Project (PWAP) im Jahr 1934. Das bekannteste Programm in den Vereinigten Staaten war das Federal Art Project (FAP), das 1935 startete, um die bildende und praktische Kunst durch Aufträge zu unterstützen, aber auch um Kunstvermittlungsprogramme zu fördern, aus denen 107 neue Gemeindezentren hervorgingen, in denen Kunst- und Handwerkskurse für jedermann angeboten wurden. Alledings hatten Forderungen, wie sie 1935 von der American Society of Painters Sculptors and Gravers vorgebracht wurden, an lebende Künstler Leihgebühren für ausgestellte Kunstwerke zu entrichten, keinen Erfolg. Obrist fordert nicht nur einen New Deal für die Kunst in Zeiten der Pandemie, sondern verbindet ihn auch konzeptionell mit der ökologischen Frage, die sich auf Jeremy Rifkins Buch "Green New Deal" bezieht.Mehr lesenWeniger lesen
In Zeiten des Lockdowns geht die Moderatorin Sara Steinert der Frage nach, welche Auswirkungen dieser auf die Kunstwelt hat. Zu Beginn des rund einstündigen Podcasts gibt es eine sehr ausführliche Beschreibung des Status quo: Die Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr berichtet von den veränderten Arbeitsbedingungen im Verlag - statt die aktuellen Ausstellungen und Biennalen zu besuchen, ist Arbeit im Homeoffice angesagt - und der Begeisterung beim ersten Galerienrundgang nach der langsamen Wiedereröffnung in Berlin. Die Sprecherin des Bundesverbands Berli ner Künstler BBK Zoë Claire Miller ergänzte dieses Stimmungsbild mit einem Überblick über die aktuelle Situation der Künstler*innen in Deutschland. Trotz vielfältiger Ankündigungen und Solidaritätsbekundungen von Seiten der Politik erhalten viele nach wie vor keine finanzielle Unterstützung. Die Frage, ob die Krise zu einer neuen Form der Internetkunst führt und welche Zukunft diese haben wird, diskutierte Elke Buhr mit Daniel Birnbaum, der sich als Kurator in den letzten Jahren auf virtuelle Kunst spezialisiert hat. Die Kunstwelt so wie wir sie kennen, wird es nicht mehr geben. Das ganze System muss verändert werden, ist sich Birnbaum sicher. Dabei muss die Frage gestellt werden, was an der Globalisierung der Kunst sinnvoll ist und worauf verzichtet werden kann. Zentrale Impulse in der Kunst kamen immer daher, dass sich Künstler international umgesehen haben, wendet Elke Buhr ein. Ziel war es daher in den letzten Jahren den Eurozentrismus aufzugeben und den Input von unterschiedlichsten Persönlichkeiten einzubringen. Als Gegenbewegung prophezeit Birnbaum das Aufkommen von Graswurzelbewegungen, von einem Lokalismus, der sich vom Glamour der internationalen Kunstwelt abwendet. Als Form des internationalen Austausch schlägt der Kurator hingegen eine Konzentration auf Internetkunst, auf Augmented Reality vor. Hiervon sind wir noch weit entfernt. Wie Elke Buhr ausführt, gibt es faktisch noch keine digitale Kunst, sondern Leute fotografieren Kunstwerke ab und stellen die Bilder ins Netz. Die Langeweile wird sich erst legen, wenn neue Formate für das neue Medium entwickelt werden oder in den Worten von Buhr: „Die digitale Sphäre, die es im Moment gibt in der Kunst, mich persönlich reißt das nicht so mit.‟ Einen qualitativer Sprung im Umgang mit dem neuen Medium durch die Coronakrise kann also nicht ausgemacht werden. In einem letzten Teil berichtet Daniel Völzke von einem Interview, das er mit dem Schriftsteller und Filmemacher Alexander Kluge über die Auswirkungen der aktuellen Situation geführt hat. Kluge ist insofern prädestiniert für ein solches Interview, da er sich immer wieder mit Naturkatastrophen bzw. der Reaktion der Gesellschaft auf Krisensituationen beschäftigt hat. Die Krise, die ihn selbst biographisch beeinflusst hat, ist die Bombardierung seiner Heimatstadt Halberstadt kurz vor Kriegsende 1945. Hier sieht er teilweise sehr konkrete Parallelen zum aktuellen »unsichtbaren Gegner« – von dem exzessiven Frühling bis hin zum Virus, der wie der Gaskrieg auf die Lunge schlägt. Inspiriert von Voltaire wählt Kluge zur Beschreibung des Kampfs gegen den Virus die Kriegsmetaphorik. Kluge entwickelt eine Art der strategischen Kriegsführung gegen die Natur, wenn er imaginiert, wie die RNA des Virus zerstört werden könne, bevor diese die Körperzellen befallen kann. Grundsätzlich ist die Bewertung der Pandemie durch Alexander Kluge pessimistisch, denn etwas Tröstliches kann er dieser nicht abgewinnen. Allerdings beschreibt er die Aufgabe der Kunst in Krisenzeiten als Antirealismus des Gefühls: Ihre Aufgabe ist es zu erzählen, was außerhalb der kapitalistischen Verwertungslogiken liegt und somit einen Optimismus gegen die Wahrscheinlichkeiten zu entwickeln.Mehr lesenWeniger lesen
Glaubt man den Verlautbarungen der Politik, so setzt diese gerade alles daran, eine »drohende Verarmung der Kunst- und Kulturlandschaft zu verhindern«. Monika Grütters feiert es als Erfolg, dass Künstler*innen auch als Soloselbständige angesehen werden und Förderinstrumente der Wirtschaft in Anspruch nehmen können. Diese Entwicklung ist erfreulich, konstatiert Kolja Reichert, reicht aber bei weitem nicht aus. Jetzt muss die Frage gestellt werden, wie eine Kunstförderung aussehen muss, wenn die Rezession zuschlägt und viele V eranstalter und Künstler*innen sich nicht mehr selbst finanzieren können. Hier bedarf es nicht eines Gießkannenprinzips, wie es die deutschen Soforthilfen darstellen, sondern einer nachhaltigen Förderung, die weniger vom Markt abhängig ist – ein New Deal also, der maximale Vielfalt und maximale Autonomie fördert, ohne Künstler*innen in die Beliebigkeit zu entlassen. Kolja Reichert schlägt ein Förderinstrumentarium vor, dass nicht nur Wertschätzung für die Arbeit von Künstler*innen bedeutet, sondern zugleich Kunstförderung als Wirtschaftsförderung begreift. Diese sollte folgende Punkte umfassen: 1. Honorare für Ausstellungen 2. Mehrwertsteuer auf 7 Prozent senken 3. Ankaufetats aufstocken, damit der Staat wieder die Möglichkeit hat, Kunstgeschichte mitzuschreiben. 4. Staatliche Arbeitsräume vergeben, damit die Künstlerförderung nicht in Form von Mieten an Privatinvestoren geht. 5. Stipendiensysteme entwickeln, die innovative Konzepte ebenso fördern wie freie Kunstkritiker*innen 6. Bürgerbeteiligung stärken 7. Über europäische Preise eine transnationale Kulturpolitik fördern.Mehr lesenWeniger lesen
Der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir hat sich in einem Schreiben an Bundeswirtschafsminister Peter Altmeier gewandt. Ihm bereitet nicht nur Sorgen, dass viele Künstlerinnen und Künstler aktuell durch das Raster der Soforthilfen fallen, sondern auch dass keine einheitlichen Regelungen für die Branche in den einzelnen Bundesländern besteht. Das ist umso dramatischer, als gerade die Kultur- und Kreativwirtschaft am längsten von den Auswirkungen der Krise betroffen sein werden. Legt man die kursierende Größe von 100 Personen al s Grenze zur Großveranstaltung zugunde, dann werden viele Theater und Kinos in absehbarer Zeit geschlossen bleiben.
Enttäuscht zeigen sich viele darüber, dass in der Politik wenig Kenntnis und Interesse an den Abläufen in der Kulturbranche besteht. Solange diese aber nicht bekannt sind, kann auch keine effektive Hilfe angeboten werden. Derweil gibt es auf kommunaler und privater Ebene erste Stiftungen und Spendenaktionen, um den Künstlerinnen und Künstlern unter die Arme zu greifen und die freie Szene zu unterstützen. Das ist auch dringend notwendig, denn die Unzufriedenheit in der Branche wächst.
Sehr geehrte Frau Staatsministerin Professor Monika Grütters
by Lisa Batiashvili, Matthias Goerne, Thomas Hengelbrock, Anne-Sophie Mutter, René Pape, Christian Thielemann (19 Apr 2020) Original source: offener Brief
Stellvertretend für die alle bekannte und unbekannte Künstlerinnen und Künstler wenden sich die Unterzeichner*innen des offenen Briefs an die Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Sie nehmen Bezug auf deren Aussage in der FAZ, dass Künstler*innen es nicht gewohnt seien, »um Hilfe zu schreien«, verstehen ihren Brief nun aber genau als einen solchen Hilferuf.
Bezugnehmend auf Grütters Angebot, die Künstler*innen können nun leichter Grundsicherung beantragen, führen die Autor*innen aus, was das kon kret bedeutet. Nicht nur müsste die eigene Alterssicherung dafür aufgewandt werden, sondern gerade bei den erfolgreicheren Künstler*innen würde das bedeuten, dass ein Kaskadeneffekt einsetzt, da die vielen von ihnen beschäftigen Menschen, ebenfalls aktuell nicht arbeiten dürfen.
Dass die Hilfe für Künstler*innen aber lediglich im Verweis auf den leichteren Zugang zu Sozialleistungen besteht, verstehen die Autor*innen einerseits als Hinweis darauf, dass die Politik die Kunst als Luxus für gute Zeiten interpretiert, andererseits sehen sie darin eine Marginalisierung ihrer Berufsgruppe - schließlich gibt es für Adidas, Logo- und Ergotherapeuten oder Zahnärzte ganz andere Unterstützungsangebote. Aber nicht nur die Politik, auch von den hochsubventionierten Häusern zeigen sich nur wenige solidarisch.
Der Brief endet mit der Forderung, dass staatlich subventionierte Institutionen den Künstler*innen Ausfallhonorare bezahlen und dass Veranstalter außerhalb des subventionierten Kulturbetriebs Unterstützung erhalten. Mehr lesenWeniger lesen
Wer auf Lesereise geht, kann merklich dazu verdienen. Die Gewinnmargen für Kinderbücher liegen in der Regel bei 6-7 Prozent. Die Bücher im Kinderbuchsegment sind meist recht günstig. Deshalb sind die Erträge aus den Verkäufen meist sehr gering. Lesereisen dienen daher auch dazu, den Lebensunterhalt von Autor*innen zu finanzieren. In Zeiten der Corona Krise brechen diese Einnahmen für viele weg. Umso mehr häufen sich Anfragen, Inhalte im Netz zur Verfügung zu stellen. So hat beispielsweise in diesen Tagen der dtv Verlag eine on line-Lesereihe gestartet und seine Autor*innen zur Teilnahme aufgefordert. Der Autor Salah Naoura wehrt sich gegen diese Aktion, da die Autor*innen keine Honorare bekommen sollen. Erwartungshaltung ist an Kinderbuchautoren schon immer hoch, Dinge gratis zu tun. Die große Gefahr ist, dass alte Missstände zementiert werden. Er kritisiert, dass professionelle Anbieter wie Kinderbuchverlag oder Festivals Texte oder Videoclips in Auftrag geben, für die nichts bezahlt werden soll. Wir bedienen diese Salah Naoura, die sich damit selbst profilieren. Die Autor*innen würden damit unentgeltlich Werbung für die Institutionen machen, ohne dass das Geschenk an die Leser*innen honoriert werden. Die Reaktion der Autor*innen ist sehr gespalten. Aus Solidarität wird zwar gerne geholfen. Salah Naoura bezweifelt, dass sie sich langfristig damit einen Gefallen tun, denn ist erst einmal ein kostenloses Onlineangebot eingeführt, wird es auch in Zukunft gefordert werden. Andererseits konstatiert er, dass alle umdenken müssen. Online-Angebote werden notwendig bleiben. Professionelle Anbieter müssen Wege finden, um diese Angebote entsprechend zu entlohnen.Mehr lesenWeniger lesen
The signet of facing arts joining the faces of STORM.
Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt,
das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular
– wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!
Das Team
Facing arts ist ein Projekt von STORM.
STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die
wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind.
Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein
Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und
ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen.
Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell
als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit.
Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler
und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch
Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden
Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in
unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen
hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation
[aiskju:b]
und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen.
Mit facing arts realisieren sie ihr erstes
künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter
www.miriamseidler.de
bzw. www.imachination.net.
Ein besonderer Dank gilt
Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!
Kont@kt
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