Mit dem Heaven’s Carousel ist während des Sommers 2015 im Herzen der Karlsruher Innenstadt anläßlich der Globale ein gigantisch leuchtendes Klang-UFO gelandet, das die antike Sphärenmusik unter den Vorzeichen der Astrophysik des 21. Jahrhundert neu interpretiert. Im Rahmen der Ausstellung Die Stadt ist der Star - Kunst an der Baustelle schwebt vor dem Naturkundemuseum in 10 Metern Höhe eine luftige Karusselkonstruktion an einem Kran, von der an 12 Strängen insgesamt 36 kugelförmige Lautsprecher hängen. Das Heaven’s Carousel hebt jeweils in den Abendstunden nach Sonnenuntergang ab: In Rotation versetzt drehen sich die Lautsprecher mit einer Spannweite von bis zu 16 Metern über den Köpfen der Besucher, die eingeladen sind, sich unter der Installation frei zu bewegen, um das kontinuierlich sich verändernde Klanguniversum zu erkunden.


Der Besuch dieser spektakulären Installation von Tim Otto Roth hat kaum jemanden unberührt gelassen: Auch wenn die einzelnen Lautsprecher „nur“ reine Töne spielen, so rekombinieren sich diese im Raum zu komplexen Klanggebilden, die in ihrem Charakter fern an eine Kirchenorgel erinnern. Das Besondere ist hierbei, daß die Tonhöhen der Klangquellen sich durch die Bewegung kontinuierlich verändern. Aufgrund des Doppler-Effekts klingt ein Ton höher, wenn er auf den Besucher zufliegt, und tiefer, wenn sich die Klangquelle wieder entfernt. Der Clue ist hier, daß der Effekt im Zentrum aufgehoben ist, je mehr sich der Besucher nach außen bewegt aber immer mehr zu tragen kommt und einen oszilliernden mikrotonalen Klangteppich kreiert.

Das Heaven’s Carousel geht aus einer außergewöhnlichen Zusammenarbeit mit dem Hubble Space Telescope hervor und feierte 2014 im Palmengarten der Accademia dei Lincei in Rom seine Premiere. Im April 2015 dreht es sich anläßlich der Feier des 25-jährigen Jubiläums des Weltraumteleskops am American Visionary Art Museum in Baltimore. Für den Physiknobelpreisträger Adam Riess finden wichtige Entdeckungen, wie die beschleunigte Ausdehnung des Universums, in der Arbeit ihren musikalischen Widerhall. Tim Otto Roth versteht das Heaven’s Carousel maßgeblich auch als ein neues Instrument, das ihn zu mikrotonalen Kompositionen inspiriert. So spielt er beispielsweise mit dem Schwingungsverhältnis von Wasserstoffatomen oder der 31-Ton-Skala, die im 17. Jahrhundert der niederländische Mathematiker und Astronom Christiaan Huygens entwickelte. Die Illumination der Lautsprecher gibt dabei eine farbliche Orientierung, ob und in welcher Höhe ein Ton gespielt wird. Für Karlsruhe komponiert der aus dem Schwarzwald stammende Konzeptkünstler und Komponist ein wechselndes Programm, das nicht nur die unterschiedlichen Facetten des neuen Instrumentes zeigt, sondern stets ein neues Klang- und Raumerlebnis bietet.