Diese unglaublich dynamische Skulptur verdichtet bestimmte Vorstellungen über das sich beschleunigende Universum.
Ansprache von Adam Riess (Nobelpreis für Physik 2011) anlässlich der Premiere 2014 in Rom

Klangrevolution Das Heaven's Carousel versetzt ein ganzes Ensemble aus 36 leuchtenden Klangkörpern auf sprichwörtlich revolutionäre Weise in Bewegung. Die karusselartige kinetische Klangskulptur schwebt in 10 Metern Höhe an einem Anhängerkran: In Rotation versetzt drehen sich die illuminierten kugelförmigen Lautsprecher, die auf drei ringförmigen Ebenen angeordnet sind, wie Himmelskörper mit einer Spannweite von bis zu 16 Metern auf kreisförmigen Bahnen – den Revolutionen – über den Köpfen der Besucher:innen. Eine Einladung, die positionsabhängigen Veränderungen des vibrierenden Klanguniversum aktiv zu erkunden.

Fliegende Töne Das Erleben dieses spektakulären Klangufos von Tim Otto Roth, das bereits u.a. in Rom, Baltimore, Köln und Karlsruhe ‚landete', lässt dabei niemanden unberührt: Der Dopplereffekt ist zentrales Moment der immersiven Erfahrung, klingt doch ein Ton höher, wenn er auf die Besucher:in zufliegt, und tiefer, wenn sich die Klangquelle wieder entfernt. Im Zentrum ist dieser Beschleunigungseffekt aufgehoben, je mehr sich die Besucher:innen aber nach außen bewegen, umso mehr kommt er kraftvoll zum Tragen und kreiert so einen zunehmend oszillierenden mikrotonalen Klangteppich.

Trailer Cold HarmoniesKöln 2021

Rainer Nonnemann: Einführung zu den Cold HarmoniesKöln 2021

Hubble Cast anlässlich der Premiere des Heaven's Carouselin Rom 2015

Wie ein Naturlaut. Eine Humoreske nach Gustav Mahler für das Heaven's CarouselBad Reichenhall 2021

Komplementäre Lichtdramaturgie Die farbige Illumination der Lautsprecher verwandelt das Ensemble in ein elektroakustisches Musiktheater: Das Aufleuchten beim Spielen eines Tones verleiht den elektronischen Klängen eine noch stärkere physische Präsenz und gibt anhand der Spektralfarbe nicht nur eine farbliche Orientierung, wo und in welcher Höhe ein Ton in dem sich drehenden Klangraum gespielt wird, sondern diese intensivieren noch die fast schon berauschende Wirkung des Gesamtkunstwerks.

Neues Instrument Tim Otto Roth hat das Heaven's Carousel konsequent als ein neues Instrument konzipiert und vom Antrieb über die Lautsprechergehäuse bis zur Elektronik mit seinem Studio entworfen und gebaut. Der Raum wandelt sich zu einem materiell körperlich erlebbaren Synthesizer, in dem sich die einzelnen Töne zu ortsspezifischen orgelartigen Klängen mischen. Die antike Sphärenmusik, die das heute etablierte 12-Tonsytem konzeptionell begründet, gerät durch die beschleunigungsbedingten Tonhöhenschwankungen mikrotonal aus den Fugen. Roth kreiert somit eine Sphärenmusik unter den Vorzeichen einer Physik des 21. Jahrhunderts.

Komposition mit Dreh Über eine eigens entwickelte Tonkombinatorik, bei der die drei Ebenen mit Lautsprechern in abweichenden Tempi und Rhythmen bespielt werden, lässt Roth ganz eigene Kompositionen entstehen. Die Variationen der Drehgeschwindigkeit und die damit sich wandelnde Ausprägung des Dopplereffekts werden dabei als dynamischer Spannungsbogen stets mitgedacht. Die auf verschiedenen mikrotonalen Skalen aufbauenden Tongebilde kommen ferner auf völlige unterschiedliche Weise zum Klingen, je nachdem wie diese auf die Lautsprecher verteilt werden. Die Klangpalette des Karussells wurde in den letzten Jahren kontinuierlich erweitert, indem neben Sinustönen auch bandgefiltertes Rauschen zum Einsatz kommt oder unterschiedlich schnell gepulste Sinustöne sich zu gegenläufigen rhythmischen Gefügen überlagern.


Von der Astrophysik zum Naturlaut – Rückblick
Das Heaven's Carousel geht aus einer außergewöhnlichen Zusammenarbeit mit dem Hubble Space Telescope hervor und ist maßgeblich von einer der zentralen Entdeckungen des Raumteleskops inspiriert: die beschleunigte Ausdehnung des Universums. Premiere feierte das Heaven's Carousel im März 2014 anlässlich der vierten Hubble Space Telescope Conference im Palmengarten der Accademia dei Lincei in Rom. Seither konnte es in verschiedenen Präsentationen vom amerikanischen Baltimore im Rahmen des 25. Geburtstages von Hubble Space Telescope über Karlsruhe (Globale) und Offenburg – Roths Schwarzwälder Heimat – gezeigt werden. Ein besonderes Erlebnis war die erste Indoor-Präsentation in der von Gottfried Böhm erbauten Kirche St. Gertrud in Köln. In Kooperation mit Kölner Astrophysikern hat Tim Otto Roth eine faszinierende akustische Reise durch die kalten Gas- und Staubwolken des Orion-Nebels komponiert. Eine besondere Erfahrung war für den Komponisten Tim Otto Roth auch, das Heaven's Carousel erstmals symphonisch als Orchester zu verwenden: Im Sommer 2021 ist mit der Humoreske auf Mahlers 1. Symphonie Wie ein Naturlaut eine Komposition entstanden, die die Stimmen von zwei Sängerinnen, sowie die Ferninstrumente Trompete und Alphorn auf dem Heaven's Carousel in Rotation versetzt.

Weitere Präsentationen sind in Vorbereitung und werden hier angekündigt.