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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

Tanz auf Distanz . Choreographie und Corona

by Dorion Weickmann (12 May 2020)
Original source: Süddeutsche Zeitung

Die Bühnen sind geschlossen und so sieht es auch in den Tanzstudios deutscher Opernhäuser deprimierend aus. Wenn aktuell geprobt werden kann, dann nur unter Einhaltung extremer Sicherheitsvorkehrungen. Ein Abstand von 8 Metern, wie er in den Studios des Stuttgarter Balletts aktuell eingehalten wird, ist nicht ungewöhnlich. So proben nur wenige Tänzer*innen gemeinsam. Für Klavierbegleitung und Ballettmeister ist meist kein Platz.
Tänzer*innen benötigen ein Studio, um halbwegs in Form zu bleiben. Anders als bei Schauspieler*innen o der Musiker*innen ist der Körper ihr Arbeitsmittel. Da dieser in Corona-Zeiten zur Gefahrenquelle geworden ist, wird er misstrauisch betrachtet. Doch auch wenn das social distancing als Höchststrafe für Tänzer*innen angesehen werden kann, dann hofft man in den Häusern nach wie vor, im Herbst wieder zum Normalbetrieb zurückkehren zu können. Das Repertoire wird daraufhin geprüft, was im Herbst wieder aufführbar sein könnte. Das Ergebnis dürfte ernüchternd sein: Tanz ohne Nähe ist kaum vorstellbar. Solo-Serien sind aber auf Dauer nicht das, was man zeigen und das Publikum sehen möchte. Dabei hat historisch gesehen die körperliche Berührung im Tanz erst mit dem Aufstieg der Ballerinen und der Vorliebe für Beziehungsdramen Einzug in das Ballett gehalten. Vielleicht liegt im verordneten Abstand auch eine Chance? Der neue Minimalismus könnte dazu führen, das Choreographen und Choreographinnen sich wieder mehr auf die »Tanzkunst als Kunst im Sinn von Handwerk, Ästhetik, Vision, Idee, Haltung« konzentrieren. Wenn es dem Tanz gelingt, sich unter Corona-Bedingungen neu zu Erfinden, dann könnte die Krise tatsächlich eine Chance sein.

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Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

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