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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

Event- und Konzertveranstalter in Not . Aktion „Night of Light“

by Tom Koperek, Stephan Karkowsky (22 Jun 2020)
Original source: Deutschlandfunk

Rot erleuchtete Gebäude sollen in der »Night of Light« auf die Probleme der Veranstaltungsbranche aufmerksam machen. Konzerthallen, Theater und Live-Clubs sind deutschlandweit am Abend des 22. März 2020 dabei. Da es sich bei der Veranstaltungsbranche um einen sehr heterogenen Wirtschaftszweig mit über 150 Gewerken gibt, es es schwierig, sie im politischen Diskurs sichtbar zu machen. Das ist aber aktuell mehr als notwendig. Nach drei Monaten Berufsverbot, sind viele Betriebe am Ende ihrer finanziellen Möglichkeiten. Zwar haben viele bereits Soforthilfe erhalten, aber diese deckt immer nur einen Teil der anfallenden Kosten ab. Entgegen der Erwartungen sind es nicht vor allem Solo-Selbständige, die in der Veranstaltungswirtschaft arbeiten – auch wenn viele von ihnen bislang kaum Hilfe erhalten haben bzw. die Gefahr besteht, dass sie diese wieder zurückgeben müssen. Es sind vor allem kleine und mittelständische Unternehmen, die in der Veranstaltungsbranche tätig sind. Ihnen hilft zwar das Kurzarbeitergeld, um die hohen Personalkosten abzufedern, aber diese machen oftmals nur 25 Prozent der laufenden Ausgaben aus. Viele andere Positionen müssen von den Unternehmen auch ohne Einnahmen weiter bedient werden.
In der Branche sind zwar inzwischen wieder einige Veranstaltungen möglich, allerdings bezweifelt Tom Koperek, dass diese tatsächlich wirtschaftlich sind. In der LANXESS arena in Köln fanden Mitte März wieder erste Veranstaltungen statt. Allerdings wurden statt der üblichen 20.000 Sitzplätze nur Karten für 850 Besucher ausgegeben. Das ist zwar wichtig, um zu zeigen, dass es Möglichkeiten und Wege gibt, wieder Veranstaltungen durchzuführen, allerdings sind hier die Kosten annähernd so hoch, wie bei einem ausverkauften Haus. Auf Dauer kann die Branche so nicht überleben.

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tag Night of Light Veranstaltungsbranche Berufsverbot Solo-Selbständige Soforthilfe
Alle Sparten Interview

Solo-Selbständige: Unter Verdacht

by Karin Finkenzeller (14 Jun 2020)
Original source: Zeit

Die Klagen über die Not der Solo-Selbständigen in der Kulturbranche häufen sich. Am Beispiel der Sängerin und Songwriterin Vera Klima wird das Thema in der Zeit noch einmal diskutiert. Die Soforthilfe darf nicht zur Deckung von Honorarausfällen, sondern lediglich für laufende Betriebskosten verwandt werden. Da dieser Tatbestand zu Beginn der Bewilligung nicht so deutlich kommuniziert wurde, haben viele Kulturschaffende Soforthilfe erhalten, die laut dieser Regelung nicht antragsberechtigt waren – obwohl sie aufgrund des Berufsverb ots keine anderen Einnahmequellen haben. So sehen sich die Künstler*innen nun nicht nur von Existenznot bedroht, zugleich sind sie mit dem Gesetzt in Konflikt. Bis zu fünf Jahren Haft drohen bei falschen Angaben im Bewilligungsverfahren der Soforthilfe. Wer es sich leisten kann, rührt die Soforthilfe nun erste einmal nicht an und wartet ab, ob er sie zurückzahlen muss – das können sich aber nur die wenigsten leisten. 
Dass die Künstler*innen sich Leistungen vom Staat erschleichen, die von diesem viel zu leichtsinnig vergeben werden, scheint auch dadurch in der Öffentlichkeit plausibel, weil Betrüger versuchten, an die Geldtöpfe von Bund und Land zu gelangen. Alleine 4.400 Verdachtsmeldungen gab es in 7 Wochen. In einigen Bundesländern hat man allerdings durchaus Verständnis für die Branche. In Baden-Württemberg und Bayern wurde im Rahmen der Soforthilfe auch ein fiktiver Unternehmerlohn gewährt, während in Nordrhein-Westfalen zumindest ein Teil der Künstler*innen eine Soforthilfe aus dem Kulturetat erhalten haben.
Ein Aufruf zur Nachbesserung haben Rainer Bode, Kulturberater in Münster, und einige Mitstreiter an den Bundestagsausschuss für Kultur geschickt. Dieser tagt am kommenden Mittwoch. Es bleibt die Hoffnung, dass sich doch noch etwas ändern könnte. Derweil sieht sich der eine oder die andere schon nach einem neuen Betätigungsfeld außerhalb der Kultur- und Kreativwirtschaft um. 

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tag Soforthilfe Solo-Selbständige Existenzangst Vera Klima
Alle Sparten Bericht

Die vergessenen Selbstständigen

by Jagoda Marinic (12 Jun 2020)
Original source: Mannheimer Morgen

Aus Anlass des vom Kabinett zu verabschiedenden Konjunkturpaket denkt Jagoda Marinic über die Rolle der Solo-Selbständigen und Freiberufler nach, die in diesem Paket nicht bedacht werden. Darin sieht Marinic einen Widerspruch zur bisheringen Politik, wurde doch mit Gründerprogrammen und Workshops versucht, vor allem auch jungen Menschen die Selbständigkeit als Arbeitsmodell schmackhaft zu machen. Nun wird gerade diese Berufsgruppe nicht aufgefangen, die aus Solidarität gegenüber der Gesellschaft ein Berufsverbot akzeptiert hat - zu ihr gehören vor allem auch Künstlerinnen und Künstler, die oftmals nahe an der Scheinselbständigkeit beschäftigt sind. Noch scheint diese Gruppe keine Lobby zu haben, weshalt sie aktuell von der Bundesregierung vergessen wird.  Diese (jungen) Kreativen stehen zugleich für neue Arbeitsmodelle, die sie mit Leidenschaft und Risikobereitschaft verfolgen. Das gilt es auch in Zukunft zu fördern!

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tag Solo-Selbständige Konjunkturpaket Solidarität Arbeitsmodelle
Alle Sparten Tagebuch

»Erwerbstätige dritter Klasse« . Soloselbstständige fühlen sich von Koalition im Stich gelassen

by Anja Müller, Frank Specht (07 Jun 2020)
Original source: Handelsblatt

Solo-Selbständige werden im Konjunkturpaket der Bundesregierung nicht erwähnt, so die Kritik des Verbands der Gründer und Selbstständigen (VGSD). Statt die neuen Förderinstrumente so umzugestalten, dass sie kleine Unternehmen und Freiberufler zugutekommen, werden aus dem Sofortprogramm nicht ausgeschöpfte Mittel einem Topf zugeschlagen, der größeren Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern stützen soll. Kosten für Lebensunterhalt, Miete oder die Krankenversicherung können Solo-Selbständige und Kleinunternehmer für sich selbst nach wie vor nicht geltend machen. Die Enttäuschung ist groß, denn der einzige Ausweg ist der Hartz IV-Antrag. Doch selbst den vereinfachten Antrag, bei dem weder die Besitzverhältnisse offen gelegt, noch die Angemessenheit der Wohnung nachgewiesen werden muss, können viele Solo-Selbständige nicht stellen, entweder weil sie ihre Altersrücklagen angreifen müssten oder weil – unabhängig von den dennoch zu erbringenden Nachweisen – ein umfassendes Formularwerk von rund 100 Seiten ausgefüllt werden muss.
Kritik am Konjunkturpaket kommt auch von den Bundesländern. Diese drängen darauf, dass die Überbrückungshilfen auch zur Sicherung des Lebensunterhalts genutzt werden dürfen, wie das in einigen Bundesländern für die Soforthilfe gehandhabt wurde. An Freitag verabschiedete der Bundesrat einen Entschließungsantrag, in dem die Bundesregierung aufgefordert wurde, »wenigstens selbstständige Künstler und Medienschaffende in der Corona-Krise stärker zu unterstützen«. Dazu könnte beispielsweise ein monatlicher Zuschuss gewährt werden, mit dem die Lebenshaltungskosten gedeckt werden können.

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tag Konjunkturpaket Hartz IV Bundesrat Solo-Selbständige
Alle Sparten Bericht

Überraschung oder Enttäuschung . Was steckt drin im Kulturpaket?

by Felicitas Twickel (29 May 2020)
Original source: Aspekte

In der kommenden Woche soll von der Bundesregierung ein Konjunkturpaket für die Kultur- und Kreativbranche verabschiedet werden. Die Hoffnungen auf Unterstützung sind groß. Für Aspekte hat Felicitas Twickel mit Vertretern der Branche gesprochen, die von der Pandemie besonders betroffen sind.
Markus Ossevorth ist Mitglied der Leitung des alternativen Freiluft-Musikfestivals für elektronische Musik »The Nation of Godwana« in Brandenburg. Das Verbot von Großveranstaltungen im Sommer trifft auch dieses Festival. Damit verlie ren viele Zulieferer, Subunternehmer, Musiker, DJs, Techniker, Kleinkünstler und Artisten die Haupteinnahmequellen für ihren Jahresumsatz. Diese Unternehmen benötigen dringend Unterstützung, um das Jahr zu überstehen, denn so Ossevorth: »Wir opfern unsere wirtschaftliche Existenz an vorderster Front der Pandemiebekämpfung. Es kommt kein Ausgleich. Wir haben ein echtes Berufsverbot.«
In einer vergleichbaren Situation sind Tanzensembles. Zwar sind die Häuser aktuell geschlossen, festangestellte Tänzer*innen sind in Kurzarbeit, dennoch müssen sie Vollzeit trainieren, um ihren Körper in Form zu halten. Unter den bestehenden Hygieneauflagen ist das nur einzeln möglich. Der Leiter des Ensembles »cie. toula limnaios« Ralf Ollertz verweist darauf, dass Deutschland weltweit um seine Kulturlandschaft beneidet werde. Diese gilt es nun zu retten. Wie, so fragen sich viele, überlebt die Kulturszene das Virus?
Ebenfalls von einem Arbeitsverbot betroffen, ist der Dirigent Noam Zur: Er denkt über die Systemrelevanz von Kunst nach. Mit Blick auf die jährliche Bruttowertschöpfung steht in Deutschland die Kulturbranche an zweiter Stelle. Während Unternehmen Unterstützung erhalten, sind viele Künstler*innen aus dem ersten Soforthilfeprogramm herausgefallen, weil sie keine Betriebskosten absetzen konnten. Jeder vierte Solo-Selbständige fürchtet um seine Existenz – das ist nicht nur menschlich bedrohlich, sondern stellt auch eine Gefahr für die Vielfalt von Kunst und Musik in Deutschland dar. Wäre die Kulturbranche ein großes Unternehmen, wäre ihm die staatliche Unterstützung fraglos sicher. 3 Millionen, so sind sich die Kulturschaffenden sicher, sind #TooManytoFail.

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tag Konjunkturpaket Berufsverbot Soforthilfe Hygieneregeln Solo-Selbständige Existenzangst
Alle Sparten Beitrag

Eine Frage der Klimaanlage? . Corona und Kulturveranstaltungen

by Reinhard J. Brembeck (22 May 2020)
Original source: Süddeutsche Zeitung

Schon vor der Krise war die Förderung der freien Kunstszene nicht sehr üppig. Aktuell gilt die Kunst der Politik nicht als überlebensrelevant. Während Hilfen für Lufthansa und die Lockerung für Fußballspiele diskutiert werden, werden Künstler*innen nur zögerlich unterstützt. Sogar große Orchester wie die Berliner Philharmoniker gehen in Kurzarbeit.
Zwar sind erste Veranstaltungen wieder möglich, doch im Vergleich zur den Veranstaltungen vor dem Lockdown sind es mickrige Kleinstveranstaltungen. Wenige Mu siker sehen sich einem enorm dezimierten Publikum gegenüber. Zwar möchten die Konzerthäuser nicht zum Virenhotspot werden, doch das Berufsverbot ruiniert sie finanziell. Häuser wie das Festspielhaus in Baden-Baden oder die Berliner Philharmoniker müssen einen großen Teil ihrer Einnahmen selbst erwirtschaften. Selbst reiche Institutionen sind bald pleite.
In dieser Situation verursacht es großen Unmut, dass Flugzeuge ohne Platzbeschränkungen wieder fliegen dürfen – weil ihre Klimaanlagen angeblich so gut sind, dass sie keine Eineinhalb-Meter-Klausel benötigen, um die Gäste sicher zu schützen. Die Konsequenz, die Reinhard J. Brembeck daraus ableitet, ist, dass die Künstler*innen ihre Forderungen genauso schamlos vorbringen müssen, wie das bei andere Wirtschaftszweigen in der Krise zu beobachten ist: » Mehr Druck wäre also notwendig und weniger Obrigkeitsduckmäusigkeit.«

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tag Konzerthäuser Berufsverbot Fluggesellschaften Hygieneregeln
Musik Kommentar

Wenn der Atem nach Freiheit dürstet . Endlich wieder im Konzert

by Manuel Brug (20 May 2020)
Original source: Welt

Acht Woche und zwei Tage hat der Feuilletonmitarbeiter der Welt Manuel Brug keine Kulturveranstaltung mehr besucht. Für das erste Livekonzert in Coronazeiten fährt er nach Wiesbaden zu den abgespeckten Maifestspielen, die mit dem Weltklassebass und Coronamaßnahmen-Rebell Günther Groissböck eröffnen. Nach einer sehr kurzfristigen Entscheidung der Landesregierung ist in Hessen der Kulturbetrieb wieder eröffnet. In anderen Bundesländern hat die Branche nach wie vor ein Berufsverbot. Dass nun gerade das Staatstheater Wiesbaden innerhalb weniger Tage wieder für Besucher öffnet, hängt auch damit zusammen, dass Uwe-Eric Laufenberg – Schauspieler, Regisseur und Staatsintendant – die Coronamaßnahmen heftig kritisiert hat und damit teilweise auch seine Kolleg*innen vor den Kopf gestoßen hat.
Allerdings kann auch in Wiesbaden aktuell nicht das Originalprogramm gespielt werden. Zwar sind die vorgesehenen Starsänger weitgehend angereist, aber sie können in diesem Jahr nur mit Klavierbegleitung auftreten, haben auf einen Teil ihrer Gage verzichtet und die Anzahl der Zuschauer musste extrem reduziert werden, um die Hygieneregeln einzuhalten. Die Einhaltung der neuen Regeln muss von Personal und Zuschauern noch geübt werden, aber alle sind getragen vom Wunsch, Musik wieder live zu erleben. Und so wundert es den Kritiker nicht, dass das minimalistische Auditorium am Ende des Abends tobt.
Auch wenn in der Corona-Zeit schmerzlich erfahren wurde, dass Kultur nicht systemrelevant ist und von der Politik lediglich zwischen Glücksspiel und Bordell angesiedelt wird, macht dieser Erlebnisbericht Mut darauf, dass der Kulturbetrieb langsam wieder anlaufen darf.
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tag Klassische Musik Konzert Systemrelevanz Günther Groissböck Hygieneregeln Wiesbaden
Musik Erlebnisbericht

Aus der Zauber . Arbeiten in Corona-Zeiten

by Sarah Schaschek (15 May 2020)
Original source: Zeit

Wann wieder Großveranstaltungen möglich sein werden, ist nach wie vor unklar. Dass trifft vor allem die Eventbranche hart. Julius Frack ist Illusionist oder umgangssprachlich professioneller Zauberer. In abendfüllenden Bühnenshows lässt er Menschen schweben oder einen Helikopter samt Pilotin erscheinen. Er berichtet im Interview von seinem – eigentlich gut laufenden – Unternehmen und den Folgen, die die Krise für ihn und seine Familie hat.
In den letzten zwanzig Jahren hat sich Julius Frack als Solo-Selbständiger ein kleines Unternehmen aufgebaut. Neben einer festangestellten Bürokraft arbeitet er mit rund 20 Freiberuflern zusammen. Seine Shows bereitet er in einer 400 Quadratmeter großen Produktionshalle vor. Vor allem im Herbst und Winter hat Franck einen dicht gefüllten Terminkalender. Seine Kunden finden sich nicht nur im Kulturbereich, sondern sind auch Großunternehmen, für die er eigene Events konzipiert. Seine internationale Tätigkeit führte ihn und sein Team alleine im letzten Jahr mit Liveshows nach China, Singapur, Kolumbien, Monaco, Schweden, Spanien.
Grundsätzlich würde Frack kein Problem darin sehen, sich ein neues Aufgabenfeld zu suchen, online-Shows für Drive-in-Bühnen oder das Netz entwerfen, um die Folgen der Krise abfedern zu können. Da er aber gemeinsam mit seiner Frau ihre fünf Kinder betreut und das Homeschooling organisiert, ist er im Moment völlig ausgelastet.
Da die Corona-Soforthilfe nicht einmal ausreicht, um die laufenden Kosten der Firma zu decken, und er im Frühjahr für das Unternehmen noch eine ganze Reihe an Investitionen getätigt hat, bleibt dem erfolgreichen Unternehmer nun nur die Beantragung von Grundsicherung, um über die Runden zu kommen. Wann für ihn die Krise vorbei sein wird, kann er noch nicht absehen. Neue Aufträge gibt es kaum. Die Schuld hierfür sieht er in der Politik. Fehlende Exitstrategien und unterschiedliche Regelungen in den einzelnen Bundesländern lähmen die Branche, da keine belastbaren Planungen möglich sind.

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tag Zauber Event-Branche Großveranstaltungen Berufsverbot
Darstellende Kunst Bericht

Folge #1: Doktor Pop . Happy Endzeit - der Popkultur Podcast

by Marcus Mötz, Dr. Pop (08 May 2020)
Original source: Tonspion

Mit »Happy Endzeit« ist im Mai ein neuer Podcast des Netzportals Tonspion online gegangen. Musiker*innen sprechen über ihre Erfahrungen in der aktuellen Krise aber auch über allgemeine Entwicklungen in der Popkultur und ihre Lieblingssongs. Gast der ersten Folge ist Dr. Pop. Der Musik-Nerd & Comedian bezeichnet sich selbst auch gerne als Doktor für alles Musikalische und ist insofern prädestiniert für Diagnosen in Bezug auf das Musiksystem.
Die aktuelle Lage in der Coronapandemie beschreibt Dr. Pop als »gerade no ch interessant«, allerdings befürchtet er, dass die vielen Livestreams im Netz immer weniger Klickzahlen erhalten werden. Als positiv bewertet er das Fehlen des Zuschauerklatschens in politischen Talkshows und Kabarettsendungen. Die Zuschauer*innen müssen nun selbst nachdenken und bekommen nicht mehr durch Applaus vorgegeben, wo die wichtigen oder komischen Inhalte sind. Für die Musikbranche selbst bewertet er aber die Absage aller Liveveranstaltungen als großes Problem. Nicht nur das Ausfallen der Veranstaltungen selbst muss ökonomisch verkraftet werden, sondern auch die daran gekoppelten Berichterstattungen und Plattenverkäufe fehlen den Musikern und Labels. Die Branche reagiert hierauf aktuell mit viel Unsicherheit. Veröffentlichungstermine von Platten werden verschoben, in der Hoffnung, dass der Verkauf im Herbst wieder besser läuft. Allerdings könnte das auch dazu führen, dass im Weihnachtsgeschäft ein Überangebot herrscht, dass dann dem Verkauf wenig zuträglich ist.
Dr. Pops Bericht aus seinem eigenen Alltag mit dem Auftrittsverbot sind zwiegespalten. Einerseits wurden viele Veranstaltungen abgesagt oder verschoben, auf die er sich sehr gefreut hat. Er ist aber nicht komplett arbeitslos, da seine Radiokolumnen weiterlaufen und er an einem Buch arbeitet, das im kommenden Jahr erscheinen wird. Grundsätzlich empfiehlt er seinen Kolleg*innen sich nun ein Projekt zu suchen, an dem sie arbeiten können, um ein Ziel und eine Perspektive zu haben. Als absoluter Technikfreak kann er in der Krise vielen Kolleg*innen mit seinem Wissen aushelfen. Zwischen den Zeilen äußert er aber doch eine gewisse Verwunderung darüber, wie viele Comedians und Musiker*innen sich mit technischen Fragen und den Formen der Veröffentlichung von kurzen Streams im Netz noch nie beschäftigt haben. Hier sieht Dr. Pop aktuell ein großes Entwicklungspotential.
Neben einigen Musikempfehlungen dreht sich das Ende des Podcasts um die Frage, ob die Streamingzahlen in der Krise zugenommen haben. Obwohl es hierzu noch keine Veröffentlichungen gibt, geht Dr. Pop davon aus, dass die Krise die Zunahme von online Zugriffen auf Musik erhöht hat. Auch wenn er das Radio empfiehlt, da dort keine Bandbreite benötigt wird, die an anderer Stelle fehlt, so sieht er doch den Trend, dass der Onlineabruf von Musik sich weiter entwickeln wird. Die Krise fördert das Wachstum des Marktes, hat ihn aber nicht ausgelöst.

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Musik Podcast

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Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

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