y

Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

Zurück aus dem Netz: Theater unter Corona-Auflagen

by Susanne Burkhardt, Elena Philipp (22 May 2020)
Original source: Deutschlandfunk Kultur

In einigen Bundesländern scheint für die Theater die Öffnung nach dem Lockdown wieder in greifbare Nähe zu rücken. Die Einhaltung der Hygieneregeln stellt die Häuser allerdings vor die Frage, wie ein »corona-taugliches« Theater aussehen kann. Im »Theaterpodcast« des Deutschlandfunk gehen Susanne Burkhardt und Elena Philipp mit der Theaterkritikerin Cornelia Fiedler und dem Schauspieler Matthias Wuttke der Frage nach, welche Einschränkungen die Krise mit sich gibt und welche Chancen die Wiedereröffnung der H& auml;user mit sich bringen kann.
Aktuell ist der Theaterbetrieb weitgehend ins Internet verlegt. Über Streamings können am heimischen Bildschirm Aufführungen gesehen werden, selbst das renommierte Berliner Theatertreffen wurde nur online ausgetragen. Zeigen sich klassische Theaterbesucher*innen inzwischen genervt von den Onlineangeboten und sehnen sich nach »echtem« Theatererleben, so bleibt zumindest die Hoffnung, dass die Demokratisierung des Theaters im Netz auch weniger theateraffine, aber kulturell interessierte Nutzer*innen erreicht.
Nur wenige Häuser haben gegenwärtig Wege gefunden, aktuelle Produktionen unter den Bedingungen des Lockdowns zu zeigen. Besonders hervorzuheben sind hier die Hörspaziergäng mit Schauspieleinlagen, die das Theater Oberhausen mit Elfriede Jelineks »Prinzessinendramen« anbietet und von denen Cornelia Fiedler begeistert berichtet. Die Suche nach geeigneten Stücken für die kommende Spielzeit ist schon fortgeschritten, wenn beispielsweise Kassel und Wiesbaden planen Beckett zu spielen, weil seine Stücke von Einsamkeit handeln und so die Abstandsregeln auf der Bühne gut einzuhalten sind. Allerdings sind sich die Teilnehmer*innen einig, dass Theater unter Corona-Bedinungen auch schnell lächerlich oder gar traurig werden kann, wenn man sich die Hygieneregeln in einer konkreten Theateraufführung umgesetzt vorstellt.
Als problematisch an der Diskussion um Abstandsregeln hebt Cornelia Fiedler hervor, dass aktuell die Verantwortung von der Politik auf die Häuser bzw. die Besucher*innen verlagert wird. Die meisten großen Häuser werden zwar im Juni den Probenbetrieb wieder aufnehmen, die Spielzeit aber erst im Spätsommer oder Herbst beginnen. Für die kleinen Häuser hingegen wird die Öffnung unter strengen Auflagen insofern zum Problem als für sie dann die Unterstützung durch Kurzarbeit, etc. wegfällt. Bei 100 Prozent der Kosten werden nur 25 Prozent an Besucher*innen erwartet. In Düsseldorf kam die Idee des Theatertauschs auf, weil die großen Häuser erst einmal nur Proben, aber nicht vor Publikum spielen. Könnte das »Theater an der KÖ« im Schauspielhaus spielen, wären durch dieses Zeichen der Solidarität zumindest die Einnahmen gesichert. Allerdings müssten die großen Häuser dann auf die Solidarität von Fußballstadien hoffen, um ihre normale Besucheranzahl bespielen zu können.
Aufschlussreich sind die Überlegungen im Podcast zu den Chancen für Theater in Coronazeiten. Beim gemeinsamen Brainstorming zeigt sich, dass die Theatergeschichte der letzten Jahre und Jahrzehnte viele innovative Formate entwickelt hat, die nun wieder aufgegriffen werden können. Matthias Wuttke berichtet von dem Stück »Stadion der Weltjugend«, für das er am Schauspiel Stuttgart in einem Autokino aufgetreten ist. Auch die Entwicklung von Freiluftbühnen, Drive-In-Theatern, Containertheater in Anlehnung an Christoph Schlingensief oder Formate im Stadtraum, wie sie Rimini-Protokoll in den letzten Jahren entwickelt haben, werden genannt. Im Gegensatz zum Intendant der Berliner Schaubühne, Thomas Ostermeier, der Theater unter Corona-Bedingungen als »Theater zum Abgewöhnen« bezeichnet, sieht der Schauspieler Matthias Wuttke in den ungewöhnlichen Formaten eine Chance für die Theaterlandschaft. Er führt dies unter Verweis auf die Inszenierung von Ibsens »Wildente« von Vergard Vinge und Ina Müller aus: Die Schauspieler spielten in einer Box und es konnten jeweils nur wenige Besucher*innen durch einen Sehschlitz verfolgen, was gespielt wurde: »Dass etwas stattfindet, was nicht so viele Menschen im selben Moment sehen können, ist auch eine Alternative. Man sieht ja, dass in der Kiste etwas hoppelt. Theater kann anders aufregend sein.‟
Wo sich allerdings die Theaterwelt noch etwas gedulden muss, sind Stücke, die auch inhaltlich auf die Krise reagieren. Außer Panikreaktionen, die sicher auch der finanziellen Misere geschuldet sind, werden aktuell noch keine neuen Themen verhandelt. In der nächsten oder vielleicht gar erst in der übernächsten Spielzeit werden die Theaterprogramme aber sicher eine Antwort auf die Corona-Krise geben.

Mehr lesen Weniger lesen

tag Theater Theaterformen Onlineangebote Hygieneregeln Cornelia Fiedler Matthias Wuttke
Darstellende Kunst Podcast

Eine Frage der Klimaanlage? . Corona und Kulturveranstaltungen

by Reinhard J. Brembeck (22 May 2020)
Original source: Süddeutsche Zeitung

Schon vor der Krise war die Förderung der freien Kunstszene nicht sehr üppig. Aktuell gilt die Kunst der Politik nicht als überlebensrelevant. Während Hilfen für Lufthansa und die Lockerung für Fußballspiele diskutiert werden, werden Künstler*innen nur zögerlich unterstützt. Sogar große Orchester wie die Berliner Philharmoniker gehen in Kurzarbeit.
Zwar sind erste Veranstaltungen wieder möglich, doch im Vergleich zur den Veranstaltungen vor dem Lockdown sind es mickrige Kleinstveranstaltungen. Wenige Mu siker sehen sich einem enorm dezimierten Publikum gegenüber. Zwar möchten die Konzerthäuser nicht zum Virenhotspot werden, doch das Berufsverbot ruiniert sie finanziell. Häuser wie das Festspielhaus in Baden-Baden oder die Berliner Philharmoniker müssen einen großen Teil ihrer Einnahmen selbst erwirtschaften. Selbst reiche Institutionen sind bald pleite.
In dieser Situation verursacht es großen Unmut, dass Flugzeuge ohne Platzbeschränkungen wieder fliegen dürfen – weil ihre Klimaanlagen angeblich so gut sind, dass sie keine Eineinhalb-Meter-Klausel benötigen, um die Gäste sicher zu schützen. Die Konsequenz, die Reinhard J. Brembeck daraus ableitet, ist, dass die Künstler*innen ihre Forderungen genauso schamlos vorbringen müssen, wie das bei andere Wirtschaftszweigen in der Krise zu beobachten ist: » Mehr Druck wäre also notwendig und weniger Obrigkeitsduckmäusigkeit.«

Mehr lesen Weniger lesen

tag Konzerthäuser Berufsverbot Fluggesellschaften Hygieneregeln
Musik Kommentar

Wenn der Atem nach Freiheit dürstet . Endlich wieder im Konzert

by Manuel Brug (20 May 2020)
Original source: Welt

Acht Woche und zwei Tage hat der Feuilletonmitarbeiter der Welt Manuel Brug keine Kulturveranstaltung mehr besucht. Für das erste Livekonzert in Coronazeiten fährt er nach Wiesbaden zu den abgespeckten Maifestspielen, die mit dem Weltklassebass und Coronamaßnahmen-Rebell Günther Groissböck eröffnen. Nach einer sehr kurzfristigen Entscheidung der Landesregierung ist in Hessen der Kulturbetrieb wieder eröffnet. In anderen Bundesländern hat die Branche nach wie vor ein Berufsverbot. Dass nun gerade das Staatstheater Wiesbaden innerhalb weniger Tage wieder für Besucher öffnet, hängt auch damit zusammen, dass Uwe-Eric Laufenberg – Schauspieler, Regisseur und Staatsintendant – die Coronamaßnahmen heftig kritisiert hat und damit teilweise auch seine Kolleg*innen vor den Kopf gestoßen hat.
Allerdings kann auch in Wiesbaden aktuell nicht das Originalprogramm gespielt werden. Zwar sind die vorgesehenen Starsänger weitgehend angereist, aber sie können in diesem Jahr nur mit Klavierbegleitung auftreten, haben auf einen Teil ihrer Gage verzichtet und die Anzahl der Zuschauer musste extrem reduziert werden, um die Hygieneregeln einzuhalten. Die Einhaltung der neuen Regeln muss von Personal und Zuschauern noch geübt werden, aber alle sind getragen vom Wunsch, Musik wieder live zu erleben. Und so wundert es den Kritiker nicht, dass das minimalistische Auditorium am Ende des Abends tobt.
Auch wenn in der Corona-Zeit schmerzlich erfahren wurde, dass Kultur nicht systemrelevant ist und von der Politik lediglich zwischen Glücksspiel und Bordell angesiedelt wird, macht dieser Erlebnisbericht Mut darauf, dass der Kulturbetrieb langsam wieder anlaufen darf.
Mehr lesen Weniger lesen

tag Klassische Musik Konzert Systemrelevanz Günther Groissböck Hygieneregeln Wiesbaden
Musik Erlebnisbericht

Hygieneregeln . Dem Publikum stehen keine leichten Zeiten bevor

by Jörg Häntzschel (19 May 2020)
Original source: Süddeutsche Zeitung

Jörg Häntzschel setzt sich in der Süddeutschen Zeitung kritisch mit den Hygieneregeln auseinander, die die Kultusminister der Länder gemeinsam mit der Kulturstaatsministerin Monika Grütters für Theater, Opernhäuser und Konzertsäle erarbeitet haben. Die vielen Eingriffe und Vorgaben für den Betrieb der Häuser führen vor Augen, dass auch die Wiedereröffnung mit schweren finanziellen Einbussen verbunden sein wird, wenn die Abstandregel von 1,50 Meter Distanz umgesetzt werden muss. Darüber hinaus muss nicht nur die Klimatechnik angepasst werden, sondern auch die Gesundheit der Besucher*innen im Blick behalten und der Abstand der Mitarbeiter*innen – sprich der künstlerischen Akteure auf der Bühne und bei Proben – im Blick behalten werden. Nur ein kleiner Lichtblick bleibt hier, dass die Regelungen für ganz Deutschland gelten soll und nicht jedes Bundesland seine eigenen Regeln auf den Weg bringt. Was Häntzschel allerdings mehr umtreibt als die konkreten Hygieneregeln ist die Art und Weise, wie aktuell mit Künstler*innen im politischen Diskurs umgegangen wird. Wird Kunst einerseits zu einer Art »säkularer Universalreligion« verklärt, die »Therapeutikum gegen Einsamkeit, Waffe gegen Populismus und Humus der Demokratie« sein soll, so werden die Künstler*innen selbst nüchtern-fiskalisch als Solo-Selbständige oder Kleinstbetriebe geführt, die zudem hinter Baumärkten und Autohäusern zurückstehen müssen. In den sehr detaillierten Empfehlungen, wie die Häuser die Zeit bis zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs füllen sollen, sieht der Autor eine Form »kultureller Kriegswirtschaft«. Zeigt doch das Papier wenig Vertrauen in die Kreativität der Branche, die von ministerieller Seite nicht nur den Marschbefehl, sondern auch den Weg vorgegeben bekommt.

Mehr lesen Weniger lesen

tag Theater Kino Oper Hygieneregeln Universalreligion Monika Grütters kulturelle Kriegswirtschaft
Darstellende Kunst Bericht

»Wie ein Rennauto, das in die Wand fährt« . Erfolgsproduzent Oliver Auspitz über die Film-Branche im Corona-Modus, Ulrike Lunaceks Rücktritt, Kanzler-Hilfe und die ROMY

by Oliver Auspitz, Christoph Silber (16 May 2020)
Original source: Kurier

Die Filmindustrie liegt coronabedingt aktuell weitgehend still. Aufgrund der geltenden Abstandsregeln ist der Dreh kaum möglich. Der Filmproduzent Oliver Auspitz, der die Produktion von »Schnell ermittelt« am Tag vor Drehbeginn stoppen musste, findet drastische Worte: »Eine Film-Produktion umfasst ja zwischen 50 und 100 Personen, die für diese paar Wochen aufgenommen werden. Wenn es dann am Tag vor dem Dreh, der wochenlang vorbereitet wurde, »Stopp« heißt, ist das vergleichbar mit einem Rennauto, das maximal be schleunigt und mit 200 km/h in die Wand fährt. Unvorstellbar.« 
Die Kosten, die für eine coronabedingte Absage entstehen, trägt keine Versicherung. Daher plädiert Auspitz aktuell dafür, nicht auf langfristige Förderung der Filmindustrie zu setzen, sondern mit einer staatlichen Ausfallshaftung die Produktionsfirmen schnell zu unterstützen, damit sie die aktuelle Krise meistern können. Das ist auch insofern wichtig, als bei den Sendern aktuell gespart wird und die Kosten für zukünftige Produktionen steigen werden. Hier erwartet der Produzent vom ORF, dass dieser sich öffentlich zu einem österreichischen Programm bekennt und so die Unterstützung der Politik für heimische Produktionen einfordert. 
Die Umsetzung der Hygieneregeln für die Filmarbeiten ist in vollem Gange. Ob sich mit Corona eine neue Filmsprache entwickeln wird, kann er noch nicht absehen. Grundsätzlich entstehen gute Filme in einer familiären, vertrauensvollen Atmosphäre. Das wird sich auch durch Corona nicht ändern. Ob die Krise sich positive auf die Entwicklung starker Filme auswirkt, müsse man abwarten. Jetzt thematische Coronafilme zu drehen, ist für Auspitz keine Lösung, denn die Krise also solche bestimmt den Alltag und bietet wenig Unterhaltungspotential. 
Den Digitalisierungsschub, den die Krise mit sich brachte, bewertet er nicht negativ. Es sind ja nicht nur Streamingdienste wie Netflix, die von den erhöhten Zugriffszahlen profitieren, sondern auch die Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen sieht er gut aufgestellt. 

Mehr lesen Weniger lesen

tag Filmproduktion Ausfallfonds ORF
Darstellende Kunst Interview

Aus der Zauber . Arbeiten in Corona-Zeiten

by Sarah Schaschek (15 May 2020)
Original source: Zeit

Wann wieder Großveranstaltungen möglich sein werden, ist nach wie vor unklar. Dass trifft vor allem die Eventbranche hart. Julius Frack ist Illusionist oder umgangssprachlich professioneller Zauberer. In abendfüllenden Bühnenshows lässt er Menschen schweben oder einen Helikopter samt Pilotin erscheinen. Er berichtet im Interview von seinem – eigentlich gut laufenden – Unternehmen und den Folgen, die die Krise für ihn und seine Familie hat.
In den letzten zwanzig Jahren hat sich Julius Frack als Solo-Selbständiger ein kleines Unternehmen aufgebaut. Neben einer festangestellten Bürokraft arbeitet er mit rund 20 Freiberuflern zusammen. Seine Shows bereitet er in einer 400 Quadratmeter großen Produktionshalle vor. Vor allem im Herbst und Winter hat Franck einen dicht gefüllten Terminkalender. Seine Kunden finden sich nicht nur im Kulturbereich, sondern sind auch Großunternehmen, für die er eigene Events konzipiert. Seine internationale Tätigkeit führte ihn und sein Team alleine im letzten Jahr mit Liveshows nach China, Singapur, Kolumbien, Monaco, Schweden, Spanien.
Grundsätzlich würde Frack kein Problem darin sehen, sich ein neues Aufgabenfeld zu suchen, online-Shows für Drive-in-Bühnen oder das Netz entwerfen, um die Folgen der Krise abfedern zu können. Da er aber gemeinsam mit seiner Frau ihre fünf Kinder betreut und das Homeschooling organisiert, ist er im Moment völlig ausgelastet.
Da die Corona-Soforthilfe nicht einmal ausreicht, um die laufenden Kosten der Firma zu decken, und er im Frühjahr für das Unternehmen noch eine ganze Reihe an Investitionen getätigt hat, bleibt dem erfolgreichen Unternehmer nun nur die Beantragung von Grundsicherung, um über die Runden zu kommen. Wann für ihn die Krise vorbei sein wird, kann er noch nicht absehen. Neue Aufträge gibt es kaum. Die Schuld hierfür sieht er in der Politik. Fehlende Exitstrategien und unterschiedliche Regelungen in den einzelnen Bundesländern lähmen die Branche, da keine belastbaren Planungen möglich sind.

Mehr lesen Weniger lesen

tag Zauber Event-Branche Großveranstaltungen Berufsverbot
Darstellende Kunst Bericht

Eine Frauenquote ist jetzt überfällig . Pro Quote Film zur Coronakrise

by Dunja Bialas (14 May 2020)
Original source: Tagesspiegel

Dass die Coronakrise Frauen, die sich um Haushalt, Kinderbetreuung und Homeschooling kümmern müssen, an einer empfindlichen Stelle trifft, wurde in den vergangenen Wochen bereits intensiv diskutiert. Nun meldet sich auch die Initiative Pro Quote Film mit einer Pressekonferenz zu Wort, bei der die Folgen der Retraditionalisierung der Frauenrolle und der Coronakrise allgemein thematisiert werden. Dabei sind es nicht nur die jungen Mütter, die gerade unter den Folgen der Krise leiden. Die Drehbuchautorin Silke Cecilia Schultz berichtet, dass aus vielen Drehb& uuml;chern aktuell die Rollen für Risikogruppen gestrichen werden. So sind es vor allem die älteren Schauspielerinnen, für die grundsätzlich wenige Rollen vorgesehen sind, die keine Aufträge mehr erhalten. Die Krise könnte nun dazu genutzt werden, die Forderungen nach »Gender Equality« in der Filmbrache umzusetzen. Da es hier in erster Linie um Geld und Macht geht, könne man nicht auf Freiwilligkeit oder gar Solidarität der Beteiligten hoffen, so Produzentin Meike Kordes. Im Hinblick auf die Novelle des Filmförderungsgesetzes, die Staatsministerin Monika Grütters zu Beginn der Pandemie auf Eis gelegt hat, solle die Gelegenheit nun genutzt werden – so schließt sich Pro Quote Film einem Offenen Brief von neun Verbände an – nicht nur die Auswirkungen der Krise auf die Branche in der Gesetzesnovelle zu berücksichtigen, sondern auch einen Frauenanteil und Diversität in der Filmförderung festschreiben.

Mehr lesen Weniger lesen

tag Film Pro Quote Film Frauenrolle Gender Equality Alter Risikogruppen Schauspielerinnen Drehbuch Filmförderung Gesetzesnovelle Monika Grütters Silke Cecilia Schultz Maren Kroymann
Darstellende Kunst Bericht

Schwer zu lesen . Keine Messe, kein Amazon, keine Aufmerksamkeit: Corona hat den Buchmarkt hart getroffen.

by Christoph Schröder (12 May 2020)
Original source: Die Zeit

Der freie Autor und Kritiker Christoph Schröder hat sich bei den Verlagen umgehört, die derzeit das erste Fazit der Coronakrise ziehen. Nachdem der Lockdown nicht nur mit den Schließungen der Buchhandlungen und der Absage der Leipziger Buchmesse, sondern auch durch reduzierte Besprechungen in Zeitungen die Branche getroffen hat, trug auch der schleppende Versand durch den Internetmarktplatz Amazon dazu bei, dass der Umsatz auf dem Buchmarkt im März auf 31 Prozent des Vorjahresmonats einbrach. Rettung kam hier vor allem von den Buchhandlungen, die Kon zepte entwickelten, wie trotz geschlossener Ladengeschäfte die Bestellungen zugestellt werden konnten und die Auslieferung so weiterhin möglich war. Dennoch ist das Frühjahrsgeschäft bei allen Verlagen weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Lediglich kleinere, sehr spezialisierte Verlage konnten ihre Zahlen halbwegs stabil halten. Die Gestaltung von Verlagsprogrammen und Vorschüssen, sowie die langfristig die Zusammenarbeit mit Autor*innen muss nun neu gedacht werden. Viele Verlage haben das Herbstprogramm bereits gekürzt, um den Frühjahrstiteln noch einen Chance zu geben – aber gerade für die Autor*innen bedeutet dies Einnahmeausfälle – auch wenn einzelne Verlage sich auf den digitalen Bereich verlegen und dort Bezahlmodelle entwickeln, die zumindest eine kleine Kompensation für den Ausfall der Veranstaltungen liefern könnten. Die Bewertung der Lage ist zwiegespalten. Einerseits stellt zum Beispiel Andreas Rötzer von Matthes & Seitz fest, dass die Krise zur schnellen Optimierung von Arbeitsprozessen in den Verlagen beigetragen habe. Ein hohes Maß an Flexibilität und Kreativität beobachtet auch die Verlegerin Grusche Juncker, die Mitglied der Geschäftsführung bei der Verlagsgruppe Random House ist. Diesem Zweckoptimismus der Branche hält Jo Lendle vom Hanser Verlag entgegen, dass man sich nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass das Gesamtsystem immensen Erschütterungen ausgesetzt war, die nicht alle Akteure ökonomisch überleben werden.

Mehr lesen Weniger lesen

tag Buchbranche Verlage Buchmesse Herbstprogramm Umsatzeinbruch Jo Lendle Grusche Juncker Andreas Rötzer
Wort Bericht

Tanz auf Distanz . Choreographie und Corona

by Dorion Weickmann (12 May 2020)
Original source: Süddeutsche Zeitung

Die Bühnen sind geschlossen und so sieht es auch in den Tanzstudios deutscher Opernhäuser deprimierend aus. Wenn aktuell geprobt werden kann, dann nur unter Einhaltung extremer Sicherheitsvorkehrungen. Ein Abstand von 8 Metern, wie er in den Studios des Stuttgarter Balletts aktuell eingehalten wird, ist nicht ungewöhnlich. So proben nur wenige Tänzer*innen gemeinsam. Für Klavierbegleitung und Ballettmeister ist meist kein Platz.
Tänzer*innen benötigen ein Studio, um halbwegs in Form zu bleiben. Anders als bei Schauspieler*innen o der Musiker*innen ist der Körper ihr Arbeitsmittel. Da dieser in Corona-Zeiten zur Gefahrenquelle geworden ist, wird er misstrauisch betrachtet. Doch auch wenn das social distancing als Höchststrafe für Tänzer*innen angesehen werden kann, dann hofft man in den Häusern nach wie vor, im Herbst wieder zum Normalbetrieb zurückkehren zu können. Das Repertoire wird daraufhin geprüft, was im Herbst wieder aufführbar sein könnte. Das Ergebnis dürfte ernüchternd sein: Tanz ohne Nähe ist kaum vorstellbar. Solo-Serien sind aber auf Dauer nicht das, was man zeigen und das Publikum sehen möchte. Dabei hat historisch gesehen die körperliche Berührung im Tanz erst mit dem Aufstieg der Ballerinen und der Vorliebe für Beziehungsdramen Einzug in das Ballett gehalten. Vielleicht liegt im verordneten Abstand auch eine Chance? Der neue Minimalismus könnte dazu führen, das Choreographen und Choreographinnen sich wieder mehr auf die »Tanzkunst als Kunst im Sinn von Handwerk, Ästhetik, Vision, Idee, Haltung« konzentrieren. Wenn es dem Tanz gelingt, sich unter Corona-Bedingungen neu zu Erfinden, dann könnte die Krise tatsächlich eine Chance sein.

Mehr lesen Weniger lesen

tag Tanz Choreografie Probe Minimalismus Repertoire Krise als Chance Körper
Darstellende Kunst Bericht

When Will We Want to Be in a Room Full of Strangers Again? . Theater, an industry full of optimists, is reckoning with a heartbreaking realization.

by Helen Lewis (12 May 2020)
Original source: The Atlantic

Theater ist für Großbritannien nicht nur eine wirtschaftliche Triebkraft, z.B. für den Tourismus. Wie Helen Lewis hervorhebt, sind kommerzielle Theater mehr als gedacht mit dem subventionierten Theatersektor verwoben. Besonders kleinere Theater fungieren als Durchlauferhitzer für die zukünftigen Karrieren von Schauspielern und Regisseuren. Dieses kulturelle Biotop ist nun bedroht: Zwar haben die vom Arts Council bereitgestellten staatlichen Mittel von 160 Millionen Pfund (200 Millionen US-Dollar) als Krisenzuschüsse für Organisationen und einzelne bedürftige Arbeitnehmer ausgaben, vielen vorläufig das Überleben gerettet. Aber es schwebt die große Frage im Raum, was danach kommen wird, wenn diese Mittel im Sommer erschöpft sein werden. . Vor allem die wirtschaftlichen, aber hygienischen Einschränkungen werden bei Theatern das Programm und die Größe des zahlenden Publikums verringern. Die Autorin befürchtet jedoch auch eine mit der Pandemie verbundene Qualitätsverschiebung von „Exzellenz“ zu „Relevanz“.

Mehr lesen Weniger lesen

tag Arts Council Theater United Kingdom
Darstellende Kunst Bericht

News

Twitter


The signet of facing arts joining the faces of STORM.

Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

Kont@kt

Kontakt

Schreiben Sie eine Email an
oder senden Sie uns eine Nachricht über das Kontaktformular:

Impressum


Adresse

Privacy Notice

Content
The content of this website has been carefully prepared and reviewed. However, it does not guarantee the accuracy, completeness or quality of the information provided, or that it is up-to-date. Liability claims against the publisher in respect of material or immaterial damage caused by the use or non-use of the information offered or by inaccurate or incomplete information are in principle ruled out provided that there is no provable culpable intent or gross negligence on the institute's part.
The publisher reserves the right to alter, amend or delete parts of the site or the entire offering, or to cease publication, without prior notice.

Links
Where the publisher provides direct or indirect references (i.e. links) to external websites, it is liable only if the publisher has precise knowledge of the content and if it is technically possible and reasonable for it to prevent use in the event that they contain unlawful content.
The publisher expressly states that the linked websites had no illegal content when the links were set up. It has no influence whatsoever on the current and future design of the linked sites and hereby distances itself expressly from any alterations to the content that were made after the links to those sites were set up.
The Publisher is not responsible for the content, availability, correctness or accuracy of the linked sites or of the offerings, links or advertisements therein. It is not liable for illegal, incorrect or incomplete content or in particular for damages arising from the use or non-use of the information provided on linked sites.

Copyright
In all publications, the publisher endeavours to comply with applicable copyrights. If, in spite of this, an infringement of copyright should occur, the publisher will after notification remove the relevant object from its publication or indicate the appropriate copyright. All brand names and trademarks mentioned within the Internet offering that are possibly protected by third parties are without limitation subject to the provisions of the law on trademarks and related signs and the property rights of the registered owners. The mere fact that they have been mentioned should not be taken to mean that trademarks are not protected by third-party rights.

Privacy Policy
The use of the internet pages of www.facingscience.net is possible without any indication of personal data; however, if a data subject wants to use the contact form or image upload form of our website, processing of personal data could become necessary. If the processing of personal data is necessary and there is no statutory basis for such processing, we generally obtain consent from the data subject.