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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

Zurück zum Bettler-Status . Künstler in der Krise

by Helmut Mauró (02 May 2020)
Original source: Süddeutsche Zeitung

Es kann nur aus Verzweiflung geschehen, dass Musiker*innen in der Corona-Krise ihre Arbeit im Internet verschenken - so interpretiert es zumindest Herlmut Mauró in seinem Kommentar in der Süddeutschen Zeitung. Damit degradieren sie sich nicht nur selbst - Mauró fühlt sich an frühere Dirigenten erinnert, die nicht im Frack, sondern in der Dienstuniform ihres Arbeitgebers am Pult standen -, sondern können ihrer Forderung nach staatlicher Unterstützung nur wenig Nachdruck verleihen. Unser Wirtschaftssystem macht schließlich den W ert einer Leistung an seiner Vergütung fest. Und so ist es lediglich eine konsequente Folge, dass im Rahmen des Corona-Hilfsprogramm ein altes Förderprogramm umgewidmet wurde und nun vor allem neue Präsentationsformen von Musik gefördert werden und nicht die Arbeit von freischaffenden Musiker*innen, Ensembles und Orchestern. 

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tag Onlineangebote Künstlerförderung Gratiskultur
Musik Kommentar

Kultur in der Corona-Krise . Erwacht endlich aus der Schockstarre!

by Marco Frei, Christian Wildhagen (01 May 2020)
Original source: Neue Züricher Zeitung

»Die Stimmung kippt.« Wie ein Warnruf an die Politik klingt der Auftakt des Artikels von Marco Frei und Christian Wildhagen. Sie registrieren Unmut in der Kulturbranche, fragen nach den Ursachen des langen Stillhaltens und ermutigen Musiker*innen und Veranstalter nicht länger der Politik das Zepter zu überlassen. Die Lage ist bekannt: Zahlreiche Kulturschaffende fallen durch das Raster der aufgelegten Hilfsprogramme und müssen Grundsicherung beantragen. Zwar geben getroffene politische Entscheidungen zum Verbot von Großveranstaltungen Pla nungssicherheit, lassen aber auch die Aussichten auf die zweite Jahreshälfte als wenig erfolgversprechend erscheinen, da viele weitere Festivals und Veranstaltungen Ende April abgesagt werden mussten. Hat die Branche die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bislang klaglos mitgetragen, regt sich nun Widerstand gegen den Kahlschlag. In Deutschland ist dieser schon etwas länger zu beobachten, nachdem die Landesregierungen über Lockerungen für Biergärten und Pediküre nicht aber für die Musikbranche gesprochen haben. In einem Offenen Brief haben Anne-Sophie Mutter, Matthias Goerne, Christian Thielemann und andere Klassik-Größen nun ihren Unmut kundgetan. Dass der Protest erst so spät kommt, führen die Autoren Marco Frei und Christian Wildhagen auf ein »mangelndes Selbstwertgefühl der Künstler« zurück. Diese sind sich weder bewusst, dass sie in der Gesellschaft selbst ihre größte Lobby haben und mit der Kreativbranche als »wirtschaftlich signifikante Grösse« punkten können. Um sich Gehör zu verschaffen, bedarf es aber auch eines »Konzepts für Kultur unter den Bedingungen der Pandemie«. Das, so die Autoren, gibt es bislang nicht. Online-Angebote wie live-Konzerte oder das Streamern von Archivmaterial sind nicht nur in dem Zahl der Zugriffe von der Prominenz der Beteiligten abhängig, sie haben auch rückläufige Zugriffszahlen. Dass dem so ist und dass ein Onlineangebot weder klangtechnisch noch atmosphärisch ein Live-Kulturerlebnis ersetzen kann, ist auch den Veranstaltern bewusst. So haben sich nun vierzig Musikfestivals in Deutschland an die Bundesregierung gewandt, nicht nur mit der Bitte differenzierte Maßnahmen für unterschiedliche Veranstaltungsformen und -größen zu erlassen, sondern zugleich mit der Mahnung der »Gleichbehandlung von Kultur mit Sport, Religionsgemeinschaften und Wirtschaft«. Statt auf die Rechtsunsicherheiten und die fehlende Entscheidungsfreude der Politik mit einer Schockstarre zu reagieren, empfehlen die Autoren sich ein Vorbild an der Fußball-Bundesliga zu nehmen und selbst mit Experten Hygienekonzepte zu entwickeln. Wichtig wäre aber auch hierfür, dass die Akteure gemeinsam agieren und nicht jedes Haus an seinem eigenen Konzept arbeitet. Einzelne Orchester spielen bereits wieder. Am 1. Mai fand das traditionelle Europakonzert der Berliner Philharmoniker in reduzierter Besetzung und ohne Publikum statt. Auch das Musikkollegium Winterthur, die Münchner Philharmoniker und das Tonhalle-Orchester Zürich arbeiten an Hygienekonzepten. Dazu gibt es vor und auf der Bühne vieles zu bedenken – vor allem aber stellt sich die Frage, ob sich eine Veranstaltung unter solchen Bedienungen rechnet. So komplex die Probleme sind, sollten die Kultureinrichtungen sich nun nicht von der Politik das Heft aus der Hand nehmen lassen, sondern im Blick auf andere gesellschaftliche Bereiche die Nischen suchen, in denen Kulturarbeit möglich ist. Wenn Gottesdienste und Fußballspiele wieder möglich sind, warum sollten es Kammerkonzerte nicht sein? Zur Not müsste unter Berufung auf den rechtsstaatlichen Grundsatz der Gleichbehandlung die Öffnung von Kulturveranstaltungen eingefordert werden. Für den Erfolg einer Klage sieht der deutsche FDP-Politiker Wolfgang Kubicki gute Chancen: »Meine Prognose ist: In einigen Wochen wird auch bei den Gerichten der Geduldsfaden reissen. Dann wird es rechtlich nicht mehr möglich sein, bestimmte Veranstaltungen zu verbieten, obwohl sie die gleichen Voraussetzungen erfüllen wie andere.«

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tag Klassische Musik Konzerthäuser Gleichbehandlung Bundesliga Großveranstaltungen Onlineangebote Hygieneregeln
Musik Beitrag

Wie verändert Corona die Kunstwelt?

by Sara Steinert (30 Apr 2020)
Original source: Kunst und Leben. Der Monopol-Podcast

In Zeiten des Lockdowns geht die Moderatorin Sara Steinert der Frage nach, welche Auswirkungen dieser auf die Kunstwelt hat. Zu Beginn des rund einstündigen Podcasts gibt es eine sehr ausführliche Beschreibung des Status quo: Die Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr berichtet von den veränderten Arbeitsbedingungen im Verlag - statt die aktuellen Ausstellungen und Biennalen zu besuchen, ist Arbeit im Homeoffice angesagt - und der Begeisterung beim ersten Galerienrundgang nach der langsamen Wiedereröffnung in Berlin. Die Sprecherin des Bundesverbands Berli ner Künstler BBK Zoë Claire Miller ergänzte dieses Stimmungsbild mit einem Überblick über die aktuelle Situation der Künstler*innen in Deutschland. Trotz vielfältiger Ankündigungen und Solidaritätsbekundungen von Seiten der Politik erhalten viele nach wie vor keine finanzielle Unterstützung. Die Frage, ob die Krise zu einer neuen Form der Internetkunst führt und welche Zukunft diese haben wird, diskutierte Elke Buhr mit Daniel Birnbaum, der sich als Kurator in den letzten Jahren auf virtuelle Kunst spezialisiert hat. Die Kunstwelt so wie wir sie kennen, wird es nicht mehr geben. Das ganze System muss verändert werden, ist sich Birnbaum sicher. Dabei muss die Frage gestellt werden, was an der Globalisierung der Kunst sinnvoll ist und worauf verzichtet werden kann. Zentrale Impulse in der Kunst kamen immer daher, dass sich Künstler international umgesehen haben, wendet Elke Buhr ein. Ziel war es daher in den letzten Jahren den Eurozentrismus aufzugeben und den Input von unterschiedlichsten Persönlichkeiten einzubringen. Als Gegenbewegung prophezeit Birnbaum das Aufkommen von Graswurzelbewegungen, von einem Lokalismus, der sich vom Glamour der internationalen Kunstwelt abwendet. Als Form des internationalen Austausch schlägt der Kurator hingegen eine Konzentration auf Internetkunst, auf Augmented Reality vor. Hiervon sind wir noch weit entfernt. Wie Elke Buhr ausführt, gibt es faktisch noch keine digitale Kunst, sondern Leute fotografieren Kunstwerke ab und stellen die Bilder ins Netz. Die Langeweile wird sich erst legen, wenn neue Formate für das neue Medium entwickelt werden oder in den Worten von Buhr: „Die digitale Sphäre, die es im Moment gibt in der Kunst, mich persönlich reißt das nicht so mit.‟ Einen qualitativer Sprung im Umgang mit dem neuen Medium durch die Coronakrise kann also nicht ausgemacht werden. In einem letzten Teil berichtet Daniel Völzke von einem Interview, das er mit dem Schriftsteller und Filmemacher Alexander Kluge über die Auswirkungen der aktuellen Situation geführt hat. Kluge ist insofern prädestiniert für ein solches Interview, da er sich immer wieder mit Naturkatastrophen bzw. der Reaktion der Gesellschaft auf Krisensituationen beschäftigt hat. Die Krise, die ihn selbst biographisch beeinflusst hat, ist die Bombardierung seiner Heimatstadt Halberstadt kurz vor Kriegsende 1945. Hier sieht er teilweise sehr konkrete Parallelen zum aktuellen »unsichtbaren Gegner« – von dem exzessiven Frühling bis hin zum Virus, der wie der Gaskrieg auf die Lunge schlägt. Inspiriert von Voltaire wählt Kluge zur Beschreibung des Kampfs gegen den Virus die Kriegsmetaphorik. Kluge entwickelt eine Art der strategischen Kriegsführung gegen die Natur, wenn er imaginiert, wie die RNA des Virus zerstört werden könne, bevor diese die Körperzellen befallen kann. Grundsätzlich ist die Bewertung der Pandemie durch Alexander Kluge pessimistisch, denn etwas Tröstliches kann er dieser nicht abgewinnen. Allerdings beschreibt er die Aufgabe der Kunst in Krisenzeiten als Antirealismus des Gefühls: Ihre Aufgabe ist es zu erzählen, was außerhalb der kapitalistischen Verwertungslogiken liegt und somit einen Optimismus gegen die Wahrscheinlichkeiten zu entwickeln.

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tag Soforthilfe Netzkunst Galerien Daniel Birnbaum Elke Buhr Alexander Kluge Zoë Claire Miller
Bildende Kunst/Design Podcast

. #KulturTrotztCorona

by Peter Weibel (28 Apr 2020)
Original source: Kulturnews

Die Zeitschrift Kulturnews hat auf ihrer Homepage unter dem Hashtag #KulturTrotztCorona Kulturschaffende aufgerufen, das „Widerständige der Kulturszene unter widrigsten Umständen“ zu aufzuzeigen und damit zugleich die Auswirkungen der Krise zu dokumentieren. Den Auftakt macht der österreichischer Medienkünstler, Kurator und Medientheoretiker Prof. Peter Weibel, der mit dem Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe eines der erfolgreichsten Museen in Deutschland leitet. Peter Weibel beginnt seinen Beitrag mit einer Grundsatzdisku ssion um die Rolle der Kultur in der Gesellschaft. Da diese nicht nur keine Lobby hat, sondern zugleich die Kulturschaffenden als Wählergruppe keine Stimme haben, werden sie von der Politik ignoriert. Die Kulturförderung richtet sich nicht nach Qualität, sondern in der Regel nach Quantität, weshalb Massenmedien – er wählt das Beispiel der Zuschüsse, die die österreichische Kronenzeitung jährlich erhält, mit denen kein intellektuelles Blatt aufgrund der geringen Leserschaft mithalten kann – über wesentlich höhere Budgets verfügen. Bei Künstlerinnen und Künstlern kann diese zur Anbiederung an die Gesellschaft führen. Einfachen Antworten gelingt es aber kaum zentrale gesellschaftliche Probleme in ihrer Tiefe zu erfassen. Aktuell ist in der Politik ein Wandel zu beobachten. Es sind nicht mehr die wirtschaftlichen Lobbygruppen, die an vorderster Front der Politikberatung agieren, sondern Wissenschaftler. Hier macht der Medientheoretiker eine eklatante Schieflage aus: Wo die Kultur, will sie Fördergelder erhalten, Blockbuster-Veranstaltungen anbieten und somit eine große Besucherzahl ansprechen muss, um Medienpräsenz zu erzeugen, muss sich die wissenschaftliche Grundlagenforschung nicht rechtfertigen. Die Kunst, so resümiert Weibel, „hat kein Recht auf Grundlagenforschung“. Auf der Basis dieser Überlegungen entwickelt Weibel ein Plädoyer für eine bislang kaum geförderte künstlerische Arbeitsweise. Wie in der Wissenschaft sollte die Kunst in Instituten gefördert werden, in denen auf technologischer Basis künstlerische Grundlagenforschung betrieben wird.

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tag Streik Wissenschaft artistic research Peter Weibel
Bildende Kunst/Design Statement

Hilferuf der Galeristen in NRW

by Rupert Pfab (28 Apr 2020)
Original source: WDR 3

Einen Brandbrief haben die zwei Düsseldorfer Galeristen, Daniela Steinfeld und Rupert Pfab, an die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen geschickt. Neben der Ministerin für Kultur und Wissenschaft Isabel Pfeiffer-Poensgen sprechen sie auch Ministerpräsident Armin Laschet und den Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart an.
In ihrem Schreiben machen sie auf die Lage der Galeristen aufmerksam. Diese sehen sie als wichtiges Bindeglied zwischen öffentlichen Institutionen, Sammlern, Künstlern und der Öffentlichkeit. Nicht nur die Schließ ;ung der Galerien während der Coronakrise trifft sie hart, sondern die kritische Phase wird länger anhalten, da viele ihrer Kunden von der Wirtschaftskrise betroffen sein werden. Um Galeristen und Künstler*innen als Wirtschaftsunternehmen anzuerkennen und diese vor der Insolvenz zu bewahren, schlagen sie der Landesregierung vor, den Kunstbetrieb mit einem Sonderankaufsetat für staatliche Museen und Stiftungen zu fördern. So könnten nicht nur Lücken in den Sammlungen geschlossen werden, sondern auch kleinere und mittlere Galerien zu stützen. Eine weitere Fördermöglichkeit der Galerien sehen sie zudem in der Absenkung des Mehrwertsteuersatzes auf 7 Prozent.
Eine Antwort haben die Verfasser*innen von der Ministerin für Kultur und Wissenschaft Isabel Pfeiffer-Poensgen erhalten. Sie spricht ihr grundsätzliches Wohlwollen aus, verweist aber auf die Sofortprogramme, die auch andere Unternehmen bekommen. Als kurzfristige Hilfen bewerten die Galeristen diese Hilfen durchaus als wichtig und sinnvoll, haben aber die Bedenken, dass die langfristigen Folgen der Coronakrise für den Kunstbetrieb von der Politik nicht berücksichtigt werden könnten.

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tag Galerien Kunstmarkt Kunstförderung Ankaufsetat Mehrwertsteuer
Bildende Kunst/Design Interview

Wie Corona die Kunst demokratisiert . Historisches Missverständnis

by Richard Kämmerlings (27 Apr 2020)
Original source: Welt

Was hat sich in Coronazeiten wirklich verändert, fragt Richard Kämmerlings in der Welt. Auch in Vor-Coronazeiten haben wir bereits Kunst – vom Roman über Rockmusik bis hin zum klassischen Konzert – zuhause konsumiert. Kunst ist schon lange zur demokratischen Massenkunst geworden. Walter Benjamin hat das bereits in den 1930er Jahren mit materialistischem Fortschrittsglauben in seinem Aufsatz »Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit« begrüßt. Dass das Kunstwerk damit die Aura des einzigartigen Werks verliert, ist der demokratischen Massenkunst, an der jeder teilhaben kann, geschuldet. Heute sind es nicht mehr nur Fotografie und Film, sondern eine riesige Medienindustrie bringt mit Streamingdiensten beinahe jeden gewünschten Inhalt ins Wohnzimmer. Bislang hat das der Kultur nicht geschadet, wie die Besucherzahlen von Museen, Lesungen oder Livekonzerten zeigen. Nun ist man ganz auf die postauratische Kunsterfahrung zurückgeworfen, was den unterschiedlichen Sparten einiges abverlangt. Vielleicht – so die abschließende Überlegung von Kämmerlings – lernen wir dadurch die Aura des einmaligen Kunstwerks, die wir zuhause nicht einfach simulieren können, wieder neu schätzen.

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tag Aura Kunstgenuss Streaming Walter Benjamin
Bildende Kunst/Design Beitrag

Wie könnte ein New Deal für die Kunst aussehen? . Kulturpolitik nach Corona

by Kolja Reichert (25 Apr 2020)
Original source: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Glaubt man den Verlautbarungen der Politik, so setzt diese gerade alles daran, eine »drohende Verarmung der Kunst- und Kulturlandschaft zu verhindern«. Monika Grütters feiert es als Erfolg, dass Künstler*innen auch als Soloselbständige angesehen werden und Förderinstrumente der Wirtschaft in Anspruch nehmen können. Diese Entwicklung ist erfreulich, konstatiert Kolja Reichert, reicht aber bei weitem nicht aus. Jetzt muss die Frage gestellt werden, wie eine Kunstförderung aussehen muss, wenn die Rezession zuschlägt und viele V eranstalter und Künstler*innen sich nicht mehr selbst finanzieren können. Hier bedarf es nicht eines Gießkannenprinzips, wie es die deutschen Soforthilfen darstellen, sondern einer nachhaltigen Förderung, die weniger vom Markt abhängig ist – ein New Deal also, der maximale Vielfalt und maximale Autonomie fördert, ohne Künstler*innen in die Beliebigkeit zu entlassen. Kolja Reichert schlägt ein Förderinstrumentarium vor, dass nicht nur Wertschätzung für die Arbeit von Künstler*innen bedeutet, sondern zugleich Kunstförderung als Wirtschaftsförderung begreift. Diese sollte folgende Punkte umfassen: 1. Honorare für Ausstellungen 2. Mehrwertsteuer auf 7 Prozent senken 3. Ankaufetats aufstocken, damit der Staat wieder die Möglichkeit hat, Kunstgeschichte mitzuschreiben. 4. Staatliche Arbeitsräume vergeben, damit die Künstlerförderung nicht in Form von Mieten an Privatinvestoren geht. 5. Stipendiensysteme entwickeln, die innovative Konzepte ebenso fördern wie freie Kunstkritiker*innen 6. Bürgerbeteiligung stärken 7. Über europäische Preise eine transnationale Kulturpolitik fördern.

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tag Kulturförderung Honorare Monika Grütters
Bildende Kunst/Design Beitrag

Die Aussichten: grau bis düster . Künstler und die Corona-Krise

by Eva-Maria Magel (22 Apr 2020)
Original source: Frankurter Allgemeine Zeitung

Der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir hat sich in einem Schreiben an Bundeswirtschafsminister Peter Altmeier gewandt. Ihm bereitet nicht nur Sorgen, dass viele Künstlerinnen und Künstler aktuell durch das Raster der Soforthilfen fallen, sondern auch dass keine einheitlichen Regelungen für die Branche in den einzelnen Bundesländern besteht. Das ist umso dramatischer, als gerade die Kultur- und Kreativwirtschaft am längsten von den Auswirkungen der Krise betroffen sein werden. Legt man die kursierende Größe von 100 Personen al s Grenze zur Großveranstaltung zugunde, dann werden viele Theater und Kinos in absehbarer Zeit geschlossen bleiben.
Enttäuscht zeigen sich viele darüber, dass in der Politik wenig Kenntnis und Interesse an den Abläufen in der Kulturbranche besteht. Solange diese aber nicht bekannt sind, kann auch keine effektive Hilfe angeboten werden. Derweil gibt es auf kommunaler und privater Ebene erste Stiftungen und Spendenaktionen, um den Künstlerinnen und Künstlern unter die Arme zu greifen und die freie Szene zu unterstützen. Das ist auch dringend notwendig, denn die Unzufriedenheit in der Branche wächst.

 

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tag Hessen Soforthilfe Hartz IV Großveranstaltungen Tarek Al-Wazir Peter Altmaier
Alle Sparten Bericht

Sehr geehrte Frau Staatsministerin Professor Monika Grütters

by Lisa Batiashvili, Matthias Goerne, Thomas Hengelbrock, Anne-Sophie Mutter, René Pape, Christian Thielemann (19 Apr 2020)
Original source: offener Brief

Stellvertretend für die alle bekannte und unbekannte Künstlerinnen und Künstler wenden sich die Unterzeichner*innen des offenen Briefs an die Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Sie nehmen Bezug auf deren Aussage in der FAZ, dass Künstler*innen es nicht gewohnt seien, »um Hilfe zu schreien«, verstehen ihren Brief nun aber genau als einen solchen Hilferuf. 
Bezugnehmend auf Grütters Angebot, die Künstler*innen können nun leichter Grundsicherung beantragen, führen die Autor*innen aus, was das kon kret bedeutet. Nicht nur müsste die eigene Alterssicherung dafür aufgewandt werden, sondern gerade bei den erfolgreicheren Künstler*innen würde das bedeuten, dass ein Kaskadeneffekt einsetzt, da die vielen von ihnen beschäftigen Menschen, ebenfalls aktuell nicht arbeiten dürfen. 
Dass die Hilfe für Künstler*innen aber lediglich im Verweis auf den leichteren Zugang zu Sozialleistungen besteht, verstehen die Autor*innen einerseits als Hinweis darauf, dass die Politik die Kunst als Luxus für gute Zeiten interpretiert, andererseits sehen sie darin eine Marginalisierung ihrer Berufsgruppe - schließlich gibt es für Adidas, Logo- und Ergotherapeuten oder Zahnärzte ganz andere Unterstützungsangebote. Aber nicht nur die Politik, auch von den hochsubventionierten Häusern zeigen sich nur wenige solidarisch. 
Der Brief endet mit der Forderung, dass staatlich subventionierte Institutionen den Künstler*innen Ausfallhonorare bezahlen und dass Veranstalter außerhalb des subventionierten Kulturbetriebs Unterstützung erhalten. 
 

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tag Grundsicherung Monika Grütters Kunst als Luxus Lisa Batiashvili Matthias Goerne Thomas Hengelbrock Anne-Sophie Mutter René Pape Christian Thielemann
Musik offener Brief

Bühnenverein kritisiert Schweigen der Politik . Ulrich Khuon zur Lage der Theater

by Vladimir Balzer, Ulrich Khuon (19 Apr 2020)
Original source: Deutschlandfunk Kultur

Der Intendant des Deutschen Theaters in Berlin und Präsidenten des Deutschen Bühnenvereins Ulrich Khoun berichtet im Gespräch mit dem Deutschlandfunk von der aktuellen Lage an seinem Haus. Er selbst hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, in dieser Spielzeit zumindest noch im Freien Vorstellungen geben zu können. Auch könnte er sich vorstellen, die kommende Spielzeit früher beginnen zu lassen, damit die Zuschauer*innen wieder in das Theater zurückkehren können. Das Deutsche Theater bleibt nach wie vor in den Startlöchern, auch wenn das sehr schwer falle in Anbetracht der Haltung der Politik zu Kunst und Kultur.
Im Hinblick auf die ersten Lockerungen, die die Politik verkündet hat, findet es der Intendant äußerst bedenklich, dass Künstler*innen im Denken und Sprechen der Politik nicht vorzukommen scheinen. Die Künstler*innen haben mit Disziplin und Gehorsam auf die Anforderungen der Pandemie reagiert, erwarten nun aber auch, dass man sie bei den Planungen berücksichtigt. Zwar gesteht er der Politik in der aktuellen Situation durchaus eine gewisse Überforderung zu und zeigt auch absolutes Verständnis dafür, dass die Öffnung von Schulen und Kitas Vorrang hat, dennoch zeigt ihm der aktuelle politische Diskurs, dass das Verständnis für die Bedeutung von Kunst und Kultur fehlt. Die kritische Auseinandersetzung mit der AFD, so führt er als Beispiel an, ging auch von den Kultureinrichtungen des Landes aus. Die »Künste als Lebensmittel, die eine politische Dimension haben«, dürfen in der aktuellen Krise nicht vernachlässigt werden. Von den Politikern wünscht er sich daher, dass sie die Partnerschaft mit der Kultur stärken. Diese sollte unter anderem darin zum Ausdruck kommen, dass nicht einfach Verordnungen verhängt werden, noch dass die Kulturbranche mit diesen alleine gelassen werde. Wie ein solch rücksichtsvoller Umgang miteinander aussehen könnte, macht er abschließend am Begriff der Großveranstaltung deutlich. Dieser wird von Politikern in den Raum geworfen, ohne dass genauer erläutert wird, was damit eigentlich gemeint ist. Das schürt bei den Kulturschaffenden Nöte, die nun mit der Unsicherheit leben müssen, ob und wann ihre Veranstaltungen wieder zugelassen werden.

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tag Theater Spielzeit
Darstellende Kunst Interview

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The signet of facing arts joining the faces of STORM.

Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

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