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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

Kunst gehört zur Grundversorgung

by Marcus Woeller (19 Apr 2020)
Original source: Welt

Die Kultur- und Kreativbranche hat der Lockdown hart getroffen. Mit der Diskussion der ersten Lockerungen werden wohl auch Galerien und Ausstellungshäuser wieder öffnen können. Viele Galerien haben staatliche Zuschüsse erhalten, dennoch war das für viele nur ein Tropfen auf den heißen Stein, so Kristian Jarmuschek und Birgit Maria Sturm, der Vorsitzende und die Geschäftsführerin des Bundesverbandes Deutscher Galerien und Kunsthändler. Nicht nur können sie ihr Angebot weder im Showroom noch auf Messen präsentieren, a uch möchten Sammler die Arbeiten, für die sie sich interessieren, im Original sehen. Die Öffnung der Galerien bedeutet somit nicht nur für Galerist*innen einen Hoffnungsschimmer in der Krise, denn nicht nur Museen sind für die »Grundversorgung mit Kunst« zuständig, dazu leistet auch der Kunstmarkt einen wichtigen Beitrag.
Zwar sind viel Kultureinrichtungen in Deutschland staatlich subventioniert und somit auch während der Krise geschützt, dennoch werden auch hier die Einnahmeausfälle schmerzlich spürbar werden. Die Programmarbeit muss in den nächsten Monaten stark reduziert werden und auch die Zusammenarbeit mit freiberuflichen Mitarbeitern, wie z.B, Grafiker*innen, wird vorerst wohl eher eingeschränkt sein. Wenn keine neuen Ausstellungen gezeigt werden, gibt es keinen Bedarf an Printmedien und auch Kataloge werden keine produziert.
Sicher ist man sich aber in der Branche auch, dass die Öffnung der Häuser nicht zu Verhältnissen wie vor der Krise führen wird. Die soziale Nähe bei räumlicher Distanz wird einen größeren Stellenwert einnehmen als der Konsum von Kultur.

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tag Museen Galerien Kunstmarkt Einnahmeausfälle freie Mitarbeiter
Bildende Kunst/Design Bericht

Vor dem Ersticken

by Andreas Kilb (18 Apr 2020)
Original source: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Die ersten Lockerungen hin zu einem normalen Alltag lassen die Bürger in Deutschland aufatmen, bieten sie doch ein Stück Normalität. Das gilt aber nicht für den Kulturbetrieb. Im »Namen der epidemiologischen Vernunft« wird der Kultur die Luft abgedrückt. Mit diesem eindrücklichen Bild beschreibt Andreas Kilb die Situation in der Kreativbranche seit Beginn des Lockdowns sehr eindrücklich. Das radikale Bild wählt der Korrespondent der FAZ, weil die Regelungen recht willkürlich erscheinen. Warum darf ein Warenhaus auf 800 Quadratmetern seine Dienstleistung anbieten, Museen müssen aber weiterhin geschlossen bleiben? Warum schwadroniert Markus Söder bei der Pressekonferenz darüber, dass die Biergärten trotz schönem Wetter nicht öffnen dürfen, erwähnt aber die Kultur mit keinem Wort. Kultur, das ist die Konsequenz aus der Pressekonferenz des Bundes, gehört nicht zu den »Lebensmitteln« - auch wenn Monika Grütters gerne das Gegenteil behauptet. Sie wird den Genussmitteln zugeordnet, auf die die Bürgerinnen und Bürgern nun noch eine Weile verzichten müssen. Für die vielen Beschäftigen der Branche bleibt nur die demütigende Prozedur des Hartz IV-Antrags und für die vielen kleinen Veranstaltungshäuer bleibt zu hoffen, dass sie den Würgegriff noch einige Zeit aushalten können.

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tag Hartz IV Lebensmittel Monika Grütters Markus Söder
Darstellende Kunst Debatte

Das romantische Genie, das gar nicht anders kann, also großartige Kunst zu schaffen, ist ein Modell, so Elke Buhr in ihrem Kommentar im @MonopolMagazin zur aktuellen Lage der Künster*innen. . Kunst ist und bleibt kein normaler Job

by Elke Buhr (08 Apr 2020)
Original source: Monopol

Das romantische Genie, das gar nicht anders kann, also großartige Kunst zu schaffen, ist ein Modell, so Elke Buhr in ihrem Kommentar zur aktuellen Lage der Künster*innen in der Coronakrise, das der New Yorker Großkritiker Jerry Saltz gerade aktualisiert: »Kreativität war schon in den Höhlen bei uns; es ist in jedem Knochen unserer Körper. Viren kommen und gehen. Arbeitet jeden Tag, so viel ihr könnt.« Diese Empfehlung ignoriert, dass auch Kunst einer ökonomische Basis bedarf. Dabei sind es nicht nur die großen, wie Unternehmen strukturierten Studios, die laufende Kosten decken müssen, sondern auch weniger erfolgreiche Künstler*innen müssen Lebensunterhalt und Material finanzieren können. In der Krise stellt sich nun vielen Künstler*innen die Frage, ob es sinnvoll ist, sich kostenlosen Initiativen und Projekten im Internet anzuschließen. Auf die Sichtbarkeit in der digitalen Sphäre zu verzichten, könnte gefährlich sein, will man nicht vergessen werden, wenn der Kunstbetrieb wieder anläuft. Andererseits dürfen sich Künstler*innen nun »auf die Rolle des armen Kreativen im stellen Kämmerlein festlegen lassen.« Das digitale Dauerfeuer führt zu einem Überdruss, einer Sehnsucht nach dem echten Kunsterlebnis. Das müssen Künstler*innen für sich nutzen. Nur wenn es ihnen gelingt klar zu machen, dass gute Kunst ein knappes Gut ist, das seinen Wert hat, werden sie sich nach der Krise wieder selbst finanzieren können.

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tag Onlineangebote Künstlerbild Unternehmer Jerry Saltz
Bildende Kunst/Design Kommentar

Dann muss der alte Hamlet wieder ran . Theater in der Corona-Krise

by Tobi Müller (08 Apr 2020)
Original source: Zeit

Es deutet sich bereits Anfang April an, die Theater in Deutschland werden nach Ostern nicht wieder öffnen. Österreich hat schon die Schließung bis Ende Juni angekündigt. Vor der Sommerpause wird es kaum mehr Aufführungen geben, selbst wenn der Normalzustand im öffentlichen Leben langsam wieder hergestellt wird. Doch im Moment treibt die Häuser wohl weniger die Frage um, wann wieder ohne Berücksichtigung von Abstandsregeln gespielt werden soll, sondern vielmehr, wie die Häuser bis dahin überleben sollen. Für selbst&a uml;ndige Künstler*innen gibt es Rettungsschirme für öffentliche Kultureinrichtungen bislang nicht. 
Dabei ist die Lage der Theater wesentlich davon abhängig, in welchem Bundesland sie sich befinden und wie die finanzielle Ausstattung vor der Krise aussah. Sind beispielsweise am Theater Basel aufgrund seiner Rechtsform Eigenkapitalanteile erlaubt, so sind viele Theater in Deutschland staatlich finanziert. Einsparungen sind da kaum möglich, da die Personalkosten den überwiegenden Teil der Ausgaben ausmachen. Andererseits wird von Stadt oder Land das Defizit vorerst aufgefangen. Allerdings ist die Frage, wie die Bezahlung der freien Mitarbeiter geregelt wird. Nicht erbrachte Leistungen, d.h. nicht kurzfristig abgesagte Vorstellungen, dürfen in der Regel nicht bezahlt werden. 
So ist auch das Residenztheater in München als staatliches Theater von Entscheidungen des Freistaats abhängig. Zwar hat der bayrische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Bernd Sibler angekündigt: »Geld darf in dieser Krisensituation keine Rolle spielen« - wie konkret die Unterstützung für die Häuser aussehen wird, ist allerdings offen. Bernd Sibler verweist darauf, dass diese Frage erst geklärt werden kann, wenn die Höhe des Einnahmeausfalls feststeht.  
Da die Mittel, über die die staatlich finanzierten Häuser zumindest teilweise verfügen können, die Einnahmen aus Kartenverkäufen sind, ist absehbar, dass an der künstlerischen Arbeit in den kommenden Jahren gespart werden muss. Auf Gäste und freie Mitarbeiter wird man dann wohl nur noch in Einzelfällen zurückgreifen. Selbst aktuell gilt, dass nur für geleistete Arbeit bezahlt wird. Nur in Aussicht gestellte Jobs werden also nicht vergütet. 
Bei anderen Häusern, die eine andere Rechtsform haben, sieht die Lage unter Umständen ganz anders aus. So ist beispielsweise die Schaubühne in Berlin  eine gemeinnützige GmbH. D.h. sie muss ihre Gewinne nicht versteuern, kann aber theoretisch in die Insolvenz schlittern wie jedes Unternehmen. Sie ist also ein staatlich bezuschusstes Privattheater, das die Krise selbst Schultern muss. Kurzarbeit hat das Haus angemeldet, da aber noch ein Defizit aus dem vergangenen Jahr ausgeglichen werden muss, sind keine Rücklagen vorhanden. 
Was den Theatern daher droht, ist eine Schrumpfkur. Die Häuser werden nicht das Geld für neue Produktionen haben und müssen erst einmal auf ältere, d.h. auf das Repertoire zurückgreifen. Das ist allerdings nur schnell möglich, wenn die Häuser über teuren Lagerplatz für ihre Kulissen verfügen. Bis es soweit ist, dass die Häuser wieder in die Planung gehen können, versuchen sie den Kontakt zu den Besucher*innen nicht abbrechen zu lassen. Neben Streamingangeboten gibt es auch das Angebot, sich von Schauspieler*innen anrufen zu lassen. So kann man sich gegenseitig Mut zusprechen. 

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tag Theater Repertoire Rücklagen Kurzarbeit Bernd Sibler
Darstellende Kunst Bericht

Ohne Lesungen, Publikum und Geld . Literarische Debüts in Zeiten von Corona

by Kristine Harthauer (06 Apr 2020)
Original source: SWR 2

Benjamin Quaderer und Jasmin Schreiber haben gerade ihre Debütromane veröffentlicht. Ab Mitte März wurden alle Lesungen abgesagt, mit denen sie für ihre Romane werben wollten. Lesungen dienen aber nicht nur dazu, dass Autor*innen nach jahrelanger Arbeit am heimischen Schreibtisch mit ihren Leser*innen ins Gespräch kommen, sie sind auch eine wichtige Einnahmequelle, denn die Haupteinnahmen erzielen die Autor*innen mit öffentlichen Veranstaltungen. 200 bis 400 Euro erhalten sie pro Abend. Bei 20 abgesagten Lesungen ein Verlust in Höhe ein er vierstelligen Summe. Aber gerade für Debütant*innen ist nicht nur der aktuelle Verdienstausfall ein Problem. Sie sind gerade dabei, sich einen Namen auf dem Buchmarkt zu machen, Leser*innen für ihr erstes Buch zu gewinnen. Zwar gibt es aktuell viele Onlinelesungen im Netz, mit diesen erreichen die Debütanten aber nur diejenigen, die sie bereits kennen. Neue und vor allem auch ältere Leser*innen über Onlineangebote zu gewinnen ist schwer.
Grundsätzlich sind Onlinelesungen für die Branche auf Dauer keine Lösung, so die Literaturkritikerin und Moderatorin Insa Wilke. Eine Lesung lebt davon, dass man sich über ästhetische, politische und gesellschaftliche Fragen austauscht. Diese Form der gesellschaftlichen Selbstreflexion ist im Moment nicht möglich.
Einen Corona-Roman werden die Debütant*innen jetzt nicht schreiben. Sich während einer Pandemie ständig mit dieser auseinander zu setzen, in dem man über diese schreibt, das kommt für Jasmin Schreiber nicht in Frage. Sie bleibt bei dem Plot, den sie mit dem Verlag für ihren zweiten Roman vereinbart hat.

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tag Roman Debüt Lesungen Onlineangebote
Wort Bericht

Situation der kleinen Verlage in der Coronakrise

by Martina Senghas (02 Apr 2020)
Original source: SWR 2

Das fragile System des Buchhandels ist aus dem Gleichgewicht geraten. Die Absage der Leipziger Buchmesse traf vor allem die kleinen Verlage. Bereits mit der Absage der Buchmesse sind die Einnahmen extrem eingebrochen. Die intensive Bewerbung der Bücher mit Veranstaltungen ist durch den Lockdown nicht mehr möglich. Der Verkauf der Neuerscheinungen läuft schleppend bis gar nicht an. Das trifft zwar auch die großen, aber in besonderer Weise die kleineren, unabhängigen Verlage. Sie arbeiten in der Regel in enger Kooperation mit den unabhängigen Buchhandlungen. Sie verfolgen das gemeinsame Ziel außergewöhnlich gute Literatur anzubieten und die Buchhandels- und Verlagsstruktur aufrecht zu erhalten.
Der lokale Buchhandel versucht nun mit einem Auslieferungsservice das Geschäft aufrecht zu erhalten. Dennoch rechnet Ulrich Wellhöfer für seinen Verlag mit einem Umsatzeinbruch von rund 90 Prozent. Ob sich die Verlage bis zur Buchmesse im Herbst erholen können und ob die Großveranstaltung tatsächlich stattfinden kann, ist mehr fraglich – zumal die Virologen vor einer neuen Infektionswelle im Herbst warnen…..

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tag Neuerscheinungen Buchmesse unabhängige Verlage
Wort Bericht

»Literatur braucht Gedrängel« . Buchmarkt in der Corona-Krise

by Tom Kraushaar, Richard Kämmerlings (27 Mar 2020)
Original source: Welt

Mit der Absage der Leipziger Buchmesse traf die Coronakrise die Buchbranche bereits zu Beginn hart. Die Schließung der Buchhandlung und die Priorisierung von Haushalts- und Hygieneartikel durch Amazon trug ihr übriges zum Umsatzeinbruch der Branche bei. Im Interview berichtet Tom Kraushaar, verlegerischer Geschäftsführer des Klett-Cotta-Verlags in Stuttgart, von den Auswirkungen der Krise auf die Verlage. Neben der Beschulung seiner Kinder Zuhause besteht die Arbeit des Verlegers im Homeoffice nicht nur darin, Richtungsentscheidungen zu treffen und d ie Arbeitsabläufe im Verlag neu zu strukturieren, sondern er empfindet es auch als zentrale Aufgabe, Mitarbeiter*innen und Autor*innen zu ermutigen und für sie da zu sein. Neben dem Umsatzrückgang sieht Kraushaar vor allem in der Schließung der Buchhandlungen ein großes Problem. Diese sind bereits im Normalbetrieb oftmals von der Leidenschaft der Buchhändler*innen getragen und nun durch die Krise besonders gefährdet. Zugleich weist er darauf hin, dass nicht vergessen werden darf, dass es sich beim deutschen Buchhandel um ein »großartiges, über Jahrhunderte gewachsenes Netzwerk – eine unvergleichliche Errungenschaft von unschätzbarer wirtschaftlicher und kultureller Bedeutung« handelt, das es zu schützen gilt. Der Klett-Cotta-Verlag setzt zu Beginn der Krise vor allem auf die Werbung in den Social-Media-Kanälen. Die Planungen für den Herbst sind aber erst einmal von der Krise nicht tangiert, wobei der Verleger nach wie vor hofft, dass die Frankfurter Buchmesse stattfinden wird. Um den Markt und die Kunst zusammenzubringen, d.h. um Bücher zu verkaufen, bedarf es sozialer Begegnungen – sei es auf Messen, bei Lesungen oder in der Buchhandlung. Als besonders schade empfindet es der Verleger, dass das mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnete Sachbuch »Krebs fühlen« von Bettina Hitzer nun nicht die gebührende Aufmerksamkeit findet. Wie Hitzer in Bezug auf Krebserkrankungen den Umgang mit Emotionen beschreibt, wirft auch einen neuen Blick auf den Umgang der Menschen und der Gesellschaft mit Corona. Mit Blick auf die Zukunft nach der Krise zitiert Kraushaar den italienischen Autor Antonio Scurati, der ihm aus der Quarantäne in Mailand geschrieben hat: »Wenn das vorbei ist, dann gilt es, eine ganze, neue Welt aufzubauen.«

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tag Verlage Homeoffice Buchbranche Buchmesse Buchhandlungen Nähe Klett-Cotta-Verlag Bettina Hitzer Antonio Scurati
Wort Interview

Nicht geschenkt! . Kinderbuchautor gegen Kostenloskultur im Netz

by Salah Naoura, Eckhard Roelcke (25 Mar 2020)
Original source: Deutschlandfunk Kultur

Wer auf Lesereise geht, kann merklich dazu verdienen. Die Gewinnmargen für Kinderbücher liegen in der Regel bei 6-7 Prozent. Die Bücher im Kinderbuchsegment sind meist recht günstig. Deshalb sind die Erträge aus den Verkäufen meist sehr gering. Lesereisen dienen daher auch dazu, den Lebensunterhalt von Autor*innen zu finanzieren. In Zeiten der Corona Krise brechen diese Einnahmen für viele weg. Umso mehr häufen sich Anfragen, Inhalte im Netz zur Verfügung zu stellen. So hat beispielsweise in diesen Tagen der dtv Verlag eine on line-Lesereihe gestartet und seine Autor*innen zur Teilnahme aufgefordert. Der Autor Salah Naoura wehrt sich gegen diese Aktion, da die Autor*innen keine Honorare bekommen sollen. Erwartungshaltung ist an Kinderbuchautoren schon immer hoch, Dinge gratis zu tun. Die große Gefahr ist, dass alte Missstände zementiert werden. Er kritisiert, dass professionelle Anbieter wie Kinderbuchverlag oder Festivals Texte oder Videoclips in Auftrag geben, für die nichts bezahlt werden soll. Wir bedienen diese Salah Naoura, die sich damit selbst profilieren. Die Autor*innen würden damit unentgeltlich Werbung für die Institutionen machen, ohne dass das Geschenk an die Leser*innen honoriert werden. Die Reaktion der Autor*innen ist sehr gespalten. Aus Solidarität wird zwar gerne geholfen. Salah Naoura bezweifelt, dass sie sich langfristig damit einen Gefallen tun, denn ist erst einmal ein kostenloses Onlineangebot eingeführt, wird es auch in Zukunft gefordert werden. Andererseits konstatiert er, dass alle umdenken müssen. Online-Angebote werden notwendig bleiben. Professionelle Anbieter müssen Wege finden, um diese Angebote entsprechend zu entlohnen.

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tag Kinderbuch Onlineangebote dtv Verlag Lesungen Honorar Salah Naoura Buchbranche
Wort Interview

Kunst in Zeiten von Corona . Museen und Bühnen sind kreativ im virtuellen Raum

by Wolfgang Ullrich (17 Mar 2020)
Original source: SWR 2

In der Coronakrise agieren Museen verstärkt im virtuellen Raum. Trotz der zahlreichen Angebote ist der Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich skeptisch, dass allein durch die Zunahme des Angebots auch die Rezeption der digitalen Formate steigen wird. Die Menschen werden sich nicht durch die digitale Museumslandschaft scrollen, nur weil sie nicht ins Museum gehen können. Dennoch ist Ullrich begeistert: Die entstehenden Angebote sind phantastisch. Sie sind eine ungemeine Bereicherung und Hilfe für diejenigen, die sich professionell oder auch halbprofessionell mit Kunst beschäftigen. Ein Museumsbesuch ist aber mehr als das Betrachten von Bildern. Er ist oft mit einer Reise oder einer sozialen Komponente verbunden, die nun wegfällt. In den ersten Zeiten der Krise – so Ullrich – hat er einige Versuche der Museen im virtuellen Raum Präsenz zu zeigen, beobachtet, die ihm sehr vielversprechend erscheinen. Der Direktor der Kunsthalle Mannheim, Johann Holten stellt jeden Tag in zwei Minuten ein Werk der Sammlung vor. Wichtig ist hier, dass jemand, der eine Expertenfunktion hat, neugierig macht auf ein Werk, Hintergrundinformationen liefert oder auch eine aktuelle Deutung präsentiert. Dadurch entsteht eine Verbindlichkeit – so ein Format, das die Rezipienten an die Hand nimmt, könnte auch nach der Krise weitergeführt werden. Viele Museen haben schon in gute Medienstrategien investiert. Es reicht aber nicht, Werke abzubilden, es muss immer auch ein Kontext hergestellt Anknüpfungspunkte angeboten werden. Der virtuelle Raum bietet die Chance Kunst ganz anders zu präsentieren, denn man spielt mit einer Repräsentation. Wichtig ist aber auch hier, dass die Präsentation zeitgemäß sein sollte. Als Beispiel für Museum mit einem hervorragenden digitalen Konzept nennt Ullrich das Marta Herford. Das Museum für Kunst, Architektur, Design befindet sich in einem kleinen Ort und hat aus der Not eine Tugend gemacht. Da wenige Besucher im direkten Umfeld sind, werden die Ausstellungen über digitale Rundgänge präsentiert, die kuratorische Konzepte und Ideen, die hinter einer Ausstellung stehen, werden erläutert. Ein ähnliches Angebot könnte jetzt von den Museen realisiert werden, die aufgrund der Krise geschlossen sind.

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tag Museum virtueller Raum Kunstwahrnehmung Marta Herford Johan Holten
Bildende Kunst/Design Interview

»Eine Konventionalstrafe ist in jedem guten Vertrag enthalten« . Geldsorgen der Kunst

by Eva-Maria Magl (13 Mar 2020)
Original source: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Eine Katastrophe nach der anderen, so beschreibt Detlef Köhler vom Theater »Grüne Soße« in Frankfurt seinen Arbeitsalltag. Die Unsicherheit macht dem Kulturbereich zu schaffen. Wegen dem Coronavirus werden alle größeren Kultureinrichtungen in Frankfurt bis zum 10. April geschlossen, die Staatstheater in Wiesbaden und Darmstadt spielen noch, warten aber stündlich auf die Anordnung zu schließen, die Kinos denken über Maßnahmen nach, wie die Besucherströme besser gelenkt werden können. Zwar ist von erste n Notfallfonds die Rede, aber die Kulturschaffenden und Kultureinrichtungen rechnen bereits jetzt mit massiven Umsatzrückgängen. Besonders betroffen sind hiervon die freischaffenden Künstler*innen. Ob und wie ihre Verdienstausfälle kompensiert werden können, ist völlig unklar. Die Bitte an Besucher*innen, von der Rückforderung für bereits bezahlte Tickets abzusehen und so das Theater zu unterstützen, kam in den letzten Tagen vom Theater Alte Brücke in Sachsenhausen. Gerade die nicht subventionierten Häuser sind auf Solidarität angewiesen, damit eine funktionierende Kulturlandschaft bestehen bleibt.

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tag Theater Kino Schließungen Kulturszene Frankfurt
Darstellende Kunst Bericht

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The signet of facing arts joining the faces of STORM.

Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

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