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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

Kunst gehört zur Grundversorgung

by Marcus Woeller (19 Apr 2020)
Original source: Welt

Die Kultur- und Kreativbranche hat der Lockdown hart getroffen. Mit der Diskussion der ersten Lockerungen werden wohl auch Galerien und Ausstellungshäuser wieder öffnen können. Viele Galerien haben staatliche Zuschüsse erhalten, dennoch war das für viele nur ein Tropfen auf den heißen Stein, so Kristian Jarmuschek und Birgit Maria Sturm, der Vorsitzende und die Geschäftsführerin des Bundesverbandes Deutscher Galerien und Kunsthändler. Nicht nur können sie ihr Angebot weder im Showroom noch auf Messen präsentieren, a uch möchten Sammler die Arbeiten, für die sie sich interessieren, im Original sehen. Die Öffnung der Galerien bedeutet somit nicht nur für Galerist*innen einen Hoffnungsschimmer in der Krise, denn nicht nur Museen sind für die »Grundversorgung mit Kunst« zuständig, dazu leistet auch der Kunstmarkt einen wichtigen Beitrag.
Zwar sind viel Kultureinrichtungen in Deutschland staatlich subventioniert und somit auch während der Krise geschützt, dennoch werden auch hier die Einnahmeausfälle schmerzlich spürbar werden. Die Programmarbeit muss in den nächsten Monaten stark reduziert werden und auch die Zusammenarbeit mit freiberuflichen Mitarbeitern, wie z.B, Grafiker*innen, wird vorerst wohl eher eingeschränkt sein. Wenn keine neuen Ausstellungen gezeigt werden, gibt es keinen Bedarf an Printmedien und auch Kataloge werden keine produziert.
Sicher ist man sich aber in der Branche auch, dass die Öffnung der Häuser nicht zu Verhältnissen wie vor der Krise führen wird. Die soziale Nähe bei räumlicher Distanz wird einen größeren Stellenwert einnehmen als der Konsum von Kultur.

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tag Museen Galerien Kunstmarkt Einnahmeausfälle freie Mitarbeiter
Bildende Kunst/Design Bericht

Vor dem Ersticken

by Andreas Kilb (18 Apr 2020)
Original source: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Die ersten Lockerungen hin zu einem normalen Alltag lassen die Bürger in Deutschland aufatmen, bieten sie doch ein Stück Normalität. Das gilt aber nicht für den Kulturbetrieb. Im »Namen der epidemiologischen Vernunft« wird der Kultur die Luft abgedrückt. Mit diesem eindrücklichen Bild beschreibt Andreas Kilb die Situation in der Kreativbranche seit Beginn des Lockdowns sehr eindrücklich. Das radikale Bild wählt der Korrespondent der FAZ, weil die Regelungen recht willkürlich erscheinen. Warum darf ein Warenhaus auf 800 Quadratmetern seine Dienstleistung anbieten, Museen müssen aber weiterhin geschlossen bleiben? Warum schwadroniert Markus Söder bei der Pressekonferenz darüber, dass die Biergärten trotz schönem Wetter nicht öffnen dürfen, erwähnt aber die Kultur mit keinem Wort. Kultur, das ist die Konsequenz aus der Pressekonferenz des Bundes, gehört nicht zu den »Lebensmitteln« - auch wenn Monika Grütters gerne das Gegenteil behauptet. Sie wird den Genussmitteln zugeordnet, auf die die Bürgerinnen und Bürgern nun noch eine Weile verzichten müssen. Für die vielen Beschäftigen der Branche bleibt nur die demütigende Prozedur des Hartz IV-Antrags und für die vielen kleinen Veranstaltungshäuer bleibt zu hoffen, dass sie den Würgegriff noch einige Zeit aushalten können.

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tag Hartz IV Lebensmittel Monika Grütters Markus Söder
Darstellende Kunst Debatte

Situation der kleinen Verlage in der Coronakrise

by Martina Senghas (02 Apr 2020)
Original source: SWR 2

Das fragile System des Buchhandels ist aus dem Gleichgewicht geraten. Die Absage der Leipziger Buchmesse traf vor allem die kleinen Verlage. Bereits mit der Absage der Buchmesse sind die Einnahmen extrem eingebrochen. Die intensive Bewerbung der Bücher mit Veranstaltungen ist durch den Lockdown nicht mehr möglich. Der Verkauf der Neuerscheinungen läuft schleppend bis gar nicht an. Das trifft zwar auch die großen, aber in besonderer Weise die kleineren, unabhängigen Verlage. Sie arbeiten in der Regel in enger Kooperation mit den unabhängigen Buchhandlungen. Sie verfolgen das gemeinsame Ziel außergewöhnlich gute Literatur anzubieten und die Buchhandels- und Verlagsstruktur aufrecht zu erhalten.
Der lokale Buchhandel versucht nun mit einem Auslieferungsservice das Geschäft aufrecht zu erhalten. Dennoch rechnet Ulrich Wellhöfer für seinen Verlag mit einem Umsatzeinbruch von rund 90 Prozent. Ob sich die Verlage bis zur Buchmesse im Herbst erholen können und ob die Großveranstaltung tatsächlich stattfinden kann, ist mehr fraglich – zumal die Virologen vor einer neuen Infektionswelle im Herbst warnen…..

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tag Neuerscheinungen Buchmesse unabhängige Verlage
Wort Bericht

»Eine Konventionalstrafe ist in jedem guten Vertrag enthalten« . Geldsorgen der Kunst

by Eva-Maria Magl (13 Mar 2020)
Original source: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Eine Katastrophe nach der anderen, so beschreibt Detlef Köhler vom Theater »Grüne Soße« in Frankfurt seinen Arbeitsalltag. Die Unsicherheit macht dem Kulturbereich zu schaffen. Wegen dem Coronavirus werden alle größeren Kultureinrichtungen in Frankfurt bis zum 10. April geschlossen, die Staatstheater in Wiesbaden und Darmstadt spielen noch, warten aber stündlich auf die Anordnung zu schließen, die Kinos denken über Maßnahmen nach, wie die Besucherströme besser gelenkt werden können. Zwar ist von erste n Notfallfonds die Rede, aber die Kulturschaffenden und Kultureinrichtungen rechnen bereits jetzt mit massiven Umsatzrückgängen. Besonders betroffen sind hiervon die freischaffenden Künstler*innen. Ob und wie ihre Verdienstausfälle kompensiert werden können, ist völlig unklar. Die Bitte an Besucher*innen, von der Rückforderung für bereits bezahlte Tickets abzusehen und so das Theater zu unterstützen, kam in den letzten Tagen vom Theater Alte Brücke in Sachsenhausen. Gerade die nicht subventionierten Häuser sind auf Solidarität angewiesen, damit eine funktionierende Kulturlandschaft bestehen bleibt.

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tag Theater Kino Schließungen Kulturszene Frankfurt
Darstellende Kunst Bericht

Musik gegen die Stille

by Jens Lehmann (13 Mar 2020)
Original source: rbb24

Alle Konzerte sind abgesagt, doch die Klangkörper wollen spielen und verlegen ihre Konzerte kurzerhand ins Netz. Die Ratlosigkeit ist den Veranstaltern allerdings bei diesen Online-Auftritten anzusehen und Simon Rattle bringt es beim Konzert der Berliner Philharmoniker auf den Punkt: Man möchte in einer Zeit, in der die Menschen Abstand halten müssen, mit der Musik Trost spenden. Dieses Festhalten an der Normalität des Veranstaltungskalenders darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Programm der Berliner Philharmonie einem »Virtuell en Grabstein«. Nicht nur sind jetzt großartige Programme nicht zu hören, zugleich reißt das weitreichende Veranstaltungsverbot ein existenzgefährdendes Loch in die Kassen von der Musiker und Ensembles, aber auch der gesamten Zulieferkette des Kulturbetriebes.
Trotz der sich anbahnenden Notlage glänzen die Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Simon Rattle an diesem Abend. Gespielt wird Berios »Sinfonia« und Bartoks Konzert für Orchester, zwei Schlüsselwerke des 20. Jahrhunderts. Jens Lehmann ist begeistert von der Darbietung des Orchesters und der Stuttgarter Vokalsolisten im ersten Teil des Konzerts. Berios Portrait des Jahres 1968 wird meisterhaft dargeboten. Nach der Pause scheint die Leere im Saal auf die Musiker einzuwirken, die mit Bartok gegen das Unvermeidliche anspielen. Die sensationell gute Darbietung von Bartoks Konzert verhallt ohne Applaus. Totenstille herrscht nach dem letzten Akkord. Das rührt nicht nur den Zuhörer, sondern auch den Dirigenten.

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tag Neue Musik Geisterkonzert Simon Rattle Berliner Philharmoniker
Musik Kommentar

Kreatives Kulturleben in Zeiten von Corona

by Torsten Landsberg, Sertan Sanderson (12 Mar 2020)
Original source: Deutsche Welle

Mit Beginn der Coronakrise wurden weltweit Konzerte abgesagt und Kultureinrichtungen mussten schließen. Das hindert Orchester und Ensembles nicht daran zu spielen. In Venedigs Teatro La Fenice spielte das Quartetto Dafne Ludwig van Beethovens Streichquartett Nr. 4 in c-Moll Op. 18 Nr. 4 und Aleksander Borodins Streichquartett Nr. 2 in D-Dur vor leerem Haus und streamte live in die Wohnzimmer der Musikliebhaber. Unter dem Hashtag  #iorestoacasa versehen - »Ich bleibe zu Hause« wird in Italien nicht nur ein Zeichen der Solidari tät mit den erkrankten Menschen gesetzt, sondern ebenso gezeigt, dass Kunst und Kultur vor dem Virus nicht kapitulieren. 
Aus Konzertsälen und Wohnzimmern weltweit wird live gestreamt. Das gilt nicht nur für die klassische Musik. So hat beispielsweise die italienische Sängerin Gianna Nannini ihre Fans mit einem Hauskonzert als Maßnahme gegen die Corona-Einsamkeit überrascht. 
Die Situation ist einmalig. Selbst Geoffry Wharton, der 30 Jahre als Konzertmeister beim Gürzenich Orchester in Köln tätig war, kann sich an eine vergleichbare Welle an Konzertabsagen nicht erinnern. Besondere Sorgen macht er sich in dieser Situation um seine freiberuflichen Kolleg*innen, die eine solche Welle an Absagen ökonomisch nicht lange überstehen können. 

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tag Konzerte Onlineangebote
Musik Bericht

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The signet of facing arts joining the faces of STORM.

Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

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