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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

Ein bisschen Event geht immer . Klassik & Corona

by Manuel Brug (20 Jun 2020)
Original source: Welt

Die Freunde der klassischen Musik würden sich aktuell auf einen aufregenden Festivalsommer vorbereiten, würde Corona nicht so ziemlich alles verhindern, was die Klassikwelt beflügelt. Manuel Brug gibt in seinem Beitrag einen Überblick über die Planungen für den Sommer und den Beginn der Spielzeit. 
Der Festivalsommer ist weitgehend abgesagt. Verschiedene Initiativen und Veranstalter haben mit kleineren Konzerten und Veranstaltungen im Netz ein neues Programm entwickelt, das aber kaum unter wirtschaftlichen Bedingungen angeboten werden kann. Die großen Häuser haben sich inzwischen alle in die Sommerpause verabschiedet. In Amerika wurde sogar bereits bekannt gegeben, dass ein regulärer Spielbetrieb erst wieder im Januar aufgenommen wird. Ein Großteil der Orchestermusiker und Chormitglieder wurden bereits entlassen. Für freie Künstler*innen und Ensembles stehen erst einmal keine Jobs in Aussicht. 
Dramatisch ist auch die Lage an den Pariser Opern. Diese waren schon von der Streikwelle im Winter schwer gebeutelt und haben bereits ein Defizit von 40 Millionen Euro angehäuft. Der scheidende Indendant Stéphane Lissner hat sich frühzeitig aus dem Staub gemacht und sein Nachfolger, Alexander Neef, steht noch nicht zur Verfügung, um das Chaos zu beseitigen. 
In Zürich hat man sich eine neue Aufführungspraxis ausgedacht, um möglichst viele Sitzplätze anbieten zu können: Das Orchester wird von einem großen Probenraum aus live zugeschaltet. Auf der Bühne sind höchstens Gesangssolisten und gegebenenfalls kleinere Chorensembles zu erleben. Das Konzerterlebnis aus der Konzerve, um den Business-as-usual-Anschein aufrecht zu erhalten, kann Manuel Brug nicht überzeugen. 
Auch an den deutschen Häusern führt Corona zu großen Spielplanumstellungen. Es werden kleinere Produktionen gezeigt, nur bereits verpflichtete Gäste werden eingesetzt. Lediglich die Bayerische Staatsoper  möchte die Premiere von »7 Deaths of Maria Callas« mit Marina Abramovic zeigen. Dieses Event möchte man sich doch nicht nehmen lassen. 
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tag Klassische Musik Oper Konzerthäuser Spielplan Festivals USA Paris Streaming Marina Abramovic
Musik Bericht

Eight ways museums could make most of the coronavirus crisis . Failure to seize this opportunity to make changes would be a graver error than any breach of etiquette

by Adrian Ellis (11 Jun 2020)
Original source: The Art Newspaper

Dieser Artikel von Adrian Ellis geht aus einer Reihe von Gesprächen hervor, die er Anfang Mai 2020 mit Museumsdirektoren in New York, Salem, Buffalo und Kansas City geführt hatte. Alle sind sich darin einig, die Krise zu nutzen, um die Aufgaben eines Museums durch folgende Möglichkeiten neu zu definieren:
- Die Bemessung von Erfolg muss einer Neubewertung unterzogen werden.
- Die bisherigen Strategien für Ausstellungen und Bildungsprogramme müssen einer Revision unterzogen werden.
- Verstärkung der lokalen Anbindung der Mus een als »community anchors« durch Einbeziehung der Nachbarschaft und Vertiefung lokaler Partnerschaften.
- Pflege und Erweiterung der virtuellen Community.
- Die (konservative) Organisationskultur soll neu ausgerichtet werden auf die Schwerpunkte »mission and values«.
- Kunst soll nutzbar gemacht werden, um die Gesellschaft neu zu erfinden.
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tag Museum Neuausrichtung Museumspädagogik Strategie Digitalisierung
Bildende Kunst/Design Bericht

How we can save our theatres . Britain’s powerhouse cultural sector needs investment, not charity

by Sam Mendes (05 Jun 2020)
Original source: Financial Times

Im Hinblick auf die ernste Situation der Theater im Vereinigten Königreich glaubt Sir Sam Mendes einen Plan zu haben, wie dieser reichen Kultur zum Überleben verholfen werden kann. Der britische Film- und Bühnenregisseur unterstreicht den Wirtschaftsfaktor für das Vereinigte Königreichs als kulturelle »soft super power«: Hier generiert das Live-Theater nicht nur Karteneinnahmen, sondern bringt auch neue Talente für die Filmindustrie hervor. Um den "facettenreichen Organismus" des Live-Theaters zu retten, schlägt er eine Mixtur verschiedener Rezepte vor. Zunächst einmal plädiert er dafür, die Belegschaft zu erhalten. Vor allem schlägt er eine von 20 Prozent auf 50 Prozent erhöhte Steuererleichterung für die nächsten drei Jahre vor. Schließlich bringt er ein neues Modell für eine staatliche Unterstützung ins Spiel:  Er schlägt vor, dass der Staat als "Engel" fungiert, ähnlich wie ein privater Investor, der neue Programme mitproduziert. Die Regierung gewährt also keine Subventionen, sondern fungiert als öffentlicher Investor, der im Falle einer erfolgreichen Produktion auch einen Anteil an den Einnahmen erhält.

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tag Theater Sam Mendes Steuererleichterung Kulturförderung
Darstellende Kunst Statement

Das Kulturland ist erschreckend still geworden

by Hedwig Kainberger (02 Jun 2020)
Original source: Salzburger Nachrichten

Auch in Österreich waren am Pfingstwochendene erstmals wieder Kulturveranstaltungen erlaubt, doch der Berieb läuft nur langsam an. In Salzburg waren nur wenige Termine im Veranstaltungskalender aufgeführt. Das verleitet die Ressortleiterin Kultur Hedwig Kainberger zu einem bissigen Kommentar, in dem sie den Kulturschaffenden wenig Wagemut und Kreativität im Umgang mit den neuen Veranstaltungsvorschriften vorwirft. Auch in anderen Jahren hätte es Veranstaltungen im Freien gegen, warum muss man aktuell das Feld den Autokinos überlassen? D er Artikel impliziert, dass der wehement geäußerte Wunsch, wieder spielen zu wollen, vielleicht doch nicht so ernst gemeint war.
Immerhin – so der positive Ausblick – werden in diesem Jahr die Salzburger Festspiele stattfinden und auch das Festival styriarte hat mit dem Kartenvorverkauf begonnen.

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tag Veranstaltungen
Alle Sparten Kommentar

Elend und Energie . Musik in Corona-Zeiten

by Eva Blaskewitz (02 Jun 2020)
Original source: Deutschlandfunk

Eva Blaskewitz nimmt die Zuhörer der Musikszene im Deutschlandfunk mit auf eine Reise durch die Musiklandschaft während der Coronakrise. Sie spricht mit der Sängerin Christiane Karg, die sich ohne Aussicht auf einen baldigen Auftritt stumm fühlt, und mit dem Vision String Quartett, das gerade die Release-Tour zur ersten CD absagen musste. Die jungen Musiker nutzen die Absage, um an ihrer nächsten Platte zu arbeiten. Wie so viele andere freischaffenden Musiker*innen haben sie aber aktuell kaum Einnahmen.
Die Absage aller Konzerte trifft abe r nicht nur die Musiker*innen. Konzertagenturen sind aktuell vor allem mit der Abwicklung nicht stattgefundener Veranstaltungen beschäftigt. Auch wenn die Branche sich über die neue Solidarität unter den Mitgliedern freut, planen lässt sich im Moment nur schwer, da es nach wie vor keine Vorgaben für den Herbst gibt. Ähnlich sieht es in der Kölner Philharmonie oder im Berliner Konzerthaus aus. Hier versucht die Marketingabteilung mit vielfältigen Onlineangeboten den Kontakt zum Publikum zu halten, allerdings ist man sich durchaus bewusst, dass schlecht ausgeleuchtete Streamings aus dem Wohnzimmer nicht den Ansprüchen der Häuser entsprechen. Professionelle Aufnahmen sind aber teuer und in Anbetracht der großen Einnahmeverluste – alleine im Berliner Konzerthaus belaufen sie sich auf 2 Millionen Euro – können sich die Häuser diese kaum leisten.
Gewinner der Krise sind auch in der Musikbranche Streamingdienste. Das auf klassische Musik spezialisierte Startup Idagio hat nicht nur ein breites Spektrum an Aufnahmen im Programm, mit Beginn der Coronakrise wurden auch hier neue Formate entwickelt. Neben Einführungen in Konzerte mit prominenten Musikern wird aktuell an Onlinekonzerten gearbeitet, an denen die Zuhörer*innen mit einer gelösten Eintrittskarte von Zuhause live teilnehmen können.
Neue Konzertformate entstehen aber nicht nur im Internet. Orchester gehen zu ihren Publikum, spielen auf öffentlichen Plätze oder Innenhöfen. Auch Balkonkonzerte professioneller Musiker*innen gibt es in der einen oder anderen Nachbarschaft. Edward Runge und Jacques Ammon, die regelmäßig für ihre Nachbarn spielen, sind sich einig: »Nichts ersetzt das Livekonzert und das gemeinsame Erleben als Publikum.«

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tag klassische Musik Absagen Honorare Konzerthäuser Konzertagenturen Onlineangebote Balkonkonzerte Idagio
Musik Bericht

»Es gab keine Kommunikation zwischen Theater und Politik« . Öffnung von Theatern und Opernhäusern

by Barbara Behrendt, Michael Schmitz-Aufterbeck (31 May 2020)
Original source: Deutschlandfunk

Rund 30 Mitarbeiter*innen und Generalintendant Michael Schmitz-Aufterbeck waren am Theater Aachen im März an Corona erkrankt. Der Intendant selbst musste einige Wochen im Krankenhaus behandelt werden. So ist man sich der Gefahr, die eine Erkrankung bedeutet, sehr bewusst. Umso irritierter war er über den Plan der Landesregierung, die Theater und Opernhäuser am 31. Mai wieder zu öffnen. Enttäuscht zeigt sich Schmitz-Aufterbeck über das Verhalten der Politik. Die Öffnung traf die Theater völlig überraschend mitten in der Abwickl ung der Saison. In die Klage Ulrich Khuons, des Präsidenten des Deutschen Bühnenvereins, über die fehlende Kommunikation der Politik mit den Kulturschaffenden, kann er daher nur einstimmen, denn Gespräche mit den Kulturschaffenden fanden vorab keine statt.
Problem bei der Öffnung sieht er weniger in der Umsetzung der Abstandsregeln für die Besucher*innen, sondern für die Mitarbeiter*innen am Theater. Auf dem aktuellen Spielplan finden sich keine Produktionen, die unter Coronabedingungen gespielt werden könnten. Alles, was jetzt aufgeführt werden könnte, muss neu produziert werden. Andererseits sind hinter der Bühne die Räumlichkeiten teilweise sehr begrenzt. So ist es für die Bühnen in Aachen fast unmöglich unter den aktuell geltenden Abstandsregeln einen Probenraum für den Opernchor zu finden. Sei es auf den Fluren oder in der Maske für jeden Raum muss ein eigenes Konzept erarbeitet werden, damit die Mitarbeiter*innen geschützt werden. Das kostet nicht nur unheimlich viel Zeit, sondern führt den Verantwortlichen auch vor Augen, wie unsinnlich das ist, was gerade passiert. Auch Auftritte im Freien gestalten sich in Abstimmung mit dem Ordnungsamt in Aachen schwierig, da sie nur in abgetrennten Bereichen möglich sind. So ist eine Aufführung im Freibad angedacht, wo aber auch nur 70 Besucher pro Vorstellung zugelassen werden können.
Die rasche Öffnung der Theater sieht Schmitz-Aufterbeck eher problematisch. Zwar versucht man auch in Aachen durch kostenlose Aktionen im Freien den Publikumskontakt zu halten, ein normaler Spielbetrieb ist aktuell aber nicht denkbar. Für die kommende Spielzeit werden erst einmal kleiner Produktionen geplant, bei denen die körperliche Nähe nicht zwangsläufig notwendig ist, damit der Probenbetrieb problemlos anlaufen kann. 
Der Tausch mit kleineren Häusern ist in Aachen nicht im Gespräch, da Arbeiten, die normalerweise während der Sommerpause durchgeführt werden, vorgezogen werden. Auch würden Gastspiele ein technisches Team benötigen. Der Kontakt mit anderen Theatern in Aachen ist sehr locker, da alle gerade mit ihren eigenen Problemen kämpfen. Um die kleinen, freien Theater zu retten, braucht es staatliche oder städtische Hilfe. Selbst für die subventionierten Häuser ist die Kurzarbeit im Moment ein Mittel, um die Einnahmeausfälle zumindest etwas zu kompensieren. Auf Dauer werden sie aber auch Unterstützung benötigen.

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tag Theater Oper Öffnung Hygieneregeln Kommunikation Spielplan Ulrich Khuon
Darstellende Kunst Interview

Kein »Zurück auf Los« für die Kultur

by Gero Schließ (30 May 2020)
Original source: Deutsche Welle

Neben der Luftfahrt, dem Tourismus und der Gastronomie hat die Pandemie vor allem die Kultur hart getroffen. Noch wartet die Kultur- und Kreativwirtschaft auf das rettende Konjunkturpaket, das die Folgen  ausgleicht und die Infrastruktur erhalten soll. Denn was bereits jetzt schon absehbar ist: der Schaden in der Branche ist gigantisch und er wird Langzeitwirkung haben. 
Dabei bringt die Krise Zutage, was den Insidern der Branche lange bewusst war:Im Land der Dichter und Denker wird das »Wahre und Schöne wird oft unter prekären Bedin gungen hergestellt«. Da alleine rund 340.000 Beschäftigte mit einem Jahreseinkommen von weniger als 17.500 Euro im Jahr als sogenannte Mini-Selbständige tätig sind, waren die Rücklagen schnell aufgebraucht. Die Soforthilfe der Länder waren da lediglich Erste-Hilfe-Maßnahmen, die nun durch eine langfristige Perspektive abgelöst werden muss. 
Erst wenn diese Aufgabe bewältigt ist, sollte auch die Systemfrage gestellt werden: Was sind uns Kunst- und Kulturschaffende wert? Wie werden Veranstaltungen in Zukunft aussehen? Wird man auf Großveranstaltungen verzichten und stattdesen wieder mehr auf regionale Events setzen? Denn der Wesenskern der Branche - so viel ist gewiss - wird auch nach der Krise in der Begegnung, dem Dialog bestehen. Darauf dürfen wir nicht verzichten. 

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tag Konjunkturpaket Mini-Jobs prekäre Lebenslage kulturelle Infrastruktur
Alle Sparten Kommentar

Folge #4: Lutz Leichsenring . Happy Endzeit - der Popkultur Podcast

by Lutz Leichsenring, Marcus Mötz (28 May 2020)
Original source: Tonspion

»United We Stream« wurde sehr schnell zu Beginn des Lockdowns im März von der Berliner Clubcommission ins Leben gerufen. In Zusammenarbeit mit Arte Concert werden seit dem 18. März aus unterschiedlichen Clubs – zu Beginn nur aus Berlin, aktuell auch deutschland- und weltweit aus 45 Städten – Livekonzerte gestreamt. Die Zuschauer*innen können über Spenden die Clubszene unterstützen. Marcus Mötz spricht mit dem Sprecher der Clubcommission Lutz Leichsenring über die Clubszene in Berlin und die Kampagne »U nited We Stream«.
Städte bestehen nicht nur aus Galerien und Einkaufszentren. Prägend für ihre DNA, so Lutz Leichsenring, ist die jeweilige Clubszene. Diese hat nicht nur einen ästhetischen und kulturellen Faktor, sondern ist auch als sozialer Raum nicht nur, aber auch für marginalisierte Gruppen von großer Bedeutung. Darüber hinaus darf man nicht vergessen, dass die Clubszene ein großer Arbeitgeber ist. Alleine in Berlin sind über 9.000 Menschen in Clubs beschäftigt. Diese Räume und Arbeitsplätze gilt es zu retten.
Bis Mitte Mai wurden über »United We Stream« rund 1 Millionen Spenden gesammelt. Damit können Honorare für die Onlinekonzerte und Clubmieten der jeweiligen Veranstalter bezahlt werden. Ansonsten dient das Geld vor allem dazu, besonders stark in Bedrängnis geratene Clubs zu unterstützen. Die Szene retten wird »United we stream« nicht. Alleine für Berlin sind im Monat für Personal, Mieten, Leasingverträge, usw. rund 10 Millionen notwendig. Da können die Spenden nur in Einzelfällen helfen, Kündigungen von Mietverträgen oder Mahnungen abzuwenden.
Aktuell helfen die unterschiedlichen Soforthilfeprogramme – vom Kurzarbeitergeld über Hilfe für Solo-Selbständige bis hin zu Darlehen – den Clubs etwas Liquidität zu verschaffen und so über den Sommer zu kommen. Solo-Selbständigen rät Leichsenring Sozialhilfe zu beantragen. Im Blick auf andere Länder sagt er, müssen wir in Deutschland froh sein, dass wir dieses soziale Netz haben. Wer im Ausland keine Rücklagen hat, für den ist die aktuelle Situation dramatisch.  
Über die Onlineplattform »United We Stream« wurde sehr schnell in der Presse berichtet. Die Schaffung einer großen Öffentlichkeit war wichtig, um mit der Politik ins Gespräch zu kommen. Das neue Format »United We Talk«, in dem mit Podcasts und Sprachbeiträgen Inhalte geliefert und diskutiert werden, ist ein Statement der Szene. Man fühlt sich als progressive Speerspitze der Gesellschaft, wenn es darum geht, politisch-gesellschaftliche Fragen zu diskutieren. Wenn es notwendig ist, kann die Szene auch Menschen mobilisieren: »Clubkultur ist weit mehr als Party, ein DJ und eine Tanzfläche.«

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tag Clubszene United We Stream Berlin Subkultur
Musik Podcast

In Zeiten der Abstandsästhetik . Theater unter Corona-Bedingungen

by Stefan Grund (26 May 2020)
Original source: Welt

Auch für die Theater im Land gelten unterschiedliche Regelungen. Während in Rheinland-Pfalz die ersten Häuser Ende Mai wieder öffnen durften, bleiben die Bühnen in Hamburg is Ende Juni geschlossen. Damit werden die ersten Aufführungen erst mit Beginn der neuen Spielzeit zu sehen sein. Die Proben hierfür haben sowohl am Deutschen Schauspielhaus als auch am Thalia Theater wieder begonnen. Hierfür hat sich einiges verändert. Abstandsregeln werden eingehalten, Handschuhe und Desinfektionsmittel sind jederzeit verfügbar, es wird regelmäßig gelüftet und die Einhaltung der Hygieneregeln wird von Bühnenmeistern überwacht. Am Schauspielhaus wurde die Spielfläche um die Hinterbühne erweitert, das technische Team sitzt hinter Plexiglas und die Schauspieler halten Abstand. Im Thalia Theater wird die Mediensatire „Network“ eingeübt. Das Bühnenbild zeigt ein Fernsehstudio, das corona-bedingt in kleine Räume geteilt ist. Meist bleiben die Schauspieler in ihren Räumen, nur in wenigen Szenen sind sie gemeinsam in einem Raum zu sehen. So lassen sich Abstandsregeln gut umsetzen. Da auch die Schauspieler*innen durch die Krise verunsichert sind und einige von ihnen zur Risikogruppe zählen, gibt die Einhaltung der Hygieneregeln allen ein Gefühl der Sicherheit. 
Die nicht selbst gewählte Verfremdung, die durch die Einhaltung der Hygieneregel in der einen oder anderen Szene entsteht, stört Regisseur Jan Bosse nicht. Er macht während der Proben die Erfahrung, dass die Phantasie auf eine ganz eigene Weise angeregt wird und so Regieeinfälle entwickelt werden, auf die man vor Corona nicht gekommen wäre. Andererseits versteht er »Corona eine kollektive Erzählung«, die einen gemeinsamen Erfahrungshorizont der Zuschauer eröffnet. Auf diesen kann man auf ganz verschiedene Weise zugreifen, ohne befürchten zu müssen, dass eine Anspielung nicht verstanden wird. Auf Dauer kann er sich die corona-bedingte Spielweise nicht vorstellen, da er davon ausgeht, dass sich schnell Langeweile ausbreitet. Aktuelle Aufführungen dürfen aber den Riss in sich tragen, den die Gegenwart mit sich bringt. 

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tag Theater Probenbetrieb Hygieneregeln Hamburg Jan Bosse
Darstellende Kunst Bericht

Corona und Kultur in Berlin . Im ganz falschen Film

by Bert Schulz (23 May 2020)
Original source: taz

Wo ließe sich im Moment besser Kultur genießen als unter freiem Himmel? Der Virus mag das Sommerwetter nicht, die Ansteckungsgefahr im Freien ist daher gering. Während Kosmetikstudios und Shoppingmalls wieder öffnen, haben aber nicht einmal die zehn Freiluftkinos in Berlin eine Perspektive, wann sie wieder spielen dürfen. Dabei sind die Kinobetreiber vorbereitet: Im Freiluftkino Friedrichshain beispielsweise sind nicht nur Bänke abgebaut, um Raum zu schaffen, sondern die Betreiber haben auch ein platzgenaues Onlinebuchungssystem eingerichtet. Damit würde der Betreiber von sich aus auf rund ein drei Viertel seiner Plätze verzichten, um seine Besucher*innen zu schützen. Nur ein Supersommer würde es ihm so ermöglichen wirtschaftlich zu arbeiten. Die Vorstellung, wie unter solchen Bedingungen in geschlossene Häusern gespielt werden könnte, ist ernüchternd. Umso mehr verwundert es, dass der Berliner Senat kein grünes Licht für die Freiluftkinos gibt und so nicht nur den Betreibern zu Einnahmen verhilft, sondern auch den Berliner*innen ein kleines Stückchen Kultur zurückgibt.

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tag Film Freiluftkino Open Air
Darstellende Kunst Kommentar

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The signet of facing arts joining the faces of STORM.

Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

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