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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

Durchs Raster gefallen . Kulturschaffende in Coronakrise

by Sabine Seifert (29 Jul 2020)
Original source: taz

Drei Monate nach einem ersten Gespräch zu ihrer persönlichen Situation als Künstler*innen während des Lockdowns trifft sich Sabine Seifert wieder mit einem Sänger, einer bildenden Künstlerin, einem Schauspieler und einer Museumspädagogin, um mit ihnen über ihre Erfahrungen während der Corona-Krise zu sprechen.
Die Arbeitsbedingungen sind für die Künstler*innen nach wie vor alles andere als optimal. Der Tenor Wilko Reinhold gibt nach wie vor kein Präsenzunterricht, weil die Corona-Auflagen ihn unheimlich v iel Zeit kosten würden. Der Schauspieler und Regisseur Sascha Oliver Bauer finanziert sich überwiegend durch Synchronsprechen. Er hat die letzten Monate von der Grundsicherung gelebt und hat jetzt den ersten längerfristigen Auftrag erhalten. Das soziale Netz, das es ihn Deutschland gibt, weiß er sehr zu schätzen. Soforthilfe und Grundsicherung haben ihm geholfen, die letzten Monate finanziell zu überstehen. So einfach aufgefangen wurden leider nicht alle Antragsstellenden, da die Sachbearbeiter*innen die vereinfachte Antragsstellung recht unterschiedlich verstanden. Hinzu kommt, dass die Anträge auf Grundsicherung sich lediglich um rund ein Viertel erhöht haben. Aufgrund des schlechten Nimbus von Hartz IV schreckten viele vor einem Antrag zurück.
Auch die Anträge für Solo-Selbständige berücksichtigen die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Künstler*innen auch nach drei Monaten nicht, beklagt  Veronika Mirschel vom Referat „Selbstständige“ bei der Gewerkschaft Verdi. Nicht nur dass in vielen Bundesländern die Lebenshaltungskosten nicht als Betriebskosten angesehen werden dürfen, ist ihr ein Dorn im Auge, auch die Tatsache, dass in der zweiten Antragsrunde die Anträge nur noch von Steuer- oder Wirtschaftsprüfern gestellt werden dürfen, gehe völlig an der Realität kleiner und mittlerer Unternehmen vorbei. Die Aufteilung der Hilfen durch die Bundesregierung empfindet auch Heidi Sill, Sprecherin des bbk berlin, als ungerecht. Während für Kurzarbeiter die Hilfen aufgestockt werden, fühlen sich die Solo-Selbständigen alleine gelassen.
Zwar ist der Beruf des Künstlers/der Künstlerin grundsätzlich mit Unsicherheit verbunden, aber aktuell haben sich die Rahmenbedingungen radikal geändert. Niemand kann mit Sicherheit voraussagen, wie sich die Pandemie entwickelt. Wann wieder welch Veranstaltungsformate möglich sein werden.
Eine besonders schlechte Stellung haben in dieser Zeit die Museumspädagog*innen. Sie wurden in den letzten Jahren zunehmend in die Solo-Selbständigkeit abgedrängt, da die Häuser keine festen Stellen mehr vergeben. Da ihr Beruf als Gewerbe gilt, sind sie nicht nur umsatzsteuerpflichtig, sie können auch nicht in die Künstlersozialkasse aufgenommen werden. Wann wieder Führungen angeboten werden können, ist in vielen Bundesländern nach wie vor unklar. Größere Gruppenführungen wird es in absehbarer Zeit wohl keine geben.
Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, verweist darauf, dass sich die Arbeitsstrukturen auf den Kulturmarkt in den letzten Jahren verändert haben. Es gibt zwar weniger Künstler*innen, aber mehr Solo-Selbständige im Bereich kultureller Bildung, Management und in der Technik. Die Kulturpolitik hat es versäumt den prekären Strukturen, die hier entstanden sind, entgegen zu wirken. Grundsätzlich müsste man darüber nachdenken, so Olaf Zimmermann, ob der klassische Unternehmerbegriff auf Kunst- und Kulturschaffenden noch zutrifft – zumal sie einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten.
Wie kann Solidarität unter Künstler*innen – nicht nur in der Corona-Krise – aussehen? Das ist eine Fragestellung, mit der sich das Sheshepop Kollektiv schon länger beschäftigt, die nun aber drängender wird. Das Kollektiv wird in die neue Spielzeit mit einer Produktion im HAU (Hebbel am Ufer) starten. Bis dahin sind alle Rücklagen aufgebraucht, aber die Begeisterung über die einmaligen Probebedingungen auf der Originalbühne lässt über die finanzielle Misere hinweg positiv in die Zukunft blicken.

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tag Soforthilfe Grundsicherung Solidarität Verdi bbk Elisabeth Anschütz Sascha Oliver Bauer Ka Bomhardt Wilko Reinhold Olaf Zimmermann
Alle Sparten Bericht

Der verzögerte Kulturinfarkt . Resilienz des Kulturbetriebs

by Dieter Haselbach, Pius Knüsel (27 Jul 2020)
Original source: Kulturmanagement

Die Corona-Krise macht die Zweiklassengesellschaft im Kulturbetrieb sichtbar. Während die öffentlich finanzierten Einrichtungen zwar Einnahmeverluste hinnehmen müssen, sind die Jobs der teilweise in Kurzarbeit befindlichen Mitarbeitern sicher. Die öffentlichen Kassen übernehmen die auflaufenden kosten. Anders sieht es im privat finanzierten Bereich aus. Vom Theater über Kinos bis zu Klubs stellt sich die Frage, wie lange die Kapitaldecke ausreichen wird und ob die öffentlichen Hilfen ausreichen, um über die Krise zu kommen. Die Ple itewelle wird nicht ausbleiben. Selbständige Künstler*innen und ihre Hilfsberufe sind die Leidtragende der Krise, vor allem wenn ihre Tätigkeit Publikum voraussetzt: Live-Musiker*innen, Schauspieler*innen, Tontechniker*innen, Festivalmitarbeiter*innen, Kulturpädagog*innen, Honorarkräfte in Musikschulen und Puppenspieler*innen. Diese »unerschöpfliche Reservearme für die Institutionen« war bereits vor der Krise schlecht bezahlt. Da das Einkommen nur für die laufenden Lebenskosten ausreichte, führt dessen Wegfall direkt in eine existentielle Krise.
In Anbetracht der Tatsache, dass bereits vor der Krise über den Publikumsschwund in Kultureinrichtungen und den Bedeutungsverlust der Museen diskutiert wurden, sind die Verfasser über einen Beitrag von Tobias J. Knobloch, Präsident der Kulturpolitischen Gesellschaft, irritiert, der anmahnte, die öffentliche Finanzierung auszuweiten, um die Krisenfolgen für den Kulturbetrieb abzuwenden. In diesem Zusammenhang spricht er auch von Resilienz.
Hierbei darf nicht vergessen werden, dass in der Krise die große Zeit der Kulturverbände ist. Sie versuchen nun, einen Teil von den öffentlichen Geldern abzubekommen. Anders sieht es bei den Solo-Selbständigen aus, die durch die Förderraster der Bundes- und Landesregierungen fallen. Die Kulturverbände wehren sich in dieser Situation dagegen, dass der Zugang zum ALG II der einzige Ausweg aus dieser Misere sein soll. Lediglich Olaf Zimmermann vom Deutschen Kulturrat mahnte, dass der Zugriff auf das soziale Sicherungssystem ein Segen sein, der seit vielen Jahren vier Millionen Menschen zugemutet wurde. Warum also nicht als Künstler*in in Krisenzeiten auf das soziale Netz zugreifen?
Hier kommen die Autoren zum Hauptpunkt ihres Beitrags: Viele Künstler*innen verfügen nicht über ein Geschäftsmodell, das tragfähig wäre und Rücklagen und eine sinnvolle Alterssicherung vorsieht. Krisen- und Altersvorsorge auf später zu verschieben, ist kein Modell mit Zukunft. Auch wenn der Staat aktuell freigiebig ist, muss im Kulturbereich nachhaltiges Wirtschaften Einzug halten.
Aber auch in den öffentlichen Einrichtungen offenbart die Krise des Systems. Da im öffentlichen Bereich keine Rücklagen gebildet werden dürfen, operieren die Einrichtungen immer am Rande der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Andererseits folgt man den Null-Imperativ. Es werden keine Risiken eingegangen, d.h. aber im Umkehrschluss auch, dass keine Veränderungen möglich sind.
Aktuell wird jeglicher Kritik mit dem Hinweis auf die Corona-Krise begegnet. Dennoch stellt sich die Frage, ob die gewählten Förderinstrumente zielführend sind.
In ihrem Ausblick gehen die Autoren davon aus, dass die großen staatlich finanzierten Häuser die Krise überstehen werden, viele Soloselbständige und privat finanzierte Häuser aufgeben werden. Auch der Kulturtourismus wird 2021 wieder einsetzen. Die einzige Chance der Akteur*innen besteht darin, sich neue Handlungsspielräume zu erarbeiten. Einen Kulturinfarkt vermeiden kann man aktuell nur, wenn die Förderinstrumente und Organisationsprinzipien überdacht werden und die Digitalisierung vorangetrieben wird.

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tag Museen Kulturförderung Soforthilfe Solo-Selbständige Hartz IV Olaf Zimmermann Tobias J. Knobloch
Alle Sparten Bericht

Vorhang auf! . Spielstart: Anti-Corona-Konzepte deutscher Theater

by Verena Greb, Nadine Wojcik (19 Jul 2020)
Original source: Deutsche Welle

Demontierte Sitze, Plexiglasscheiben, Handdesinfektion, getrennte Ein- und Ausgänge: Der Betrieb an den Theatern soll wieder losgehen, doch dafür sind Hygienekonzepte notwendig, die das Publikum vor einer Ansteckung durch Tröpfcheninfektion schützen sollen. Jedes Haus entwickelt aktuell seine eigenen Konzepte. Gemeinsam wird wohl allen sein, dass maximal ein Viertel der bisherigen Karten angeboten werden kann.
Besondere Tests wurden in Augsburg und Berlin durchgeführt. Mithilfe von Maschinen und Ventilatoren wird in den Sälen gro&szli g;flächig Wasserstoffperoxid vernebelt. Das Berliner Ensemble meldet, dass mittels des natürlich abbaubaren Desinfektionsmittels 99 Prozent der Viren und Bakterien abgetötet werden können. Die Technik soll daher in Zukunft nicht nur für die Säle, sondern auch für Toiletten und Eingangsbereich Verwendung finden.
Im Münchner Residenztheater hat man unterdessen einen Theaterparcours entwickelt. Die Besucher*innen werden in Gruppen zu vier Personen durch verschiedene Stationen im Gebäude geführt, wo die einzelnen Szenen gespielt werden. Problematisch ist allerdings, dass nicht nur das Publikum auf Abstand gehalten werden muss, auch die Schauspieler*innen dürfen sich nicht zu nahe kommen.
Die Spielpläne für die neue Spielzeit wurden daher in allen Häusern überarbeitet, extrem körperliche Inszenierungen ebenso gestrichen, wie diejenigen mit vielen verschiedenen Rollen.
Auch wenn die Theater langsam aus der Schockstarre erwachen, bleiben doch grundsätzliche Zweifel an der Kulturpolitik: Warum gelten für die Theater andere Regelungen als für die deutsche Luftfahrt? Welchen Stellenwert hat Kultur? Das Überleben der großen Häuser ist durch Corona-Kulturhilfen gesichert. Reichen diese nicht aus, werden die Bundesländer langfristig aushelfen. Für die kleinen Bühnen, die sich mit den wenigen Sitzplätzen nicht über Wasser halten können, sieht es nicht so rosig aus. Sie müssen nun entscheiden, ob sie die Corona-Pause verlängern. Eventuell ist der Vorhang hier auch schon für immer gefallen.

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tag Spielzeit Theater Hygieneregeln Wasserstoffperoxid Freie Szene Kulturförderung
Darstellende Kunst Bericht

Sibler und Söder bremsen die Kultur aus . Kunst in Bayern

by Friedrich-Karl Bruhns, Vera Deininger, Axel Schertel (07 Jul 2020)
Original source: Süddeutsche Zeitung

In Leserbriefen gibt die Süddeutsche Zeitung ihren Leser*innen Raum, um auf die Kulturpolitik in Corona-Zeiten in Bayern zu reagieren. Diese reagieren auf Artikel von Egbert Tholl und ein Interview mit dem Staatsopern-Intendanten Nikolaus Bachler. Die Bilanz fällt vernichtend aus. Vera Deininger ruft die Zeitung zum beherzten Kampf für die Kultur auf angesichts des Versagens der politischen Entscheidungsträger. Den gleichen Eindruck äußert Dr. Axel Schertel mit Blick auf Österreich und die Schweiz, wo Kulturveranstaltungen mit bis zum 1000 Besucher*innen ab September wieder erlaubt sein sollen. Neben den extremen Ristriktionen für Orchester kritisiert Friedrich-Karl Bruhns das Eigenlob der Regierung in Bezug auf die »Hilfen für Soloselbständige«. Im Gegensatz zu den offiziellen Verlautbarungen kommen diese Hilfen aus unterschiedlichen Gründen – unrealistische Vorgabe bis fehlende Antragsformulare – bei vielen Künstler*innen nicht an. Dass im Gegenzug die Wirtschaftslobby völlig andere Regelungen für den Flugverkehr heraushandeln konnte, sieht Bruhns als Beweis dafür, dass der Kunst- und Kultursektor ebenso wie die Existenzgefährdung der Künstler*innen und Veranstalter*innen nicht ernst genommen wird. Die Abwägung zwischen notwendiger Vorsicht und möglicher Öffnung sollte für alle gelten.

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tag Egbert Tholl Markus Söder Bernd Sibler Münchner Philharmoniker Soforthilfe Hygieneregeln
Alle Sparten Leserbriefe

Jeff Koons, Gagosian Gallery, and Many Other Blue-Chip Art Operations Received Millions of Dollars in Government Stimulus Money

by Taylor Dafoe (07 Jul 2020)
Original source: artnet news

Kunst scheint in den USA ein anderes Geschäft zu sein, wenn man sich die öffentliche Sonderhilfe während der Krise nicht nur für Museen, sondern auch für Galerien und Künstlerateliers ansieht. Nach den vom Finanzministerium veröffentlichten Daten erhielten nicht nur Galerien wie Pace, David Zwirner und Gagosian Millionen, sondern auch die Ateliers von Jeff Koons oder Meow Wolff. Die Listen, wer wie viel erhalten hat, sind öffentlich zugänglich. 

tag USA Galerien Soforthilfe Museum
Bildende Kunst/Design Bericht

Zerreißprobe für die Buchmesse

by Sandra Kegel (04 Jul 2020)
Original source: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Die Frankfurter Buchmesse ist nicht nur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Branche, sie ist zugleich eine historische Institution, kann sie doch auf eine geistige Tradition und fünfhundertjährige Geschichte zurückblicken. Dass das in Corona-Zeiten kein Garant von Sicherheit ist, zeigen die aktuellen Diskussionen in Frankfurt. Der Oberbürgermeister Peter Feldmann wollte in den vergangenen Tagen ein neues Konzept für die Messe im Jahr 2021 verkünden, dabei sollte neben der Literatur auch Musik und Gaming vertreten sein. Ein Aufschrei in der Buchbranche, mit der das Konzept vorher nicht diskutiert wurde, führte zur kurzfristigen Absage der Pressekonferenz.
So einige sich die Branche in der Beibehaltung der Messe in Frankfurt ist, so sehr ringt die Buchmesse für 2020 um ein tragfähiges Konzept. Einige große Verlagskonzerne wie Bonnier, Holtzbrinck und Random House haben bereits angekündigt, in diesem Jahr nur digital vertreten zu sein, während andere wie Piper, Rowohlt und Luchterhand ihre Messebeteiligung bereits abgesagt haben. Auch die Verleihung des Deutschen Buchpreises im Kaisersaal, seit einigen Jahren der Auftakt der Messe, wird ohne Saalpublikum stattfinden. Doch angesichts der aktuellen Schwierigkeiten sollte man sich der Zerreißprobe stellen und sich auf die Stärken der Messe besinnen und diese stabilisieren anstatt frühzeitig das Handtuch zu werfen.

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tag Literatur Buchmesse Frankfurt
Wort Bericht

Entwarnung klingt anders . Chorsingen und Corona: Studie macht Aerosole sichtbar

by Tobias Stosiek (03 Jul 2020)
Original source: BR Klassik

Zu Beginn der Corona-Pandemie gab es einige Fälle von Massenansteckungen bei Chören und so liegt die Vermutung nahe, dass die Infektionsgefahr beim Singen besonders groß ist. In einer Studie der LMU München und der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen haben der Stimmarzt Matthias Echternach und der Strömungsmechaniker Stefan Kniesburges eine Reihe von Experimenten durchgeführt, um die Ausbreitung von Aerosolen sichtbar zu machen.
Als Probanden haben sich Sänger*innen des Bayrischen Rundfunk Chores zur Verfügung gestellt. Sie hatten die Hoffnung, mit der Studie ein positives Signal für die baldige Wiederaufnahme des Konzertbetriebes setzen zu können.
Im Laserlicht zeichneten die Forscher neben den Aerosolen auch Spucketröpfchen auf. Besonders hoch war die Anzahl der Tröpfchen beim Singen von Konsonanten. Die viel kleineren Aerosolwolken wurden mithilfe des Rauches von E-Zigaretten sichtbar gemacht, da die kleinen Partikel ohne Hilfsmittel kaum sichtbar sind.
Die Ergebnisse waren auch für die Forscher überraschend: Die Aerosole breiten sich nicht nur nach vorne aus, sondern verteilen sich auch auf die Seite. So sollten die Sänger*innen nicht nur nach vorne und hinten jeweils rund 2,5 Meter Abstand halten, sondern mindestens auch 1,5 Meter zur Seite. Je nachdem, wie gut ein Raum gelüftet werden kann, muss dieser Abstand noch vergrößert werden.
Die von der Studie erhoffte Entwarnung, blieb mit diesen Ergebnissen aus, gibt den Chören aber zumindest insofern Sicherheit, als sie die Hygieneregeln nun entsprechend anpassen können, um Sängerinnen und Sänger zu schützen. Darüber hinaus konnten die Forscher nachweisen, dass Masken nur bedingt die Ausbreitung von Aerosolen verhindern können. Diese dringen durch die Ränder der Maske ins Freie und verbreiten sich dann ungehindert in der Atemluft. Zudem bleiben noch eine ganze Reihe weiterer Fragen offen: Trägt das tiefe Atemholen beim Singen dazu bei, dass sich die Wahrscheinlichkeit der Ansteckung erhöht? Wie groß ist die Aerosolmenge, die beim Singen gebildet wird und wie hoch ist dementsprechend die Konzentration von Aerosolen in der Luft. Fragen, die noch zu beantworten sind, um den Gefahren beim Chorsingen weiter auf die Spur zu kommen.

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tag Chorsingen Aerosole Spucketröpfchen Hygieneregeln BR-Chor Matthias Echternach Stefan Kniesburges
Musik Bericht

Es fehlt die Angemessenheit der Mittel . Gesangsverbot für Chöre in Berlin

by Maria Ossowski (29 Jun 2020)
Original source: rbb24

Berlin hat seine Corona-Verordnung aktualisiert und darin das Singen in geschlossenen Räumen grundsätzlich verboten. Ausnahmen von dieser Regelung gibt es keine. Bis zum 24. Oktober sollen die Regelungen gelten.
Die Chöre, die vorab nicht informiert wurden, sind verärgert. In den letzten Wochen wurde bereits wieder in kleinen Gruppen unter Einhaltung großer Abstände geprobt, um im Herbst nicht nur an den drei Berliner Opern wieder mit neuen Programmen unter Einhaltung strenger Hygieneregelungen in die neue Spielzeit zu starten. Diese Pläne sind nun obsolet. Vom Gesangslehrer bis zur Primadonna ist ein Berufsverbot erteilt worden. Da es keinerlei Ausnahmeregelungen gibt und keinerlei Hygieneregeln akzeptiert werden, ist die Angemessenheit dieser Maßnahme zweifelhaft. Es bleibt zu hoffen, dass die betroffenen Chöre eine einstweilige Verfügung erwirken und wieder singen dürfen, denn ein angemessener und sorgfältiger Umgang mit Corona-Verordnungen ist notwendig, um nicht einzelne Berufsgruppen über Gebühr zu belasten und die Unterstützung der Bevölkerung dauerhaft zu erhalten.

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tag Chöre Oper Berufsverbot Berlin Verhältnismäßigkeit
Musik Kommentar

Was möglich ist . Die Münchner Philharmoniker spielen wieder vor Publikum

by Egbert Tholl (25 Jun 2020)
Original source: Süddeutsche Zeitung

In Bayern sind die Hygieneregeln so restriktiv wie in keinem anderen Bundesland. In der Münchner Philharmonie werden nicht nur maximale Abstände zwischen den Besucher*innen eingehalten, auch die Masken dürfen während des Konzerts nicht abgenommen werden. Ob das an dem »offenkundig nutzlosesten Kunstminister« liegt, der dem Hochkulturpublikum keine Disziplin zutraut, sei dahingestellt. Die rund 40 Musiker*innen unter der Leitung von Valery Gergiev lassen sich von den Restriktionen nicht beeinträchtigen. Das symphonische Live-Erlebnis p asst zur Stimmung und verbindet Prokofjew, Schostakowitsch und Schubert.  Die interessanten Umbaupausen zwischen den einzelnen Stücken sind der Tatsache geschuldet, dass das Stück auch fürs Netz aufgezeichnet wird. So werden noch weitere Musikliebhaber in den Genuß des Abends kommen. 

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tag Klassische Musik Münchner Philharmoniker Hygieneregeln Kulturminister Konzert
Musik Kurzkritik

Event- und Konzertveranstalter in Not . Aktion „Night of Light“

by Tom Koperek, Stephan Karkowsky (22 Jun 2020)
Original source: Deutschlandfunk

Rot erleuchtete Gebäude sollen in der »Night of Light« auf die Probleme der Veranstaltungsbranche aufmerksam machen. Konzerthallen, Theater und Live-Clubs sind deutschlandweit am Abend des 22. März 2020 dabei. Da es sich bei der Veranstaltungsbranche um einen sehr heterogenen Wirtschaftszweig mit über 150 Gewerken gibt, es es schwierig, sie im politischen Diskurs sichtbar zu machen. Das ist aber aktuell mehr als notwendig. Nach drei Monaten Berufsverbot, sind viele Betriebe am Ende ihrer finanziellen Möglichkeiten. Zwar haben viele bereits Soforthilfe erhalten, aber diese deckt immer nur einen Teil der anfallenden Kosten ab. Entgegen der Erwartungen sind es nicht vor allem Solo-Selbständige, die in der Veranstaltungswirtschaft arbeiten – auch wenn viele von ihnen bislang kaum Hilfe erhalten haben bzw. die Gefahr besteht, dass sie diese wieder zurückgeben müssen. Es sind vor allem kleine und mittelständische Unternehmen, die in der Veranstaltungsbranche tätig sind. Ihnen hilft zwar das Kurzarbeitergeld, um die hohen Personalkosten abzufedern, aber diese machen oftmals nur 25 Prozent der laufenden Ausgaben aus. Viele andere Positionen müssen von den Unternehmen auch ohne Einnahmen weiter bedient werden.
In der Branche sind zwar inzwischen wieder einige Veranstaltungen möglich, allerdings bezweifelt Tom Koperek, dass diese tatsächlich wirtschaftlich sind. In der LANXESS arena in Köln fanden Mitte März wieder erste Veranstaltungen statt. Allerdings wurden statt der üblichen 20.000 Sitzplätze nur Karten für 850 Besucher ausgegeben. Das ist zwar wichtig, um zu zeigen, dass es Möglichkeiten und Wege gibt, wieder Veranstaltungen durchzuführen, allerdings sind hier die Kosten annähernd so hoch, wie bei einem ausverkauften Haus. Auf Dauer kann die Branche so nicht überleben.

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tag Night of Light Veranstaltungsbranche Berufsverbot Solo-Selbständige Soforthilfe
Alle Sparten Interview

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The signet of facing arts joining the faces of STORM.

Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

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